Exklusiv: Attila Dogudan im Interview
Ende 2019 war Do&Co Mastermind Attilla Dogudan kurz davor die magische Milliarde in Sachen Jahresumsatz zu knacken. Doch dann kam Corona. Events, Caterings und Flugverkehr sind die Säulen seines Imperiums mit Outlets in über 20 Ländern weltweit. Und von heute auf morgen war das Business tot und gleichzeitig hatte er 13.000 Mitarbeiter auf der Payroll. Wie der Ausnahmemanager sein Unternehmen vor dem sicheren Tot rettete, warum man sich mit der Realität abfinden muss und was er über die heimische Politik denkt, erklärt er im großen Exklusivinterview.
Vor wenigen Tagen sind ja die Lockerungsmaßnahmen für die Gastronomie bekannt geworden. Da hat es natürlich einen Riesen Aufschrei gegeben. Wie sehen sie als international vernetzter Gastronom die Situation in Österreich?
Attila Dogudan: Grundsätzlich kann ich verstehen, dass jeder Gastronom, jeder Wirt und jeder Hotelier danach trachtet, möglichst rasch wieder aufzusperren. Nach einem Jahr Pandemie wollen Menschen, dass man ihnen sagt, wie es weitergeht. Auch wir hätten das gerne. Aber: Eine Pandemie ist nun mal eine Pandemie. Und man ist gut beraten, möglichst die Emotionen wegzulassen und rational damit umzugehen. Die Bundesregierung sperrt nicht leichtfertig etwas zu, sondern die jeweilige Situation erfordert es. Die Gesundheit aller Bürger hat absolute Priorität. Dieses Ziel zu erreichen, ist nicht so einfach. Ich kann nur sagen, im internationalen Vergleich ist Österreich sehr gut bedient, wie der Staat den Unternehmern hilft.
Ende 2019 war Do&Co Mastermind Attilla Dogudan kurz davor die magische Milliarde in Sachen Jahresumsatz zu knacken. Doch dann kam Corona. Events, Caterings und Flugverkehr sind die Säulen seines Imperiums mit Outlets in über 20 Ländern weltweit. Und von heute auf morgen war das Business tot und gleichzeitig hatte er 13.000 Mitarbeiter auf der Payroll. Wie der Ausnahmemanager sein Unternehmen vor dem sicheren Tot rettete, warum man sich mit der Realität abfinden muss und was er über die heimische Politik denkt, erklärt er im großen Exklusivinterview.
Vor wenigen Tagen sind ja die Lockerungsmaßnahmen für die Gastronomie bekannt geworden. Da hat es natürlich einen Riesen Aufschrei gegeben. Wie sehen sie als international vernetzter Gastronom die Situation in Österreich?
Attila Dogudan: Grundsätzlich kann ich verstehen, dass jeder Gastronom, jeder Wirt und jeder Hotelier danach trachtet, möglichst rasch wieder aufzusperren. Nach einem Jahr Pandemie wollen Menschen, dass man ihnen sagt, wie es weitergeht. Auch wir hätten das gerne. Aber: Eine Pandemie ist nun mal eine Pandemie. Und man ist gut beraten, möglichst die Emotionen wegzulassen und rational damit umzugehen. Die Bundesregierung sperrt nicht leichtfertig etwas zu, sondern die jeweilige Situation erfordert es. Die Gesundheit aller Bürger hat absolute Priorität. Dieses Ziel zu erreichen, ist nicht so einfach. Ich kann nur sagen, im internationalen Vergleich ist Österreich sehr gut bedient, wie der Staat den Unternehmern hilft.
Aus der Geschichte lernen
Wie gehen sie mit dieser Planungsunsicherheit um? Haben sie Pläne, wann sie wieder ins tägliche Geschäft einsteigen?
Dogudan: Man muss Realitäten zur Kenntnis nehmen. Die einzige Planbarkeit ist, dass es keine Planbarkeit gibt. Es ist sinnlos, sich darüber aufzuregen. Man muss schauen, dass man in dieser Phase möglichst wenig Geld verbrennt und warten, bis man wieder aufsperren kann. In der ganzen Welt – auch beispielsweise in Großbritannien – kommt hier die Außengastronomie vor den Innenbereichen.
Die einzige Planbarkeit ist, dass es keine Planbarkeit gibt. Es ist sinnlos, sich darüber aufzuregen.
Attila Dogudan befasst sich lieber mit der Realität, als sich darüber zu beschweren.
Hätte man vielleicht schon früher kommunizieren müssen, dass unter einer bestimmten Fallzahl nicht geöffnet wird, anstatt Gastronomen über Monate zu vertrösten?
