Felix Schellhorn: Schräg ist das neue Schwarz

Alle Willkommen, nur keine Arschlöcher: Felix Schellhorn gibt Marketing eine neue Bedeutung und der Hotellerie gleich mit. Mit dem Bad Gasteiner Koch, Hotelier und Weltenbummler im Gespräch.
Juni 29, 2018 | Fotos: Michael Preschl, Lisa Edi

Perfect Match

Spezielles Marketing für spezielle Menschen – beziehungsweise Gäste, die zu ihm passen –, das suchte Felix Schellhorn für das Bed & Breakfast Hansihansi in Bad Gastein. Die Ära des schrägen Hotelkonzepts ging mit der vergangenen Wintersaison zu ende. Was sich der Sohn von Gastrolegende Sepp Schellhorn unter der neuen Hotellerie-Generation vorstellt und welche Pläne er für die Zukunft schmiedet, im Interview.
Felix Schellhorn hat sich selbst für drei Winter als Hotelier ausprobiert mit dem Bed & Breakfast HansiHansi in Bad Gastein.
Das HansiHansi war Ihr erstes Hotelprojekt. Wie kam es dazu? 
Felix Schellhorn: Das Haus wurde jahrzehntelang als Pension Pyrkerhöhe geführt. Als meine Oma Juditta aufhörte, stand das Haus leer und meine Mutter wollte es verkaufen. Da sich auf die Schnelle kein Käufer fand, haben meine Freundin und ich es vor dem Leerstand gerettet und es ähnlich wie meine Oma und mein Opa Hans als Privatzimmervermietung drei Winter lang für jeweils vier Monate weitergeführt. Ich war damals in Lima und dachte, ich mache etwas daraus, bevor es verkauft wird. Es war eine Möglichkeit, auszuprobieren, wie es funktionieren könnte.
Und wie hat es funktioniert? 
Schellhorn: Es war viel intensiver als vermutet, da wir nur zu zweit – meine Freundin Tina und ich – dort gearbeitet haben. Das haben wir ein bisschen unterschätzt. Ich habe mir gewünscht, die Menschen kennenzulernen, die wir beherbergen – und das hat super funktioniert. Wir haben sehr viele Menschen getroffen, ohne aus dem Haus zu gehen!

Perfect Match

Spezielles Marketing für spezielle Menschen – beziehungsweise Gäste, die zu ihm passen –, das suchte Felix Schellhorn für das Bed & Breakfast Hansihansi in Bad Gastein. Die Ära des schrägen Hotelkonzepts ging mit der vergangenen Wintersaison zu ende. Was sich der Sohn von Gastrolegende Sepp Schellhorn unter der neuen Hotellerie-Generation vorstellt und welche Pläne er für die Zukunft schmiedet, im Interview.
Private Atmosphäre mit coolen Leuten: Felix Schellhorn hat sich selbst für drei Winter als Hotelier ausprobiert mit dem Bed & Breakfast HansiHansi in Bad Gastein.
Das HansiHansi war Ihr erstes Hotelprojekt. Wie kam es dazu?
Felix Schellhorn: Das Haus wurde jahrzehntelang als Pension Pyrkerhöhe geführt. Als meine Oma Juditta aufhörte, stand das Haus leer und meine Mutter wollte es verkaufen. Da sich auf die Schnelle kein Käufer fand, haben meine Freundin und ich es vor dem Leerstand gerettet und es ähnlich wie meine Oma und mein Opa Hans als Privatzimmervermietung drei Winter lang für jeweils vier Monate weitergeführt. Ich war damals in Lima und dachte, ich mache etwas daraus, bevor es verkauft wird. Es war eine Möglichkeit, auszuprobieren, wie es funktionieren könnte.
Und wie hat es funktioniert?
Schellhorn: Es war viel intensiver als vermutet, da wir nur zu zweit – meine Freundin Tina und ich – dort gearbeitet haben. Das haben wir ein bisschen unterschätzt. Ich habe mir gewünscht, die Menschen kennenzulernen, die wir beherbergen – und das hat super funktioniert. Wir haben sehr viele Menschen getroffen, ohne aus dem Haus zu gehen!
Ganz genau so wie Ihre Großeltern führten Sie das HansiHansi aber nicht.
Schellhorn: Nein, wobei sich hier ihre Geschichten und ihre Seele mit unseren Geschichten und unserer Seele vereinen. Aber erst einmal stand zu Beginn der Umbau an. Ohne Geld und ohne Kredit haben wir kurzerhand fünf Freunde eingeladen, die jeweils ein Zimmer dekorieren und einrichten durften. Darunter waren nicht nur Künstler, sondern auch ein Grafiker, ein Freund, der BWL studiert, und eine Freundin aus der Modebranche. Alle haben den Umbau aus den alten Möbeln und die Dekoration mit dem, was da ist, neben ihrer Arbeit gemacht. Diese Anfangsphase war im Rückblick die schönste Zeit. Und das Bed & Breakfast hat dadurch einen ganz anderen Vibe bekommen, als wenn es von einem Innenarchitekten eingerichtet worden wäre.
Geplant war zu Beginn nur eine Saison. Wie kam es zu den zwei weiteren?
Schellhorn: Wir haben den ersten Winter mit einer Auslastung von rund 65 Prozent super abgeschlossen. Weil sich im zweiten Jahr noch kein Käufer gefunden hatte, haben wir auf die Bitte meiner Mutter hin noch eine Saison drangehängt. In den acht Monaten dazwischen sind wir gereist oder haben in anderen Betrieben gearbeitet. Der zweite Winter war dann so super gut, dass wir uns auch noch für den dritten Winter entschieden haben. Hier mit einer Auslastung von rund 75 Prozent. Am Anfang war die Unsicherheit ganz lustig – nicht zu wissen, was im Frühjahr passieren wird –, aber es frisst auch viel Energie, wenn nichts fest ist. Daher kommt es uns jetzt sehr gelegen, dass ein Käufer gefunden wurde. Es ist für mich noch nicht denkbar und leistbar, mit 25 Jahren diese Lebensentscheidung zu treffen, mich an ein Haus zu binden. Außerdem wissen meine Geschwister und ich auch noch nicht, wer von uns den Seehof meiner Eltern übernehmen wird.

