Der Salzmann kommt: Wie wurde Salt Bae so berühmt?
Den letzten Coup landete er vor ein paar Monaten. Und zwar nicht irgendwo, sondern im Lusail-Stadium in Qatar. Nach dem Schlusspfiff des fulminanten WM-Finales, das die argentinische Nationalmannschaft für sich entschied, stand er plötzlich da: Inmitten der Weltmeister in blau-weißen-Trikots, als einziger im dunklen Anzug und runden Sonnenbrillen – und sorgte mit seinem Benehmen für einen regelrechten Shitstorm: Ob er nun Lionel Messi am Arm zerrte, den Weltmeisterpokal stolz in die Kamera hielt oder auf die Goldmedaille eines Spielers biss – Salt Bae war einmal mehr in aller Munde. Und zeigte wohl oder übel: Kein Gastronom auf der ganzen Welt versteht sich besser auf die Kunst der Provokation als er.
Den letzten Coup landete er vor ein paar Monaten. Und zwar nicht irgendwo, sondern im Lusail-Stadium in Qatar. Nach dem Schlusspfiff des fulminanten WM-Finales, das die argentinische Nationalmannschaft für sich entschied, stand er plötzlich da: Inmitten der Weltmeister in blau-weißen-Trikots, als einziger im dunklen Anzug und runden Sonnenbrillen – und sorgte mit seinem Benehmen für einen regelrechten Shitstorm: Ob er nun Lionel Messi am Arm zerrte, den Weltmeisterpokal stolz in die Kamera hielt oder auf die Goldmedaille eines Spielers biss – Salt Bae war einmal mehr in aller Munde. Und zeigte wohl oder übel: Kein Gastronom auf der ganzen Welt versteht sich besser auf die Kunst der Provokation als er.
Nusret Gökçe, wie Salt Bae mit bürgerlichem Namen heißt, ist einer der bekanntesten Gastronomen weltweit – wenn nicht sogar der bekannteste. Er besitzt über 20 Restaurants von Abu Dhabi bis Miami, setzt damit im dreistelligen Millionenbereich um, hat rund 1.000 Angestellte und über 50 Millionen Follower allein auf Instagram. Sieht man sich im Internet um, gibt es eigentlich keinen Superstar, der nicht schon bei ihm essen war. Wer aber ist er genau, dieser Salt Bae? Wie hat er es trotz allem so weit gebracht? Und was macht seine Restaurants aus?
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Von Istanbul in die Welt
1983 in einem ostanatolischen Dörfchen geboren, wuchs Gökçe mit vier Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. „Meine Eltern konnten nicht lesen“, erinnerte er sich vor ein paar Jahren in einem seiner sehr raren Interviews. Und: „Unsere finanzielle Situation war so trostlos, dass ich mit 14 die Schule verlassen musste, um Geld zu verdienen.“
Gökçe machte in Istanbul eine Lehre als Metzger, ging daraufhin mit all seinem Ersparten nach Buenos Aires – der Hauptstadt der Steak-Esser –, machte dort in den besten Steak-Häusern der Welt Praktika und kam schließlich zurück nach Istanbul. Und zwar mit einer entscheidenden Erkenntnis: Rindfleisch hat das Zeug zum Star, man muss es nur richtig inszenieren.
Das Restaurant wird so erfolgreich sein, dass du eine Geldzählmaschine brauchen wirst!
