EU-Kommission fordert mehr Schutz für Saisonarbeiter
Jenseits der westlichen Lebensstandards
Hunderttausende Saisonarbeiter spielen eine wichtige Rolle in verschiedenen europäischen Wirtschaftssektoren, wie etwa in der Landwirtschaft mit der Spargelernte im Frühjahr und in der Lebensmittelindustrie. Doch wie schlecht die Arbeits- und Wohnbedingungen der Saisonarbeiter wirklich sind, wurde in Zeiten der Corona-Krise nochmals stärker thematisiert – von überfüllten Zimmern bis hin zu geringen Löhnen und desaströsen Arbeits- und Wohnbedingungen.
Begünstigung von Infektions-Hotspot
Eben diese Bedingungen wirken sich katastrophal auf das Infektionsrisiko aus. „Die Pandemie hat ein Schlaglicht auf die teils prekären Wohn- und Arbeitsbedingungen ausländischer Saisonarbeiter geworfen, die das Entstehen von Infektions-Hotspots begünstigten“, ist sich EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit laut dpa sicher.
Bereits während der Corona-Krise wurden die europäischen Mitgliedstaaten dazu aufgefordert, für besseren Schutz für die Saisonarbeiter zu sorgen. Die Einhaltung der Unterbringungs- und Gesundheitsstandards soll verstärkt im Auge behalten und überprüft werden. Laut der EU-Kommission sei besonders für kleine Betriebe und Arbeitgeber praktische Hilfe zentral.
Infektions-Hotspot: Tönnies
Welche Auswirkungen katastrophale Arbeitsbedingungen von Saisonarbeitern auf die Verbreitung des Corona-Virus haben können, zeigt das Beispiel des Fleischkonzerns Tönnies. Der deutsche Großschlachtbetrieb im Kreis Gütersloh kam vor rund vier Wochen in die Schlagzeilen: Ein Corona-Massenausbruch unter den Beschäftigten führte zu Tausenden Infizierten. Nun konnte der Betrieb unter Berücksichtigung strenger Kontrollen und Auflagen wieder öffnen, wie der Kurier berichtet.
Studie zum Einsatz von Saisonkräften
Laut der dpa will die EU-Kommission nun in einer Studie die größten Probleme erheben, welche beim Einsatz von Saisonkräften auftreten können. Auch auf Fragen in Bezug auf Leiharbeit und Werkvertragsarbeit wird dabei eingegangen. Als Ziel einer Umfrage sollen des Weiteren besonders sensible Arbeitsbereiche sichtbar werden
Ob die Studie zu Veränderungen der Lage der Saisonarbeiter herangezogen wird, bleibt abzuwarten. Eines steht jedoch fest: An den Gesundheits- und Unterbringungsstandards der Saisonarbeiter muss sich etwas ändern, alleine schon aufgrund des Infektionsrisikos.
Mehr Infos zu Corona-Infektionen in der deutschen Fleischindustrie gibt’s hier.
Wie sich die Corona-Krise im Frühjahr auf die Spargelernte auswirkte, könnt ihr hier lesen.