Sommelier Battle – Jochen Gutschlhofer und Marie-Helen Krebs
SJochen Gutschlhofer
Marie-Helen Krebs
Jochen Gutschlhofer
Marie-Helen Krebs
Sommelier, ein Beruf, den sowieso keiner braucht und den es in 100 Jahren nicht mehr geben wird?
Gutschlhofer: Vom jetzigen Standpunkt aus gesehen stellt sich wohl eher die große Frage, ob es in hundert Jahren die Gastronomie noch geben wird. Durch die Herausforderungen der letzten Jahre wird es immer schwieriger, erfolgreich einen Betrieb zu führen. Werden die Krisen überwunden, dann auf jeden Fall! Wenn ich privat essen gehe, überlasse ich den Wein auch am liebsten den Fachkollegen, sie kennen ihren Keller am besten und man wird so auch oft überrascht, positiv wie negativ.
Krebs: Wir Sommeliers sind aus meiner Sicht die logischen Brücke zwischen Erzeugern und Konsumenten. Durch unsere Weinbegleitung lassen wir Bilder und Emotionen in den Köpfen entstehen – auch durch unsere Persönlichkeit. Das macht einen genussvollen Restaurantbesuch aus. Warum sollte es diesen Beruf also nicht mehr geben? Gibt es in hundert Jahren keine Gastronomie mehr?
Da hat man die besten Weine im Keller und die Leute trinken Aperol Spritz. Ist Weinservice ein einziger trauriger Kompromiss?
Gutschlhofer: Darin besteht die Hauptaufgabe des Sommeliers! Die Leute zu überzeugen, etwas Neues zu probieren, ihnen etwas anderes zu empfehlen! Einen Sprizz bekommen sie überall, oft muss man Gäste auch ein wenig zu ihrem Glück zwingen, indem man sie dort hinlenkt, wo man sie haben will.
Krebs: Unsere Gäste haben einen hohen kulinarischen Anspruch. Sprich, sie sind neugierig, offen, aufgeschlossen und erwarten Getränke jenseits des Mainstreams. Es liegt somit an uns, spannende und interessante Alternativen bereitzuhalten. Ich vertraue in dem Fall beispielsweise gerne auf die Vielfalt der deutschen Schaumweinszene.
Wein und Speisen, Zwei Alphatiere, die in Wirklichkeit gar nicht zusammengehen?
Gutschlhofer: Nein! Es gibt nichts Schöneres, als die Kombination aus Speisen und Getränken! Aber: Es muss auch nicht immer Wein sein. Ein passendes Bier, ein selbst gemachter Drink oder alkoholfreie Getränke – die Auswahl ist groß. Gerade in Menüs sollte bei Begleitungen eine Abwechslung inbegriffen sein, so hält man den Gast bei Laune und man schaut auch selbst über den Telleroder besser den Gläserrand hinaus.
Krebs: Genau das Gegenteil ist doch der Fall! Das A und O ist es aus meiner Sicht, diese beiden Partner so gut wie möglich zu kennen und zu verstehen. Dann besteht schließlich die größte Freude darin, sie miteinander zu verbinden und so dem Gast unvergessliche Erlebnisse zu ermöglichen. Dafür benötigt es aber natürlich eine gewisse Portion Fingerspitzengefühl und auch Erfahrung (damit ist dann auch die erste Frage in gewisser Weise nochmals beantwortet …).