Salt Bae zu seinem ersten Investor
Das sah jemand anderes genauso: Mithat Erdem, ein alter Freund Gökçes und damals schon erfolgreicher Textilunternehmer. Er war es, der Nusret Gökçe mit dem nötigen Geld weiterhalf, um 2010 sein erstes Restaurant zu eröffnen, das Nusr-Et in Istanbul. Zehn Tische, zehn Angestellte und eine besessene Leidenschaft für Fleisch: Damit würde er Großes erreichen, davon war Gökçe überzeugt. Erdem selbst versprach er: „Das Restaurant wird so erfolgreich sein, dass du eine Geldzählmaschine brauchen wirst.“ Und tatsächlich: Nach sechs Monaten hatte Gökçe seinem Freund alles zurückbezahlt. Der Erfolg, den Gökçes Restaurant bei Istanbuls Fleischessern hatte, rief schließlich auch einen anderen Geschäftsmann auf den Plan: Ferit Şahenk, einen der reichsten Männer der Türkei. Sein Plan: aus dem Istanbuler Restaurant eine Restaurantkette zu machen – und innerhalb und außerhalb der Türkei zu expandieren. Nusr-Et-Restaurants eröffneten in Ankara, Dubai, Doha. Klingt alles nach viel Erfolg und Jetset, doch der wirtschaftliche Erfolg hielt sich in Grenzen. Die Investitionskosten stiegen und stiegen, doch so richtig kam der Stein nicht ins Rollen. Das änderte sich schlagartig im Januar 2017.
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36 Sekunden für die Ewigkeit
Was war passiert? Eigentlich nicht viel. Und doch etwas, das nicht nur Salt Baes Leben, sondern auch unser aller Bild von Fleischzubereitung für immer verändern würde. Am 7. Jänner lud Gökçe ein Video auf Instagram hoch. 36 Sekunden. Zu sehen: Gökçe in engem weißen T-Shirt, durchtrainiert, schwarze runde Sonnenbrille. Er hält ein gegrilltes Tomahawk am Knochen, legt es auf ein Holzbrett und beginnt es mit einer theatralischen Sinnlichkeit, die man so noch nie gesehen hatte, zu tranchieren. Bis er das macht, was schließlich sein Markenzeichen werden würde: Indem er eine große Prise Meersalz in hingebungsvoller Pose seinen Ellenbogen hinunterrieseln lässt, salzt er sein angebetetes Steak. Im Video glitzert das grobkörnige Salz in der Sonne, ein märchenhafter Zauber umgibt plötzlich den ach so verrufenen Verzehr von Fleisch – und aus Nusret Gökçe wird Salt Bae, der Retter fleischlicher Sinnlichkeit. Zum Drüberstreuen: Zwei Tage später postete Bruno Mars, der Popstar mit Millionenanhängerschaft, einen Shot des salzenden Salt Baes. Der wird dadurch zum Meme, wird in Storys, Feeds und Timelines unzählige Male geshared und gepostet. Keine zwei Monate später saß dann auch schon Leonardo di Caprio in dessen Dubaier Restaurant – und löste damit einen Celebrity Hype aus, der bis heute anhält.
Überhaupt: Das instagramtaugliche Spektakel rund ums Fleisch hat Salt Bae seit seinem viralen Video auf ein neues Level gebracht. Ob in Dubai ein in essbarem Gold umhülltes Tomahawk von bewaffneten Kellnern in Soldatenuniform serviert wird oder Salt Bae höchstpersönlich seine Gäste mit einem frisch ausgelösten Rinderknochen füttert – um dem Fleisch zu huldigen, sind keine Grenzen gesetzt. Das schmeckt nicht jedem. Aber genau das macht Salt Baes Erfolg auch so einmalig: Er mag in allem, was er tut, zu weit gehen – und fasziniert die Welt trotzdem. Oder eben deswegen? Fest steht: Salt Baes nächster Coup kommt bestimmt. Und der nächste Shitstorm auch.
SALT BAE
1983 in einem ostanatolischen Dorf geboren, wuchs Nusret Gökçe, wie Salt Bae bürgerlich heißt, mit vier Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf. Mit 14 Jahren brach er die Schule ab, machte in Istanbul eine Lehre als Metzger und ging daraufhin für mehrere unbezahlte Praktika nach Buenos Aires. Zurück in Istanbul eröffnete er 2010 mit einem Investor sein erstes Restaurant. Durch ein virales Video 2017 wurde er zu einem der weltweit umstrittensten, aber auch erfolgreichsten Gastronomen seiner Generation.