ÖHV-Hotelierkongress 2005
Vor 456 Teilnehmern, darunter die Bundesminister Martin Bartenstein für Wirtschaft und Arbeit, Josef Pröll für Landwirtschaft und Umwelt, Tirols Landeshauptmann Herwig van Staa, Experten, Hoteliers und Sponsoren wurden auf dem ÖHV-Hotelierkongress "Ganz oder gar nicht – endlich weg vom schlichten Mittelmaß" in Galtür/Ischgl wichtige Impulse für die touristische Zukunft Österreichs gesetzt. Die ÖHV-Präsidenten Peter Peer und Sepp Schellhorn präsentierten das "ÖHV-Mitarbeitermodell 365 Tage Arbeit im Tourismus". Für den Weg zur Ganzjahresbeschäftigung und Saisonverlängerung sieht das Modell als befristete Beihilfe zur Beschäftigung die Zahlung der Arbeitslosengelder an Zwei-Saisonenbetriebe mit Schließzeiten durch das Arbeitsmarktservice (AMS) vor. Diese Vorgangsweise sei, so meinte Minister Bartenstein, jedoch verfassungs- und europarechtlich bedenklich und in der vorgeschlagenen Form nicht umsetzbar. Bartenstein erklärte sich jedoch bereit, über Modelle zur Ganzjahresbeschäftigung und Saisonverlängerung im Tourismus wie das ÖHV-Mitarbeitermodell zu diskutieren.
Heidi Fritsche vom IPK International in München referierte zum Thema EU-Erweiterung. Nach ihrer Meinung hätte Österreich beste Chancen seinen Marktanteil auf dem osteuropäischen Reisemarkt zu steigern, da die Osteuropäer durchwegs wintersportbegeistert seien. Damit bestätigte Fritsche das Gute an der Idee von Sepp Schellhorn, analog zu den frankophilen und italophilen Hotels die Angebotsgruppe "slawophile Hotels" zu schaffen. Auf dem ÖHV-Kongress wurde dieses Projekt zur beschlossenen Sache: Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der Austrian Airlines, der Österreich Werbung und der ÖHV wird an der Umsetzung arbeiten. Weiters werden Austrian Airlines und ÖHV in Kooperation und nach Schweizer Vorbild eine Broschüre zum Thema "Chinesen und Inder zu Gast in Österreich" erstellen. Außerdem sagten die Österreichischen Bundesbahnen eine Marketing-Kooperation mit der Hotellerie zu – Hoteliers sollen zum Beispiel die Möglichkeit erhalten, ÖBB-Tickets zu verkaufen.
Zum Leitthema des Kongresses "Ganz oder gar nicht – endlich weg vom schlichten Mittelmaß" referierten Keith Longstaff (Senior Vice President der Emirates Airlines), Claudius Schmitz (Unternehmensberater aus Meerbusch) und Daniel Staib (Gottlieb Duttweiler Institut, Zürich). Ihr Fazit: Das Mittelmaß hat bereits ausgedient – der Konsument strebt entweder nach Billigangeboten oder eben nach Luxus. Die Schaffung von touristischen "Genussregionen" kündigte Josef Pröll an, um sich zugleich für das ehrgeizige Ziel der ÖHV – 140 Millionen Nächtigungen mit zusätzlicher Wertschöpfung bis zum Jahr 2010 – auszusprechen. Ihre Unterstützung für das Erreichen dieses Zieles sagten auf dem Kongress die Geschäftsführer der Niederösterreich Werbung Karl Merkl und der Oberösterreich Tourismus Karl Pramendorfer zu. Mit den Chefs der Landestourismusorganisationen von Salzburg, der Steiermark, Vorarlberg und Wien haben sich nun bereits sechs LTO’s zum ÖHV-Ziel bekannt.
Die Präsentation der nunmehr siebten Auflage der ÖHV-Destinationsstudie und -karte 2005 mit dem Titel "Investitionsvolumen österreichischer Destinationen" und die Vorstellung des "ÖHV-Leitfadens futurehotelroom" mit Vorträgen zu der Frage, wie das Hotelzimmer in Zukunft aussehen wird, waren weitere Highlights.
