Best of Sepp Schwaiger: vom Traditionsbetrieb bis hin zum Adults-Only-Hotel
Höher als der Kirchturm ragt in Maria Alm bloß der Hochkönig, der stolz den Horizont des Steinernen Meeres bestimmt. Wer den Blick gen Himmel hebt, fokussiert erst die Gletscher, streift dann Felsen, Wälder, Wiesen, bis er an einem Haus inmitten des Dorfplatzes hängenbleibt. „Eder“ prangt in goldenen Lettern über dem Fenster des zweiten Stocks, den eine Holzfassade ziert. Was sich hinter den Wänden verbirgt, übertrifft die Erwartungen – vor allem der Besucher, die wissen, dass das Hotel bereits sechs Jahrzehnte alt ist.
Um 1961 nannten die Gäste es noch Gasthof Eder. Neun Zimmer standen ihnen damals zur Verfügung. Neun Zimmer und eine Familie, die sich der Hotellerie verschrieben hatte. Ein Mitglied ebendieser Familie: Sepp Schwaiger. „Ich bin in unserem Gasthof aufgewachsen“, sagt er, ein im Jahr 1980 geborenes Kind der Alpen. Zu dieser Zeit führten seine Großeltern den Gasthof. Sie selbst hatten ihn aufgebaut. Bald steigen auch Schwaigers Eltern in den Betrieb ein. Dass ihn die nächste Generation eines Tages übernehmen würde, war damals vielleicht ihr Traum. Aber dass der kleine Blondschopf das Traditionsunternehmen gehörig auf den Kopf stellen würde, das konnte wohl niemand erahnen.
Höher als der Kirchturm ragt in Maria Alm bloß der Hochkönig, der stolz den Horizont des Steinernen Meeres bestimmt. Wer den Blick gen Himmel hebt, fokussiert erst die Gletscher, streift dann Felsen, Wälder, Wiesen, bis er an einem Haus inmitten des Dorfplatzes hängenbleibt. „Eder“ prangt in goldenen Lettern über dem Fenster des zweiten Stocks, den eine Holzfassade ziert. Was sich hinter den Wänden verbirgt, übertrifft die Erwartungen – vor allem der Besucher, die wissen, dass das Hotel bereits sechs Jahrzehnte alt ist.
Um 1961 nannten die Gäste es noch Gasthof Eder. Neun Zimmer standen ihnen damals zur Verfügung. Neun Zimmer und eine Familie, die sich der Hotellerie verschrieben hatte. Ein Mitglied ebendieser Familie: Sepp Schwaiger. „Ich bin in unserem Gasthof aufgewachsen“, sagt er, ein im Jahr 1980 geborenes Kind der Alpen. Zu dieser Zeit führten seine Großeltern den Gasthof. Sie selbst hatten ihn aufgebaut. Bald steigen auch Schwaigers Eltern in den Betrieb ein. Dass ihn die nächste Generation eines Tages übernehmen würde, war damals vielleicht ihr Traum. Aber dass der kleine Blondschopf das Traditionsunternehmen gehörig auf den Kopf stellen würde, das konnte wohl niemand erahnen.
Er wird aus dem einstigen Gasthof seiner Großeltern ein 4-Sterne-Superior-Hotel machen. Er wird ein zweites, komplett neues Konzept entwerfen, dafür ein eigenes Hotel bauen, zu dem „adults only“ Zutritt haben. Und er wird aus seinem Erbe eine Marke machen: die Eder Collection.
Sepp, der Ausreißer
Dass es so kommen würde, stand allerdings nicht immer fest. Denn zuallererst zog es den jungen Schwaiger in die Baubranche. „Schon in der Schule hat sich herausgestellt, dass ich in diesem Bereich sehr talentiert bin“, erzählt der Salzburger. Während er dem Bundesheer dient, jobbt er in einem Architekturbüro. Das Fach fasziniert ihn – so sehr, dass er es studiert. „Ich war bei einer Baufirma, ich war Elektriker, ich war bei den Tischlern. Ich habe Einblick in sehr viele Bereiche bekommen“, erinnert sich Schwaiger an die Anfänge seines Berufslebens.
