Fotos: Monika Reiter
Eines stellt der Salzburger Sepp Poigner sofort klar, als wir durch den urigen Backsteinbogen des Fischerhauses in seinen liebevoll gepflegten Garten einbiegen: „Also der letzte Alpenfischer bin ich nicht. Da haben die vom Fernsehen ein bisserl übertrieben. Es gibt schon noch mehrere, die hier am Traunsee von der Fischerei leben.“ Poigner bezieht sich dabei auf die Dokumentation „Der letzte Alpenfischer“, die 2013 für Servus TV abgedreht wurde. Auf die Frage, in wie vielen Gärten man denn sonst noch auf fein drapierte Fischernetze zum Säubern, nebst dekorativ angebrachtem Treibholz und einer Fischerhütte, von der aus man direkt auf den Traunsee startet, aus hauptberuflichen Motiven im Garten treffen könnte, antwortet der urige Fischer: „Hauptberuflich von der Fischerei leben können noch zwei am Traunsee. Wobei…
Fotos: Monika Reiter
Eines stellt der Salzburger Sepp Poigner sofort klar, als wir durch den urigen Backsteinbogen des Fischerhauses in seinen liebevoll gepflegten Garten einbiegen: „Also der letzte Alpenfischer bin ich nicht. Da haben die vom Fernsehen ein bisserl übertrieben. Es gibt schon noch mehrere, die hier am Traunsee von der Fischerei leben.“ Poigner bezieht sich dabei auf die Dokumentation „Der letzte Alpenfischer“, die 2013 für Servus TV abgedreht wurde. Auf die Frage, in wie vielen Gärten man denn sonst noch auf fein drapierte Fischernetze zum Säubern, nebst dekorativ angebrachtem Treibholz und einer Fischerhütte, von der aus man direkt auf den Traunsee startet, aus hauptberuflichen Motiven im Garten treffen könnte, antwortet der urige Fischer: „Hauptberuflich von der Fischerei leben können noch zwei am Traunsee. Wobei ich einer der wenigen bin, die noch auf Riedling fischen“, spricht der Poigner Sepp, der sich selbst bei dieser Aufzählung der zwei hauptberuflichen Fischer natürlich schon mitgezählt hat.
dann wäre die Reinanke die speckige und der Riedling die mehlige.
Demnach hält sich die Übertreibung der Medien in diesem Fall offensichtlich ziemlich in Grenzen. Es sind also zwei Männer, die im Schnitt täglich etwa drei Kilogramm Reinanken, Riedlinge, Saibling, Moränen und Co. aus dem Traunsee im Salzkammergut fischen. Denn so viel braucht es laut Poigner etwa, um auch hauptberuflich von der Fischerei leben zu können. Täglich ist in diesem Fall wörtlich zu nehmen, denn eine Fischer-Arbeitswoche besteht aus sieben Tagen. „Es ist gesetzlich verpflichtend, die Netze jeden Tag zu kontrollieren. Es macht mir aber auch nichts aus, sieben Mal die Woche rauszufahren. Erstens finde ich es gut für die Psyche, denn wenn man nichts fängt, hat man zumindest, was Netzpflege und Co. betrifft, sein Möglichstes getan, und zudem ist es am Traunsee sowieso so schön, dass es mir immer wieder eine Freude ist, auf den See hinauszufahren“, so Poigner, der seinen Urlaub seit 20 Jahren fischend am „Felix Lakus“, dem glücklichen See, der Name, unter dem der Traunsee auch bekannt ist, verbringt.