ÖHV-Destinationsstudie 2005
62 Destinationen werden in der Studie im Hinblick auf die Frage analysiert, wie sich die geförderten Investitionen der Jahre 2002 und 2003 in der Hotellerie und in die touristische Infrastruktur auf den Erfolg der Destination auswirken. Bei der Erstellung erhielt die ÖHV Unterstützung von der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank GmbH und der Roland Berger Strategy Consultants.
Fünf Arten von geförderten Investitionen wurden für die Analyse unterschieden: Aufwertungsinvestitionen (Aufwertung von z.B. drei auf vier Sterne bei gleich bleibender Bettenkapazität), Erweiterungsinvestitionen (mehr Betten bei gleicher Kategorie, neue Hotelanlagen), Investitionen in regionale Infrastruktur (z.B. Restaurants, Thermen, Tierparks), Investitionen in Beschneiungsanlagen und Skilifte. Das für die Analyse verwendete geförderte Investitionsvolumen von fast 660 Millionen Euro stellt 41 Prozent der Gesamtsumme in der Höhe von fast 1,6 Milliarden Euro aller in diesem Zeitraum geförderten Investitionen dar. "Die Ergebnisse unserer Analyse zeigen, dass sich die Investitionen in der Hotellerie und in die touristische Infrastruktur positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg einer Destination auswirken", sagt ÖHV-Generalsekretär Thomas Reisenzahn. "Diese Analyse sollte", so Reisenzahn weiter, "aber über einen längeren Zeitraum hinweg fortgeführt werden, um noch mehr über den Zusammenhang zwischen Investitionen und Erfolgen zu erfahren."
Näher untersucht wurden die geförderten Investitionen in 17 der umsatzstärksten Sommer-, Winter- und Ganzjahresferiendestinationen. Es zeigte sich, dass Regionen mit hohen Aufwertungsinvestitionen (durchschnittlich 6,4 Millionen Euro) wie Achensee, Paznaun, Stubaital, Wörthersee und Zillertal auch überdurchschnittliche Auslastungssteigerungen (plus 15 Prozent) verbuchen. Regionen mit durchschnittlich 3,1 Millionen Euro an Aufwertungsinvestitionen hatten bei der Auslastung Zuwächse von nur 2,7 Prozent.
In viel geringerem Ausmaß als Aufwertungsinvestitionen wurden Erweiterungsinvestitionen getätigt. Hier ließ sich ein so genanntes selbstverstärkendes Wachstum feststellen. Anders ausgedrückt: Je mehr Betten in einer Destination bereits vorhanden sind, desto mehr Betten wurden zusätzlich gebaut. Schlusslichter bei den Investitionen in die regionale Infrastruktur sind die Sommerdestinationen: Ihnen kamen nur vier Prozent zugute. 35 Prozent wurden in Winterdestinationen getätigt und 62 Prozent in Ganzjahresdestinationen.
Für notwendig, zur Stärkung der Destinationen, hält Reisenzahn die Gründung von Destinationsholdings. Reisenzahn: "Die gewachsenen touristischen Strukturen alleine genügen nicht mehr, um erfolgreich auf touristischen Märkten zu agieren. Die Gründung von Destinationsholdings muss der nächste Schritt in Richtung Destinationsbildung sein." Die Destinationsholding aus Anbietern aus der touristischen Dienstleistungskette Transfer, Buchung, Hotel, Animation, Mietauto, Golfplatz, Seilbahn, Restaurant, Shopping und Kultur kann zusammen stärker auf den touristischen Hoffnungsmärkten auftreten. Nebenbei würden Diskussionen um Haftungsfragen (Hotelier tritt nicht mehr als Veranstalter auf) und um den Beschneiungseuro (nicht mehr der Hotelier wird zum Zahlen aufgefordert, sondern die Destination) überflüssig.
Die ÖHV-Destinationsstudie und -karte 2005 ist bei ÖHV unter info@oehv.at anzufordern.
Kosten: 59 Euro, exkl. Ust.