Wie das Female Wine Collective Barrieren in der Gastronomie durchbricht
Eines gleich vorweg: An Studien mangelt es nicht. Und zwar an Expertisen, die sehr deutlich belegen, wie viel besser unsere Gesellschaft wäre, wenn sich das Patriarchat zurückziehen und stattdessen einer logischen Gleichstellung zwischen Mann und Frau Platz machen würde.
So wissen wir heute, dass Frauen an der Spitze von Teams diese zu besseren Leistungen anspornen als es Männer tun. Wir wissen, dass Frauen viele Strapazen – etwa als Astronautinnen im Weltraum – besser wegstecken als die ach so starken Männer.
Eines gleich vorweg: An Studien mangelt es nicht. Und zwar an Expertisen, die sehr deutlich belegen, wie viel besser unsere Gesellschaft wäre, wenn sich das Patriarchat zurückziehen und stattdessen einer logischen Gleichstellung zwischen Mann und Frau Platz machen würde.
So wissen wir heute, dass Frauen an der Spitze von Teams diese zu besseren Leistungen anspornen als es Männer tun. Wir wissen, dass Frauen viele Strapazen – etwa als Astronautinnen im Weltraum – besser wegstecken als die ach so starken Männer.
Gleichzeitig aber wissen wir auch: Männer fühlen sich von starken Frauen schnell angegriffen und unter Druck gesetzt. Im Gegenzug wird das Weiterkommen von weiblichen Highpotentials schnell und nur zu gern verhindert.
Das sind eben alles keine persönlichen Wahrnehmungen, sondern durch zahlreiche wissenschaftliche Experimente und Studien belegte Fakten. Unter anderem aus diesen Gründen hat etwa Norwegens Sterne-Chefin Heidi Bjerkan (Credo in Trondheim) vorwiegend auf Female Power in ihrer Küche gesetzt.
„Es geht alles viel ruhiger und entspannter über die Bühne“, sagt sie. Und demonstriert genau das allabendlich eindrucksvoll – ihre Küche ist zur Gänze offen, man kann ihr und ihrem Team jederzeit über die Schulter blicken. Eine Wohltat.
Zwei Frauen legen Finger in die Wunde
Die erfahrene Norwegerin ist eine von jenen, die aktiv daran arbeiten, unsere Gesellschaft offener für das Weibliche zu machen. In Österreich haben sich die beiden Sommelièren Friederike Duhme und Kira Huber Ähnliches vorgenommen: Mit der Gründung ihres Female Wine Collective haben sie binnen kürzester Zeit rund 100 gleichgesinnte Kolleginnen aus der Gastronomie an ihre Seite geschart.
Um mit ihnen gegen geschlechterspezifische Missstände in der Gastronomie anzutreten, um sexuelle Übergriffe und Ungerechtigkeiten anzuprangern und gleichzeitig füreinander Rückhalt und Schutzzone zu sein. Eins kann man gleich einmal attestieren: Dieser spontan so massive Zustrom belegt mit erschreckender Deutlichkeit, was die bereits zitierten Studien schon besagen: Da stimmt etwas ganz und gar nicht im System!
Die Tatsache, dass in Deutschland bereits Ableger in Gründung sind, unterstreicht das. „Außerdem wurde uns plötzlich klar, dass es viel mehr Frauen in unserer Branche gibt, als wir selbst gedacht hätten“, sagen Duhme und Huber heute.
Und legen damit den Finger auch schon in die erste Wunde der Gesellschaft: „Es gibt viele Frauen in der Weinwelt und in der Gastronomie, allein, sie werden nicht gesehen.“ Vielmehr werden sie von patriarchaler Männlichkeit überdeckt, analysiert Duhme. „Zudem kommen Frauen oft gegen die laute männliche Stimme schwer an“, ergänzt Huber.
Wenn Friederike Duhme und Kira Huber ihren Argumenten und Erzählungen Stimme verleihen, geht das heute nicht mehr unter. Das liegt daran, dass sie aus Erfahrung sprechen – beide sind seit vielen Jahren in der Spitzengastronomie tätig und somit so authentisch wie nur möglich.
Das liegt aber vor allem auch daran, dass ihr Female Wine Collective binnen eines Jahres eine Dynamik entwickelt hat, die weit über die Ursprungsidee hinausgeht – nicht nur, was die Mitgliederzahl betrifft. Längst ist der Verein offiziell eingetragen und „der spezifische Austausch untereinander, das Teilen von Erfahrungen befähigt uns gegenseitig, selbstsicherer aufzutreten, uns zu wehren und die Dinge beim Namen zu nennen“, sind sich die zwei Frauen einig.
«Es gibt viel mehr Frauen in der Weinwelt als man glaubt. Sie werden nur nicht gesehen!»
Kira Huber über einen von vielen Missständen
Welche Auswirkung diese bewusste Form des Gemeinsamen, des Kollektiven hat, lässt sich inzwischen sogar messen. Kira Huber erzählt: „Wir können ganz deutlich einen Rückgang der Vorfallszahlen verzeichnen!“ Die Rede ist freilich von Fällen sexueller Belästigung, Nötigung und dergleichen. „Wir merken, dass sich nicht nur Frauen besser positionieren, wir merken auch, dass die Sensibilisierung bei den Männern stark zugenommen hat“, sagt Duhme.
Damit spricht sie an, was oftmals missverstanden wird: Es geht dem Female Wine Collective nicht darum, gegen Männer vorzugehen, sondern darum, gemeinsam die Kluft zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen zu überbrücken. „Im ersten Jahr haben wir stark auf Aktionismus gesetzt, haben über Social Media auch sehr erfolgreich Missstände angeprangert.
„Das werden wir weiterhin tun, doch nun gehen wir den nächsten Schritt“, erzählt das Duo. Heißt: Eine Veranstaltungsreihe, die sich gleichermaßen an Frauen und Männer richtet und das Ziel hat, eben diesen Brückenschlag zu intensivieren, ist gerade in Vorbereitung. „Dabei wollen wir gemeinsam über spezifische Fälle und Situationen reden, wollen ergründen, wie sich was bei uns Frauen und umgekehrt bei Männern anfühlt.“ Um eben ein größeres gegenseitiges Verständnis zu schaffen und so die Welt für alle langfristig besser zu machen.