Kurz nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine machte sich im Internet das Gerücht breit, Pornhub würde Usern aus Russland den Zugang verwehren – als Sanktion und Bekundung von Solidarität mit der Ukraine. Mehrere Unternehmen haben sich aus Russland zurückgezogen, wie etwa der Fastfood-Riese McDonald’s. Im Fall von Pornhub hat sich die Meldung aber als falsch herausgestellt. In Wirklichkeit ist die Seite von Russland aus weiterhin erreichbar, was sich einfach via VPN-Dienst überprüfen lässt.
Dafür ist eine etwas überraschende Wendung auf der insgeheimen Lieblings-Website vieler Internetnutzer zu beobachten. Sie ist nämlich zu einem der wenigen Orte im Internet geworden, auf der die russische Bevölkerung mit unzensierten Botschaften erreicht werden kann, nachdem praktisch alle ausländischen Sozialen Medien und Nachrichtenplattformen dort blockiert wurden.
Kriegs-Erfahrungsberichte statt Sexvideos
Wie Vice berichtet, nutzen User und Userinnen aus der Ukraine und aus Russland Pornhub, um auf die schreckliche Lage in der Ukraine aufmerksam zu machen und die von der Regierung im Dunkeln gehaltene Bevölkerung über den Kriegshergang aufzuklären. Statt Sexvideos laden User persönliche Erfahrungsberichte und Videos von den Straßen Kyjiws hoch.
Eine Nutzerin namens Kate, die sonst Erwachsenenvideos hochlädt, lässt seit einigen Tagen ihr Publikum an der Stimmung in Kyjiw teilhaben. Im Hintergrund der Videos heulen die Luftschutzsirenen. «Ich hatte noch nie in meinem Leben eine solche Sirene gehört und war auch noch nie in einem Luftschutzbunker gewesen», erzählt sie gegenüber Vice. Auch ein Darstellerpaar aus Russland meldet sich über Pornhub mit einem Videostatement an Zuschauer: Es tue ihnen weg und sie schämten sich, wenn sie sehen, was die russische Regierung da mache. «Das einzige, was wir jetzt machen können: nicht still bleiben und unsere Meinung sagen», erklären die beiden.
Wer von Österreich und Deutschland aus helfen will, kann neben der Teilnahme an Spendenaktionen für die Ukraine auch mit Unterkünften für Vertriebene helfen. Speziell an Hotelbetreiber richtet sich die Aktion #HospitalityHelps, über deren Plattform leerstehende Zimmer an bedürftige Geflüchtete vermittelt werden können.