Vor zwei Jahrzehnten genau tauschte der damalige Reiseleiter seinen Job in Wien nämlich gegen die Ruhe im Salzkammergut und die schnieke Innenstadtwohnung gegen sein Elternhaus. Seitdem müssen die Amerikaner also ohne Poigners sichere Navigation durch die touristischen Fahrwässer Europas navigieren. Poigner: „Wenn man jung ist, muss man raus, die Welt sehen und sich ein Bild machen. Heute würde ich nicht mehr tauschen wollen, aber seinerzeit war der Reiseleiter-Job genau das Richtige.“
Daher begrüßt es der Fischer auch, dass es seine Tochter Elisabeth zum Veterinärmedizin-Studium nach Wien gezogen hat. „Ich bin sehr stolz auf meine Tochter und die Fischerei betreibt man ohnehin sein Leben lang. Bezüglich Betriebsnachfolge pressiert es also nicht. Ich beschließe höchstens, eines Tages auch nur mehr für den Eigenbedarf zu fischen. Aber ganz aufhören werde ich nie“, zeigt sich der 59-Jährige zuversichtlich. Außerdem sei es ziemlich praktisch, dass Elisabeth die Fische für seine Wiener Kunden nach dem Wochenende in der Heimat gleich mitnehmen und ausliefern könne.
„Natürlich ist es auch sonst kein Pro-blem, nach Wien oder auch österreichweit zu liefern“, so der Fischer, dessen größter Kundenstock trotzdem im Umkreis von 30 Kilometern rund um seine Fischerhütte anzutreffen sind. „Der Bedarf ist so groß, dass ich sogar in der unmittelbaren Umgebung weit mehr verkaufen könnte. Aber es gibt eben immer nur das, was der See hergibt.“ Und so ist es auch verständlich, dass Sepp Poigner weder eine Webseite noch eine Mailadresse nötig hat. Ganz nach dem Motto: „Wer gerne Sepp Poigners Fische hätte, der ruft ihn einfach auf seinem Handy an.“
Dann gibt es vom freundlichen Fischer auch Reinanken für 18 Euro das Kilogramm und Riedlinge für 3,70 das Stück geliefert. Letzteren auf Wunsch schon auf den Holzspan gespießt, der den Riedling zur traditionellen Spezialität macht. Touristen erkennt man hier am Traunsee sofort. Denn sie sagen Steckerlfisch zu unserem Stangerlfisch.“ Dabei ist der Unterschied gravierend: Denn Steckerlfische können auch Makrelen sein. Für einen echten Stangerlfisch ist aber der Riedling unverzichtbar. Und diesen findet man weltweit tatsächlich nur in den Tiefen des Traunsees im Salzkammergut. Mit seinen 15 Zentimetern ist er in etwa halb so groß wie seine Verwandte, die Reinanke, die im Gegensatz zum Riedling auch oberhalb von 30 Meter Tiefe anzutreffen ist. Dass der aus der Familie der Salmoiden stammende Riedling so tief unten im Salzkammergut-See lebt, bringt natürlich auch geschmacklich so einige Unterschiede mit sich. Poigner: „Wenn man die Fische jetzt einmal mit Kartoffeln vergleicht, dann wäre die Reinanke die speckige und der Riedling die mehlige. Die weichere Konsistenz des Fleisches wie auch die geringere Größe des Riedlings ergeben sich auch daraus, dass der Fisch so tief unten im See langsamer wächst.
Das ist auch der Grund, warum der edle Fisch sogar Riedling-Meister Sepp Poigner nur im Sommer in seine Netze geht, die er in vier- bis fünffacher Ausführung im Abstand von je 200 Metern über den See geweist hat. „Netze auslegen heißt im Fischereijargon weisen.“ Und diese Netze fährt der Salzburger täglich ab sechs Uhr früh ab. Im Sommer wie gehabt hauptsächlich auf Riedlinge, die die feinen Netzfäden im Wasser nicht erkannt haben. Im Winter bilden Reinanken, Barsche und Saiblinge das Hauptgeschäft. Dass man nicht reich wird von der Fischerei, stört den tiefenentspannten Poigner Sepp dabei keineswegs: „Die Schönheit der Natur und meiner Tätigkeit entschädigt mich mehr als genug. Meiner Meinung nach, ist das Wichtige im Leben, dass man sich nicht durch den Alltag quält, sondern auch Spaß dabei empfindet.“