Wie nachhaltig ist Laborfleisch wirklich?
Kaum eine Technologie verspricht die Lebensmittelindustrie so stark aufzurütteln wie In-vitro-Fleisch. Protein aus der Petrischale, gezüchtet aus tierischen Zellen, jedoch ohne Tierleid – gegenüber der klassischen Tierhaltung, die Unmengen an Ressourcen wie Land, Wasser und Energie verbraucht, liegen einige Vorteile auf der Hand. Gerade in der heutigen Zeit, in der Klimabedenken die Essgewohnheiten von immer mehr Menschen beeinflussen, kommt In-vitro-Fleisch als ergänzendes oder alternatives Fleischangebot wie gerufen. Doch ist das Steak aus der Petrischale tatsächlich so viel umweltschonender wie die übliche Fleischerzeugung oder wären wir besser beraten, dem Beispiel Italiens zu folgen und Laborfleisch den Garaus zu machen?
Kaum eine Technologie verspricht die Lebensmittelindustrie so stark aufzurütteln wie In-vitro-Fleisch. Protein aus der Petrischale, gezüchtet aus tierischen Zellen, jedoch ohne Tierleid – gegenüber der klassischen Tierhaltung, die Unmengen an Ressourcen wie Land, Wasser und Energie verbraucht, liegen einige Vorteile auf der Hand. Gerade in der heutigen Zeit, in der Klimabedenken die Essgewohnheiten von immer mehr Menschen beeinflussen, kommt In-vitro-Fleisch als ergänzendes oder alternatives Fleischangebot wie gerufen. Doch ist das Steak aus der Petrischale tatsächlich so viel umweltschonender wie die übliche Fleischerzeugung oder wären wir besser beraten, dem Beispiel Italiens zu folgen und Laborfleisch den Garaus zu machen?
Aus dem geringeren Rohstoffverbrauch automatisch zu schließen, dass Laborfleisch umweltfreundlicher ist, ist naheliegend. Aber, wie sich herausstellt, nicht unbedingt folgerichtig. Zum einen gibt es noch keine großen Produktionsanlagen, die ausreichend Daten über ihren Verbrauch liefern könnten. Auch, wenn Laborfleisch in einigen Ländern bereits zugelassen ist, wird es noch eine Weile dauern, bis es in großen Mengen produziert wird. Zweitens hängt der Energieverbrauch von Zellkultivierung von mehreren Faktoren ab.
«Auf Schätzwerte gestützte Vergleichsstudien mit der konventionellen Fleischproduktion zeigen Abhängigkeiten von der Tierart: Danach ist In-vitro-Rind- und -Schaffleisch gegenüber seinen traditionell erzeugten Vorbildern klimafreundlicher. Bei Schweinefleisch und Geflügel sind die Klimavorteile durch eine Herstellung in großen Bioreaktoren dagegen zweifelhaft», schreibt Ramona Weinrich von der Universität Hohenheim für das Bundeszentrum für Ernährung.
Studie: Laborfleisch nicht unbedingt besser für Umwelt
Wie eine vor kurzem veröffentlichte Preprint-Studie (so nennt man Veröffentlichungen, die noch nicht in einem Peer-Review-Verfahren unterzogen wurden, aber schon der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wurden) zeigt, könnte die Umweltbilanz von Laborfleisch viel negativer ausfallen, als bisher angenommen. Forscher von der University of California in Davis kamen laut dem Papier zur Schlussfolgerung, dass die Umweltauswirkungen von Laborfleisch wahrscheinlich um Größenordnungen höher sind als die von Rindfleisch aus dem Einzelhandel.
Der Knackpunkt: Eine der aktuellen Herausforderungen in der Züchtung von Laborfleisch ist die Verwendung von hochraffinierten oder gereinigten Wachstumsmedien, wie sie derzeit bei der Herstellung von Arzneimitteln verwendet werden. Verwenden Lebensmittelhersteller ähnliche Methoden wie pharmazeutische Unternehmen, treibt das die benötigten Ressourcen in die Höhe. «Wenn dieses Produkt weiterhin nach dem «Pharma»-Ansatz produziert wird, wird es schlechter für die Umwelt und teurer als die konventionelle Rindfleischproduktion sein», sagt Derrick Risner, Hauptautor der Studie.
Die Wissenschafter:innen kommen auf ein überraschendes Ergebnis: Die Studie ergab, dass das Erderwärmungspotenzial von Fleisch aus dem Labor, bei dem diese gereinigten Medien verwendet werden, vier- bis 25-mal höher ist als der Durchschnitt für Rindfleisch im Einzelhandel. «Unsere Ergebnisse legen nahe, dass kultiviertes Fleisch nicht per se besser für die Umwelt ist als konventionelles Rindfleisch. Es ist kein Allheilmittel», sagt einer der Autoren.
Andererseits könnte das Erderwärmungspotenzial aber, wenn die nötigen Umstellungen bei den Herstellungsprozessen gelingen, bei Laborfleisch auch um 80 Prozent geringer als bei herkömmlicher Rindfleischproduktion sein. Es besteht also eine Chance, dass kultiviertes Fleisch in Zukunft wirklich eine umweltfreundlichere Möglichkeit ist, Fleischgeschmack ohne schlechtes Gewissen zu genießen.