Sie ließen bei der Kommunikation zum HansiHansi über Facebook und Ihre Website sehr viel Platz für Interpretationen. Was hat es damit auf sich?
Schellhorn: Wir haben vor dem Start überlegt, wer wir sein wollen, und einen Sinn gesucht. Ich mag es, wenn Sachen einen Sinn haben und rund sind. Der Inhalt „Zimmer mit Frühstück“ ist klar, aber alles Weitere wollten wir weniger kommunizieren. Mit deinem Marketing kannst du dir deine Gäste aussuchen. Weil wir selbst im Haus wohnen, wollten wir nur Menschen dahaben, die zu uns passen. Die, die es nicht verstehen, kommen eben nicht. HansiHansi ist ein Nischenprodukt. Natürlich verstehe ich, dass Hotels auf Travel-Agency-Seiten vertreten sind, weil sie hohe Kosten haben und auf Gäste angewiesen sind. Ich wollte eben nicht auf den Seiten sein, weil ich keine Arschlöcher zu Hause haben wollte. Das hat zumindest in über 70 Prozent der Buchungen auch gut geklappt. Das ist das Gute, wenn man Marketing wirklich für sich nutzt. Unsere Strategie war eben, viel Platz für Spielraum zu lassen mit ein bisschen Kunst und Kultur.

Denken Sie, dass das Hotel der Zukunft mehr als ein Platz zum Übernachten ist? 
Schellhorn: Ich denke, dass die Hotellerie an ihrer Umsetzung feilen muss. Für uns war klar, dass wir uns abgrenzen möchten. Wir sind viel gereist, extrem jung für Hoteliers und haben das Konzept sehr persönlich aufgezogen. Man muss seinen Rahmen kennen und den Menschen mehr als nur ein Bett bieten. Das betrifft besonders die Boutique-Hotel-Branche. Hier kann man sich durchaus etwas Neues überlegen, wie man Menschen findet, die zu einem passen.
Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt? 
Schellhorn: Meine Eltern haben den Seehof in einer sehr schwierigen Tourismusregion sehr gut mit den Schwerpunkten Kunst und Literatur positioniert. Sie haben ihren Rahmen selbst gestaltet.
Ihr Vater ist nicht nur Hotelier, sondern auch Politiker. Ist das ein Fluch oder ein Segen? 
Schellhorn: Meine Familie ist keine, die einfach nur Ja sagt, sondern auch mal aufsteht. Als mein Vater Flüchtlinge unterbrachte, war die Stimmung im Dorf nicht so gut. Das war auch ein Grund, warum wir mit dem Marketing nicht so sehr vorgeprescht sind. Aber ich habe mir noch nie Gedanken gemacht, ob der Name mich einschränkt oder fördert. Ich glaube, es ist ein Name wie jeder andere.
Zurück zum HansiHansi: Was sagte Ihre Großmutter zum Konzept? 
Schellhorn: Sie hatte den einen oder anderen Kreislaufkollaps, hat sich aber daran gewöhnt und ist stolz auf uns, dass wir das Haus mit Leben gefüllt haben. Am Anfang dachte sie noch, es wird sicher eine Ruine. Wenn ihr etwas gar nicht gepasst hat, hat sie uns die Heizung abgedreht.
Sie reisen viel. Könnten Sie sich dennoch vorstellen, in Zukunft nach Bad Gastein zurückzukehren? 
Schellhorn: Ich liebe Bad Gastein. Kein anderes Dorf ist so dezentral und trotzdem international. Hier kommen sehr coole, weltoffene Gäste hin. Vielleicht ergibt es sich in zehn Jahren noch mal. Und dazwischen? Schellhorn: Ich bin kein wirklicher Restauranttyp, weil ich gerne mehr als Hallo und Tschüss mit meinen Gästen rede. Aber die Frühstücksküche im HansiHansi war im Endeffekt eine Haushaltsküche. Jetzt hätte ich gerne wieder ein professionelles Umfeld. Vielleicht in Paris – hier habe ich noch eine Rechnung offen – oder bodenständiger in Italien oder doch ein anderer Kontinent?
www.hansihansi.com

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