Die 10 goldenen Gebote für Führungskräfte
Alles läuft wie geschmiert? Schön wär’s. Wie man es auch dreht und wendet: Das Service-Personal wirkt zeitweise irgendwie demotiviert, an der erfolgreichen Kommunikation mit den Zimmermädchen hapert’s immer wieder mal, der Teamgeist unter der Küchencrew könnte besser sein. Der Chef/die Chefin zu sein ist nicht so einfach, wie es klingt. Ratgeber in Sachen Personalführung gibt es wie Sand am Meer. Die Lücke zwischen dem, was Prediger zum Thema lehren, und den angewandten Methoden ist oft genug groß – und nennt sich schlicht und ergreifend „gesunder Menschenverstand“, meint zumindest Unternehmensberater und Managementtrainer David Freemantle. Denn das Zauberwort ist vergleichsweise einfach: Kommunikation. Klingt selbstverständlich, ist es aber oft nicht. Oberste Priorität: „Der Chef steht niemals außerhalb seines Teams“, betont Freemantle. Denn: Wenn sich der Chef nicht für seine Mitarbeiter einsetzt, werden die sich auch nicht für ihn einsetzen.
Auch der beste Chef ist abhängig von seinen Angestellten – vom Zimmermädchen bis zum Rezeptionisten, vom Restaurantleiter bis zur Hilfskraft in der Küche. Nur das perfekte Zusammenspiel aller bereitet dem Gast unvergleichliche Stunden.
Und damit das so ist, braucht es motivierte, begeisterungsfähige Mitarbeiter. Leichter gesagt als getan? „Die großartigsten Ideen, die strahlendsten Ziele nützen nichts, wenn es einer Führungskraft nicht gelingt, andere vom Nutzen einer Idee oder einem Ziel zu überzeugen und dafür zu begeistern“, meint Motivationstrainer Nikolaus B. Enkelmann, „nur Führungspersönlichkeiten wird es gelingen, aus einem guten Servicemitarbeiter eine Spitzenkraft, aus einem durchschnittlichen Küchenteam ein Siegerteam zu machen“.
Wie das gehen soll? „Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Es geht nicht nur ums Geld, es geht um Emotionen und Menschen“, sagt der Münchner Wirtschaftspsychologe Dieter Frey. Chefs sollen sich daher durch die drei V auszeichnen: Vorbild, Verantwortung und Verpflichtung: „Vorbild sein heißt, das vorzuleben, was man von anderen verlangt. Verantwortung und Verpflichtung übernehmen bedeutet, dass man sich zuständig fühlt und das Wohl des Ganzen vor sein eigenes Wohl stellt“, so Frey. Der amerikanische Managementexperte Stephen R. Covey geht noch um einiges weiter: „Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter stets so, wie diese Ihre besten Kunden behandeln sollen!
Nicht die leistungsgerechte Bezahlung allein ist ausschlaggebend, die Untergebenen dürfen von ihrem Chef auch Führungsqualitäten erwarten.
>> mitarbeiter führen und binden
Die Don’ts
Die häufigsten Kritikpunkte am Führungsstil von Vorgesetzten: zu wenig Information – der Sinn von Arbeitsaufgaben wird nicht vermittelt – keine Zeit für persönliche Kommunikation – keine Zeit für Zielvereinbarungen, Arbeitsbesprechungen, Beurteilung – kein Mitarbeitergespräch – wenig Anerkennung für besondere Leistungen – wenig individuelle Förderung und Unterstützung – wenig Mitsprache bei Entscheidungen – wenig Freiräume bei der Durchführung eigener Aufgaben
Mitarbeiterführung
Anerkennung als Mensch und für gute Leistungen – Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten bieten Förderung und Hilfe bei der Karriereplanung (auch nach dem Ausscheiden aus dem Betrieb) – Pflege des Teamgedankens (auch durch gemeinsame Veranstaltungen) – Transparenz, was das Unternehmen angeht (auch in Bezug auf Zahlen) – ausgewogener Führungsstil zwischen Aufgabe, Verantwortung und Kompetenz – angemessener Lohn, Sozialleistungen, Prämien
Mitarbeiterbindung
Mitarbeiter als Mitunternehmer: z. B. Mitarbeiteraktien im Hotel-Konzern Accor – Paten-System: Ein Mentor des Betriebes ist für Mitarbeiteranliegen da – Aufmerksamkeiten, Geschenke Garantie für Fortbildungsveranstaltungen Gewinnbeteiligung von Teamleitern: z. B. im Gastro-Imperium Toni Mörwalds regelmäßige Mitarbeitergespräche, auch in Bezug auf Karrieremöglichkeiten ermäßigte Aufenthalte in Schwester- und Tochterunternehmen
>> Die 10 goldenen Regeln
1. Anerkennung zeigen!
Nicht geschimpft ist genug gelobt? Ganz im Gegenteil, Wertschätzung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Unmittelbares Lob als Führungsinstrument wird unterschätzt. Anerkennung für gute Leistungen hebt das Selbstwertgefühl, kleine Dankesgesten wirken oft Wunder, übertreiben Sie jedoch nicht. Denn der Mitarbeiter muss seine Aufgabe auch wirklich verstehen und selbst für sinnvoll halten und nicht nur um der Belohnung wegen machen, sonst gehen Interesse und Neugier verloren.
