Wenn Rezepte beleidigen: Jamie Oliver stellt Experten für Cultural Appropriation ein
Der bekannte Fernsehkoch und Gastronom Jamie Oliver könnte sich angesichts seines Erfolgs – mehr als 48 Kochbücher hat der 46-jährige Brite verkauft – zurücklehnen und Kritik einfach abprallen lassen. Doch in einem Punkt nimmt er Rezensionen scheinbar zu Herzen: nämlich, wenn es um «Cultural Appropriation», also Kulturelle Aneignung, geht. «Deine unmittelbare Reaktion ist es, defensiv zu sein und zu sagen: ‹Um Himmels Willen, wirklich?› Aber dann sagt man: ‹Naja, wir wollen niemanden beleidigen'», sagte der Koch in einem Interview mit dem Kulturmagazin der Sunday Times.
Der bekannte Fernsehkoch und Gastronom Jamie Oliver könnte sich angesichts seines Erfolgs – mehr als 48 Kochbücher hat der 46-jährige Brite verkauft – zurücklehnen und Kritik einfach abprallen lassen. Doch in einem Punkt nimmt er Rezensionen scheinbar zu Herzen: nämlich, wenn es um «Cultural Appropriation», also Kulturelle Aneignung, geht. «Deine unmittelbare Reaktion ist es, defensiv zu sein und zu sagen: ‹Um Himmels Willen, wirklich?› Aber dann sagt man: ‹Naja, wir wollen niemanden beleidigen’», sagte der Koch in einem Interview mit dem Kulturmagazin der Sunday Times.
Kulturelle Aneignung – Was ist das?
Mit dem Begriff Kulturelle Aneignung wird die Übernahme eines Bestandteiles aus einer anderen Kultur bezeichnet. Also zum Beispiel, wenn weiße Menschen Dreadlocks tragen, Indianerkostüme an Karneval getragen werden, oder ein britischer Koch spanische Gerichte im Fernsehen zeigt. Nicht immer wird Kulturelle Aneignung als etwas Negatives gesehen, doch in vielen Fällen ist Vorsicht geboten. Verwendet man Dinge einer Kultur, die zum Beispiel eine Minderheit ist, und zeigt nicht, dass man diese Kultur respektiert oder versteht, sehen viele darin ein ethisches Problem.
Oliver hat kürzlich zugegeben, dass er ein Team von «cultural appropriation specialists» anstellt, um sicherzustellen, dass seine Rezepte künftig keine Volksgruppen mehr beleidigen.
Jamie Oliver veröffentlicht mit Vorliebe eigene Versionen traditioneller Gerichte – doch was, wenn es den Volksgruppen, denen die Rezepte entspringen, nicht gefällt?
Fried-Rice-Fail und Paella mit Chorizo
In den letzten Jahren hat sich Oliver öfter der Kritik stellen müssen, seine Versionen traditioneller Gerichte wären respektlos gegenüber den Kulturen, die sie hervorgebracht haben. Zum Beispiel im Jahr 2014 stand der Brite im Kreuzfeuer für seine Interpretation des westafrikanischen Gerichts Jollof Rice.
Zwei Jahre später veröffentlichte Oliver sein Rezept für Paella in den Sozialen Medien. Dass er dem spanischen Reisgericht, das traditionellerweise mit Fisch und Krustentieren zubereitet wird, Chorizo hinzufügte, sorgte für einen regelrechten Shitstorm. Viele Spanier fassten das Rezept als eine Beleidigung ihrer Kultur auf. Einerseits verständlich – so ähnlich würden Österreicher wohl reagieren, wenn ein deutscher Spitzenkoch ein Rezept für Wiener Schnitzel mit Tunke veröffentlichen würde. Doch Oliver blieb dabei: Paella mit Chorizo schmecke einfach besser, verteidigte er sich später in einer Talkshow.
Auch Jamie Olivers Versuche, authentischen «Egg Fried Rice» zu kochen, gingen daneben – der Comedian mit dem Pseudonym Uncle Roger nahm es aber mit Humor.
Auch wenn Oliver sein Paella-Rezept nicht revidieren will, sein Expertenteam im Hintergrund soll zumindest zukünftige Fauxpas verhindern. Ob ihnen das gelingen wird, wird sich zeigen.