Aber wie so oft gab es auch in Schwaigers Leben diesen einen Schlüsselmoment, nach dem doch noch alles anders kommen sollte: Als er „ungefähr 22 Jahre alt“ war, richtete er im Hotel Eder eine Cocktailbar ein. Im Gebäude gab es leerstehende Räume und in Schwaigers Kopf eine Fülle an Ideen. Mit ein paar Kumpels setzt er sie um und entdeckt ganz nebenbei seine Freude für den Beruf, der ihm am Ende wohl doch in den Genen lag.
„Da habe ich gemerkt, dass man etwas verändern und einen ganz anderen Zugang zur Gastronomie öffnen kann“, sagt der Hotelier heute und stellt fest: „Ich habe richtig Freude daran bekommen, mit Menschen zu arbeiten.“ Diese Freude bringt den verlorenen Sepp zurück nach Hause. In Innsbruck studiert er nun Unternehmensführung in Tourismus- und Freizeitwirtschaft.
Sepp Schwaiger gibt also ein unverhofftes Comeback. Aber in Maria Alm steht er zuallererst vor ein paar großen Fragen: Denn in der Familie war der Zeitpunkt für die Übergabe des Betriebes gekommen. Aber nicht nur, wer das Unternehmen weiterführen, sondern auch wie genau die Zukunft aussehen sollte, war unklar. Möglichkeiten gab es zur Genüge, immerhin hat Schwaiger vier Geschwister. Im Jahr 2008 beschließt der Familienrat dann, dass Sepp jener sein soll, der von nun an den Kopf hinhält, wenn etwas schiefläuft. Aber er wird auch jener, der das Unternehmen in neue Sphären katapultiert. „Wir haben den Betrieb grundlegend verändert“, resümiert der Hotelier, denn: „Das Hotel war in der Bilanz viel zu à-la-
carte-lastig und nicht zukunftsfähig.“
Hotel Eder: Umbau mit Folgen
Unter seiner Führung wird aus dem 29-Zimmer-Hotel ein 4-Sterne-Lifestyle-Hotel mit 72 Zimmern und Suiten: ein Akt in sechs Bauphasen und drei Schritten. Erst kommt die Vergrößerung von 29 auf 55 Zimmer. „Mit dem Schritt von 55 auf 72 Zimmer haben wir dann die notwendigen Attraktionen wie Schwimmbad und Wellnessbereich gebaut“, sagt Schwaiger. Kurzum: Nach der Verschönerung kam das Upgrade.
Mit der Renovierung waren aber nicht nur Hoffnungen, sondern auch Ängste verbunden. „Viele haben mir gesagt, dass ich Gäste verlieren werde, wenn ich teurer werde. Davor hatte ich sehr großen Respekt – und auch Angst“, erinnert sich der Hotelier. Im Endeffekt habe er zwar Gäste verloren, „aber es sind wiederum neue Gäste aufmerksam geworden, die mittlerweile zu Stammgästen geworden sind“. Die Tradition gleichzeitig weiterzuführen und sie doch zu brechen: Das scheint immer schon Sepp Schwaigers Ding gewesen zu sein. Aber er betont auch, dass es die Familie brauche, um das zu schaffen.
Seine Geschwister sind während des Umbaus in unterschiedlichen Führungsrollen beschäftigt. „Das ist auch etwas, das wir als Familie lernen mussten“, sagt Schwaiger, „dass nicht jeder für alles zuständig sein kann.“ Die Lösung: „Wir müssen uns auf einzelne Bereiche konzentrieren. Aber das kriegen wir mittlerweile schon ganz gut hin.“
So regelt Schwester Theresa beispielsweise den Vertrieb. Mutter Gertrude hilft mit der Buchhaltung und ist – nach mittlerweile 30 Jahren selbstredend – die Seele des Hauses. Schwaigers Frau Tanja kümmert sich um die gastronomische Qualitätssicherung. Auch wenn nicht immer alles glattläuft in einer derart großen Hoteliers-Familie, die Eder-Connection hält. „Wenn man auf die Familie zurückgreifen kann, ist das Gold wert“, sagt Schwaiger. Und der hat allen Grund zur Freude: Denn im Hause Eder wurden 2018 gleich zwei Sepps geboren.