Dogudan: Allein der Vorstoß am 15. März aufzusperren war mit dem Aussprechen des Satzes schon sinnlos, weil es unmöglich ist. Man muss sich nur die Zahlen anschauen. Damit schürt man nur Erwartungshaltungen und die Menschen sind enttäuscht, wenn es nicht dazu kommt. Auf der anderen Seite ist es für alle Beteiligten Neuland. Mir war klar, dass keine Regierung der Welt gleich sagen wird, das dauert zwei Jahre. Darum habe ich selbst recherchiert und den Wissenschaftlern genau zugehört. Und in Geschichtsbüchern kann man auch oft nachlesen, was in der Zukunft passieren wird. Im März 2020 habe ich „Pandemie“ gegoogelt und der erste Treffer war die Spanische Grippe. Die hat etwa zwei Jahre angedauert und hatte drei Wellen. Da haben wir die Entscheidung getroffen, dass wir uns auf den schlimmsten Fall vorbereiten müssen, dass es womöglich zwei Jahre dauern könnte, bis es vorbei ist. Und so ähnlich sieht es derzeit aus. Dass die zweite Welle gekommen ist, war ja keine Überraschung. Das hat man zuvor schon in anderen Ländern beobachten können.
Sie waren einer der Ersten, die im März 2020 radikale Maßnahmen in Hinblick auf die Länge der Pandemie gezogen haben. Wenn sie das Jahr Revue passieren lassen, inwieweit waren sie mit ihrer Planung erfolgreich?
Dogudan: Wir haben ein Geschäftsmodell, das aus Gastronomie, Events und Fliegerei besteht, und das Ganze in über 20 Ländern auf drei Kontinenten verteilt. Dass alles innerhalb von zehn Tagen auf null fährt, war in keiner unserer Risikoplanungen reflektiert. Aber auch das ist eine Realität. Das muss man schnell akzeptieren, damit man auch die richtigen Schritte setzt. Ich habe in der Fliegerei gelernt, in Ausnahmesituationen nicht den Kopf zu verlieren. Wir mussten weltweit in einen “Schlafzustand” runterfahren, um überleben zu können.
Dogudan: «Geld kommt nicht schnell genug bei Betrieben an»
Wie sehen sie die regional abgestimmten Maßnahmen zur Wiedereröffnung?
Dogudan: Ich persönlich finde das in Ordnung, in Regionen mit niedrigeren Zahlen zuerst zu öffnen. Bundesländer, die sich disziplinierter verhalten, sollen belohnt werden. Die Gastronomie müsste mehr Druck auf die Öffentlichkeit, nicht auf die Regierung, machen, damit die Regeln eingehalten werden. Steigen die Inzidenzzahlen, weil Menschen Schlupflöcher finden und sich nicht an Maßnahmen halten, leidet die Gastronomie darunter.
Die Gastronomie müsste mehr Druck auf die Öffentlichkeit, nicht auf die Regierung, machen, damit die Regeln eingehalten werden.
Attila Dogudan nimmt die Bevölkerung in die Pflicht
Inwiefern sehen sie die Situation in der Catering- und Eventbranche nachhaltig durch Corona verändert? Gibt es schon Entwicklungen, auf die sie hinarbeiten oder lassen sie es auf sich zukommen?
Dogudan: Ich glaube, was auf jeden Fall kommen wird, ist, dass die Menschen wieder fortgehen, essen gehen, reisen wollen. Sobald die Impfung eine gewisse Durchdringung erreicht hat, wird es einen Boom in der Branche geben. Auch wenn die Krankheit, etwa in Form von Mutationen, bleibt, müssen wir lernen, damit umzugehen. Menschen adaptieren sich relativ schnell und es wird wieder Events in allen Formaten geben. Ich habe 2020 als das Jahr der Verteidigung und des Durchsegelns gesehen und 2021 als Vollangriff. Wir müssen aus Fehlern lernen. Wenn wir sehen, dass andere Länder niedrigere Zahlen haben, hängt das auch damit zusammen, wie die eigene Bevölkerung damit umgeht. Es hat keinen Sinn, wenn Regierung und Gastronomie sich gegenseitig beschuldigen. Ich finde, dass Österreich hier einen guten Job leistet. Der einzige Mangel ist, dass Geld nicht schnell genug bei Betrieben ankommt. Da wäre mehr Risikobereitschaft vonseiten des Staates gefragt.
Sie waren in der Pandemie dennoch nicht untätig und arbeiten aktuell an einem Lieferservice.
Dogudan: Wir haben aus der Pandemie gelernt, dass Menschen sich auch zu Hause gerne gut essen wollen. Das nützt der Gastronomie. Das gilt für jeden Gastronomen, der in seiner Region Zusatzumsätze machen will. Wir sind es ja vom Catering her gewohnt, Essen von A nach B zu bringen. Da liegt es nahe, über Lieferdienste nachzudenken.