2. Begeistern Sie!
Das Unmögliche verlangen, um das Mögliche zu erreichen? Das spornt nicht an, sondern lähmt. Besser: Begeisterung ist eine positive Kraft- und Motivationsquelle. Wenn die Führungskraft selbst aufrichtig begeistert von einer Organisationseinheit ist, deren Visionen und Zielen, von einem Team, den Produkten und dem gebotenen Service, steckt das an – dem begeisterten Chef folgt man gerne.
3. Delegieren Sie!
Ist es nicht einfacher, wenn Sie gleich alles selbst erledigen, wenn Sie die Entscheidungen treffen? Nein. Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern, lassen Sie sie Verantwortung übernehmen und selbst das Köpfchen gebrauchen. Sprechen Sie aber genau aus, was Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten. Erwartungen kann man nur erfüllen, wenn man sie auch kennt – geben Sie klare Leistungsvorgaben. Zum ersten Mal gemachte Fehler nicht gleich überbewerten: Fortschritt bedeutet, am Anfang etwas nicht gleich perfekt zu machen, aus der Erfahrung zu lernen und infolgedessen besser zu werden. Wichtig ist, dass aus Fehlern gelernt wird.
4. Gewähren Sie Autonomie!
Jeder Mitarbeiter hat eine Aufgabe, vor allem aber soll diese zu einem Ergebnis führen. Lassen Sie dem einzelnen Freiheiten, um zu diesem Ergebnis zu kommen. Die Methode oder der Weg dorthin ist sekundär, zu viele Regeln untergraben die Eigenverantwortung. Geben Sie dem Team Unterstützung, Probleme selbst zu lösen. Die Mitarbeiter müssen ihren Entscheidungsrahmen bzw. ihre Kompetenzen aber genau kennen.
5. Seien sie glaubwürdig!
Zuckerbrot und Peitsche? Ein Wechselbad von Begünstigungen und Privilegien auf der einen und Angstmache auf der anderen Seite verunsichern. Fairness, Konstanz und Standfestigkeit – geben Sie eine klare Linie vor, um vor Ihrem Team glaubwürdig zu sein. Wenn Ihren Worten auch Taten folgen, gibt dies den Mitarbeiten ein Gefühl der Sicherheit und Orientierung.
6. Kommunizieren Sie!
Grüßen Sie! Viel zu oft wird diese einfache Form der positiven Kontaktaufnahme nicht berücksichtigt. Richten Sie immer wieder mal das Wort an Ihre Mitarbeiter. Geben Sie Feedback. Ihre Angestellten wollen wissen, was der Chef denkt. Effektive Kommunikation erfordert Vertrauen. Ermöglichen Sie ehrliche Kommunikation, konstruktive Kritik muss auch von Mitarbeiterseite möglich sein, schaffen Sie das Umfeld dafür. Wer keine Kritik einstecken kann, aber ständig anderen gegenüber Kritik übt, fördert die Demotivation. Der Ton macht die Musik.
7. Sprechen Sie Konflikte an!
Beobachten Sie Ihr Team genau, um zu erkennen, dass etwas nicht stimmt. Sobald Sie einen Konflikt erkennen, sprechen Sie ihn offensiv an. Versuchen Sie die Fakten zu klären und den Grund für den Konflikt zu finden. Reden Sie offen über die Konfliktfelder und binden Sie Ihr Team in mögliche Lösungsvorschläge ein.
8. Lernen Sie selbst täglich Neues!
Kein Meister ist vom Himmel gefallen. Bewahren Sie sich die Bereitschaft, dazuzulernen. Auch als Chef. Interessieren Sie sich für Ihre Mitarbeiter und bieten Sie sich selbst und Ihrem Team Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Keine Angst vor Mitarbeitern mit besonderen Begabungen und Fähigkeiten, fördern Sie diese und aktivieren Sie damit weitere Ressourcen. Ermöglichen Sie Fortbildung – nicht nur fachliche Inhalte, sondern auch Persönlichkeitsentwicklung.
9. Respektieren Sie Ihre Mitarbeiter!
Ohne gegenseitigen Respekt ist es beinahe unmöglich, Mitarbeiter zu motivieren und zu führen. Keine Arroganz der Macht, zeigen Sie Interesse für Ihr Team. Geben Sie die Möglichkeit zum Fragenstellen und Infragestellen.
10. Seien Sie zuverlässig!
Was du nicht willst, dass man dir tut: Seien Sie so zuverlässig, wie Sie es auch von Ihren Mitarbeitern einfordern – vorhandene oder nicht vorhandene Zuverlässigkeit ist ein Spiegelbild der Organisationskultur.