Hotelier Sepp Schwaiger: «Wir werden die Betriebe stärker aus der Krise hervorbringen»
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Der Ausnahmehotelier Sepp Schwaiger ist ausgesprochen gut gelaunt – denn der warme Frühlingstag heute malt ein Bild davon, wie es sein könnte, im Sommer, im Urlaub, in Maria Alm. In der Salzburger Gemeinde in der Hochkönig-Region führt er nicht nur den Familienbetrieb, das Hotel Eder. Vor zwei Jahren hat er im 2000-Einwohner-Ort Maria Alm außerdem mit einem Adults-Only-Hotel von sich reden gemacht. Die Schließungen aufgrund der Corona-Krise treffen Schwaiger zwar genauso hart wie den Rest der Branche, aber unterkriegen lässt sich der ROLLING PIN-Hotelier des Jahres von ihnen nicht.
Wie er sich auf die Wiedereröffnung vorbereitet, warum seine Betriebe stärker aus der Krise hervorgehen werden und warum der Hotelier auf einen grandiosen Sommer hofft, hat er uns im Interview verraten.
Sepp Schwaiger im Interview
Hallo Sepp, wie geht es dir und deiner Familie?
Sepp Schwaiger: Wir sind jetzt in den Startlöchern. Wenn so schöne Tage kommen wie heute, dann kann man sich richtig vorstellen, wie schön der Sommer werden kann. Man liest natürlich viel, und das macht einen nachdenklich. Aber das muss man ausblenden, man muss sich völlig auf das konzentrieren, was kommt. Die Situation ist sicher nicht einfach, aber wir sehen immer das Gute an der Sache.
Was bedeutet das finale Go für die Wiedereröffnung eurer Hotels für euch?
Schwaiger: Das Datum ist sehr gut für alle – für uns als Unternehmer, aber auch für unsere Mitarbeiter, weil auch dort viele Fragen entstehen. Es weiß jetzt einfach jeder Bescheid, wann es wieder weitergeht. Und wir können unseren Gästen super darüber berichten, dass wir wieder für sie da sind. Das macht die ganze Sache sehr viel einfacher und es sieht sehr positiv aus.
Wie bereitet ihr euch auf die Eröffnung vor?
Schwaiger: In dieser Zeit haben wir natürlich viele Maßnahmen der Regierung mitgeteilt bekommen – und die müssen wir natürlich ernst nehmen. Aber wir haben jetzt genug Zeit gehabt, um viele neue Pläne zu entwickeln, vor allem, was die Hygienevorschriften betrifft. Und ich muss sagen, wenn ich das so sehe, gehen wir stärker aus der Krise hervor. Am Anfang sagt man das so leicht, aber mittlerweile glaube ich daran. Obwohl dieses Jahr wirtschaftlich mit Sicherheit ein sehr schlechtes sein wird. Aber wir werden die Betriebe stärker aus der Krise hervorbringen. Ich bin überzeugt, dass das sehr viele Betriebe in ganz Österreich ähnlich erleben werden.
Was habt ihr euch zum Beispiel Neues überlegt?
Schwaiger: Im Bereich Hygiene haben wir uns zum Beispiel überlegt, wie wir den faden Beigeschmack von Desinfektionsmittel für unsere Hotellerie peppiger machen können. Dann haben wir mit unserem heimischen Schnapsbrenner eine eigene Art Parfüm machen lassen. Jetzt gibt es das Desinfektionsmittel in drei verschiedenen Geschmacksrichtungen – und nach Vorgaben der WHO. Das verpacken wir in ein edles Glas-Flacon und positionieren es in jedem Zimmer und als Dekorationselement auf den Tischen. Das ist dann auch gleich ein schönes Mitbringsel für daheim.
Wie geht ihr mit den neuen Abstandsregeln um?
Schwaiger: Wir sind froh, dass wir große Räumlichkeiten, große Tische und mehrere Räumlichkeiten haben. Im Hotel Eder werden wir uns damit wenig schwertun. Im Hotel Sepp haben wir eher den modernen Gedanken, gemeinsam an einem Tisch zu sitzen, gemeinsam zu essen. Das wird natürlich eingeschränkter, aber dafür werden wir uns umso mehr darüber freuen, wenn das wieder möglich ist. Heuer werden wir spüren, wie sehr das abgeht. Dann wird da aber sehr viel Wertschätzung für das Thema kommen. An der Rezeption wiederum kann man alles in eine neue Qualität lenken – man führt die Leute auseinander. Nicht mehr so eng aneinander zu stehen, ist da ja auch ganz angenehm. Wir machen uns auch schon Gedanken, wie wir das mit dem Frühstücksangebot lesen.
Habt ihr da schon eine Idee?
Schwaiger: Ja, es wird alles serviert. Wir wollen eine Art Bausteinsystem anbieten – und der Gast bekommt dann alles auf einem Etagere. Zusätzlich werden wir anbieten, dass man auch auf der Alm frühstücken kann, wenn man eben nicht im Hotel sitzen will. Das wird zwar alles mehr Arbeit für uns, aber ich glaube, es zahlt sich aus, wenn wir mehr am Gast sind. Wir werden dadurch vielleicht mehr Service- und Mitarbeiterkosten haben, aber vielleicht haben wir deswegen aber weniger Wareneinsatz. Was wir ganz bestimmt haben werden, ist: mehr Kontakt zum Kunden. Im besten Fall behalten wir das dann bei.
Gibt es bereits Buchungen?
Schwaiger: Juli, August und September sehen sehr gut aus. Sowohl mit dem österreichischen als auch dem deutschen Markt. Die Deutschen machen sich anscheinend keine zu großen Sorgen, dass sie nicht kommen dürften. Ich denke aber auch, dass das funktionieren wird. Das ist fast eine Lebensader für uns, dass der deutsche Markt nach Österreich einreisen darf. Ende Mai und Juni ist da etwas verhaltener – aber da muss man auch einfach bedenken, dass wir Urlaub normalerweise in einem Buchungsfenster von etwa fünf Wochen im Voraus planen. Und vor fünf Wochen wusste noch niemand, wann es wieder losgeht.
Wie schätzt du die kommenden Monate ein?
Schwaiger: Es fallen leider einige Stammgäste und Firmengruppen weg. Das tut schon weh. Aber wir werden vielleicht auch viele neue Gäste begeistern. Da muss ich mich selbst als Beispiel hernehmen: Es gibt so viele Orte, die ich schon so lange anschauen wollte. Und dieses Motto werden in Österreich dieses Jahr sehr viele haben. Dann werden wir auch sehen, wie preiswert und hochqualitativ die Urlaubsregion hier in Österreich ist.
Wie ist die Stimmung bei deinen Mitarbeitern?
Schwaiger: Kommenden Donnerstag treffen wir uns alle, um nochmal einen freiwilligen Putztag einzulegen, bevor es wieder losgeht. Als wir geschlossen haben, sind wir ja alle mehr oder weniger Hals über Kopf abgehauen. Da bringen wir die Betriebe nochmal richtig auf Vordermann. Und danach gibt es draußen ein Grillen – und alle werden informiert und geschult. Darüber wird es auch einen kleinen Kurzfilm geben. Und die Stimmung ist sehr gut. Ich habe zwar allen gesagt, dass es im Sommer weniger Arbeit und dadurch auch weniger Gehalt geben wird – aber alle sind einverstanden. Die Mitarbeiter sagen zum Glück: Wenn es der Firma gutgeht, geht es uns auch gut.
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