Wie bunt darf eine Hausfassade sein? Jene des «Happy Go Lucky» Hostels in Berlin-Charlottenburg ist jedenfalls zu bunt. Zumindest sehen das die zuständigen Behörden so. Seit Jahren gibt es zwischen dem Betreiber des Hotels und der Stadtregierung ein regelrechtes Tauziehen. Beschlossen wurde schon im Vorjahr, dass das Kunstwerk übermalt werden müsse, was aber erstmal nicht geschah – über die Hintergründe berichteten wir.
Wie bunt darf eine Hausfassade sein? Jene des «Happy Go Lucky» Hostels in Berlin-Charlottenburg ist jedenfalls zu bunt. Zumindest sehen das die zuständigen Behörden so. Seit Jahren gibt es zwischen dem Betreiber des Hotels und der Stadtregierung ein regelrechtes Tauziehen. Beschlossen wurde schon im Vorjahr, dass das Kunstwerk übermalt werden müsse, was aber erstmal nicht geschah – über die Hintergründe berichteten wir.
2016 verzierte der irische Künstler Dom Brown das Gebäude mit bunten Smileys, Herzen und dem Schriftzug „HappyGoLuckyHearts“. Bis heute ist das Kunstwerk Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten.
Am Dienstagmorgen haben Abbrucharbeiten an der farbenfrohen Fassade begonnen. Kurz darauf wurden sie, aufgrund des Einschreitens der Polizei und der Bauaufsicht, vorübergehend gestoppt, wie der Hostel-Betreiber über eine Presseagentur bekannt gab.
Hostel-Eigentümer Alexander Skora hat anschließend beim Landgericht einen Eilantrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gestellt und sein Unverständnis über die Situation zum Ausdruck gebracht:
«Es ist ein erschreckender Skandal, dass fremdes Eigentum so mutwillig und unsinnig durch Amtsentscheidungen beschädigt wird. Wir fordern nicht nur eine Entschuldigung und die kostenfreie Wiederherstellung der Fassade, sondern auch den umgehenden Abbau des Gerüsts.»
Laut einem Gutachten ist die Fassade absturzgefährdet, weshalb sie nun abgeschlagen werden soll. Vor dem Aufstellen des Gerüsts im November 2023 habe sich die Fassade aber in einwandfreiem Zustand befunden, wie Skora durch Foto- und Videoaufnahmen bewiesen haben will.
Erst nach einer «heimlichen Begehung» soll es zu Manipulationen an der Fassade gekommen sein, bezichtigt Skora in der Mitteilung mehrere namentlich genannte Personen.
Auch der irische Künstler hinter dem ikonischen Wandbild, Dom Browne, hat sich am gestrigen Dienstag auf Instagram zu Wort gemeldet. Er drückt seine Bestürzung über die Entscheidung der Berliner Behörden aus: «Während ich dies schreibe, wird das Wandbild, das Charlottenburg Farbe verliehen hat, einfach abgebohrt. Ein besonders trauriger Moment ist, dass der Arbeiter, direkt unter dem ‚S‘ von ‚HEARTS‘, zum Bohrer greift… Eine Schande für Berlin und ein entmutigender Anblick für alle, die an die Freiheit der Kunst glauben.»
Hostelbetreiber schockt mit Nazi-Vergleich
«Was wir hier erleben, ist ein extremer Angriff auf die Kunstfreiheit und die Zerstörung eines Freiheitsgefühls, für das Berlin weltweit steht. Es erinnert an Methoden, wie wir sie aus Russland oder anderen autoritären Regimen kennen, wo diktatorische Machthaber nach Belieben handeln, um Bürger einzuschüchtern und zu kontrollieren. Selbst die Nationalsozialisten sind nach 1933 in Deutschland gegen Künstler und Kunst vorgegangen, die ihnen im Weg standen», sagt Skora.