«Baguette-Krieg» – Warum Franzosen um ihr Lieblingsbrot streiten

Der Baguette-Preis in Frankreich sorgt seit ein paar Tagen für mächtig Furore. Doch nicht etwa, weil das Stangenbrot den Franzosen zu teuer wurde. Eine Preissenkung war es, die heftige Diskussionen auslöste.
Januar 25, 2022 | Fotos: Shutterstock/Elena Pominova

Die Supermarktkette Leclerc, mit 720 Märkten in Frankreich einer der führenden Einzelhändler, hat für die Dauer von vier bis sechs Monaten den Baguette-Preis auf 29 Cent gesenkt. Damit solle die Kaufkraft der Franzosen in einer schwierigen Lage geschützt werden, argumentierte der Firmenchef Michel-Edouard Leclerc: «Das helle Baguette ist ein Grundprodukt für Hunderttausende französische Familien, die beim Einkauf auf jeden Euro achten müssen.»

Die Aktion sorgte für heftige Kritik – vor allem vonseiten der Landwirte und Bäcker. Angesichts der steigenden Kosten für Mehl und Energie könne die Supermarktkette keinen Profit aus den Baguettes schlagen, rechnen sie vor. Die Befürchtung ist, dass sich andere Händler die Billigpreise von Leclerc als Vorbild nehmen würden, beklagt die Branche.

Traditionelle französische Baguettes in der Auslage einer Bäckerei
Kleine Bäckereien können mit den Supermarktpreisen für Baguettes, die etwa ein Drittel des Durchschnittspreis betragen, nicht mithalten

Die Supermarktkette Leclerc, mit 720 Märkten in Frankreich einer der führenden Einzelhändler, hat für die Dauer von vier bis sechs Monaten den Baguette-Preis auf 29 Cent gesenkt. Damit solle die Kaufkraft der Franzosen in einer schwierigen Lage geschützt werden, argumentierte der Firmenchef Michel-Edouard Leclerc: «Das helle Baguette ist ein Grundprodukt für Hunderttausende französische Familien, die beim Einkauf auf jeden Euro achten müssen.»

Die Aktion sorgte für heftige Kritik – vor allem vonseiten der Landwirte und Bäcker. Angesichts der steigenden Kosten für Mehl und Energie könne die Supermarktkette keinen Profit aus den Baguettes schlagen, rechnen sie vor. Die Befürchtung ist, dass sich andere Händler die Billigpreise von Leclerc als Vorbild nehmen würden, beklagt die Branche.

Traditionelle französische Baguettes in der Auslage einer Bäckerei
Kleine Bäckereien können mit den Supermarktpreisen für Baguettes, die etwa ein Drittel des Durchschnittspreis betragen, nicht mithalten

Nationalstolz beleidigt

Tatsächlich hat auch Lidl den Baguettepreis inzwischen gesenkt. Und das, obwohl zuletzt eigentlich eine Erhöhung von 35 auf 39 Cent erwogen wurde, wie Lidl-Frankreich-Chef Michel Biero im Sender RMC erklärte: «Natürlich mache ich das mit Bedauern, aber wenn sich der führende französische Einzelhändler bei einem so symbolischen Produkt wie dem Baguette auf einen Preis festlegt, wird der gesamte Einzelhandel ihm folgen.»

Der Agrarverband FNSEA steht auf den Barrikaden. «Während das Know-how und die Qualität des französischen Baguettes von der Unesco anerkannt werden, werden die hervorragenden Leistungen der Landwirte, Getreideerzeuger, Müller und Bäcker, um die uns die Welt beneidet, verschleudert», so FNSEA. Der Durchschnittspreis für ein Baguette habe 2021 bei 90 Cent gelegen, und die Herstellungskosten steigen weiter. Wie Leclerc sich die 29-Cent-Baguettes leisten kann, ist unklar.

Leclerc hingegen besteht darauf, dass die steigenden Mehlpreise keine großen Auswirkungen haben. Selbst wenn Mehl um 30 Prozent teurer werde, müsse ein Baguette nur einen Cent mehr kosten.

Politiker appellieren an den Nationalstolz der Franzosen und machen Stimmung gegen die Supermarktkette. Die Verbraucher scheinen jedoch gut auf das Angebot anzuspringen – und letztlich sind es sie, die mit ihrem Kaufverhalten über Preise abstimmen.

Branchenexperten vermuten laut Standard-Korrespondent Stefan Brändle, dass die Leclerc-Märkte die Zutaten ausdünnen und auf Quantität statt Qualität setzen. Leclerc richtet auf Twitter harte Worte an seine Kritiker: «Das Baguette, das bei Leclerc bei 29 Cent blockiert ist, wird von den Verbrauchern gelobt. Diejenigen, die einen ‹zu niedrigen Preis› anprangern, während die Inflation wieder kräftig anzieht, leben auf einem anderen Planeten!»

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