Eder bekommt Sepps
Der erste Sepp wird ein Neujahrsbaby: Schwaigers erster Sohn. Der zweite wird ebenfalls ein Lebensprojekt. „Der Schritt zum zweiten Hotel war der unternehmerische Drang, noch einmal mehr zu wollen“, beginnt der Ausnahmehotelier zu erzählen. Schwaiger will aber nicht nur mehr, er will etwas komplett Neues: Und so baut der Unternehmer ein Adults-Only-Hotel in sein 2000-Einwohner-Dorf. Es trägt seinen Namen – oder den seines Sohnes.
Bis der Hausherr des Adults-Only-Hotels wird, dürften aber noch einige Jahre vergehen: Denn seine Gäste – und damit wahrscheinlich auch die Geschäftsführer – müssen mindestens 21 Jahre alt sein. In den Alpen ist das Konzept ein absolutes Novum. „Im Winter tun wir uns leicht“, sagt Schwaiger, „das Skifahren ist ein großes Argument für unsere Gäste.“ Aber der Sommer ist viel länger und auch im Süden gibt es Hotels nur für Erwachsene. Trotzdem läuft das Unternehmen laut Schwaiger super.
„Sich auf ein Nischenprodukt zu konzentrieren führt dazu, dass die Gäste, die kommen, sehr zufrieden sind“, resümiert der Hotelier. Vor allem das Design begeistert die Besucher. Und das stammt vom Hotelier selbst: Schwaigers Berufsausflug in die Baubranche hat sich hier einmal mehr bezahlt gemacht. Das Sepp plant er vom Bett bis zum Dach selbst. Und obwohl das Hotel nur 40 Zimmer hat, gibt es Pool und Sauna. „Das schätzen die Gäste“, weiß Schwaiger, der im April zum ROLLING PIN-Hotelier des Jahres gewählt wurde.
Die Eder-Connection
Aber nicht nur Schwaiger expandiert, auch sein Bruder Tom macht sich mit einem weiteren Konzept selbstständig: der Almhütte Tom. Es ist der dritte Betrieb der Familie. „Und da wir eine so schöne Konstellation haben, die zwei Hotels und die Hütte, haben wir uns gedacht, dass wir auch gleich eine Marke kreieren“, erklärt Schwaiger über das Entstehen der Eder Collection.
Denn Marken und Wiedererkennungswert werden heute immer wichtiger. „Mit unserem außergewöhnlichen Haus können wir dementsprechend auch für unsere anderen Betriebe einen Mehrwert schaffen“, sagt der Initiator des Hotel Sepp. Mittlerweile werden auch neue Zielgruppen darauf aufmerksam: Immer öfter buchen Firmen die Unterkunft als Eventlocation.
Next Generation
Sepp Schwaiger hat gewagt – und gewonnen. Etwas zu wagen und sich nicht aufhalten zu lassen, das rät der Hotelier auch der nächsten Generation. „Das Schlimmste wäre, nicht mutig zu sein und sich später zu fragen, was gewesen wäre, wenn man sich getraut hätte“, sagt er. Konsequent sein Ziel im Auge zu behalten, sei dabei das Wichtigste, aber eben auch, flexibel zu bleiben, die Grundidee zu verändern, wenn sie nicht funktioniert.
Die Grundidee der Eder-Hotels jedenfalls trägt und spinnt er weiter. Das finden auch die älteren Generationen schön. „Mein Großvater hat das über 50 Jahre lang gemacht. Und wenn er sieht, was daraus wird, ist das ein schöner Anblick. Es ist ja auch schön für ihn, zu sehen, dass die jungen Menschen weitermachen, was er gestartet hat“, sagt Schwaiger. Vielleicht führt ja sein Sohn das Hotelerbe eines Tages weiter.