Corona-Krise: Touristen verlassen ostfriesische Inseln trotz Warnung nicht
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Urlaubsgäste müssen den Landkreis Aurich und seine Inseln Norderney, Juist und Baltrum in der Corona-Krise spätestens bis Sonntag verlassen – drei Tage früher als bisher geplant. Wegen der Ausbreitung des Virus sind schnellere Rückreisen nötig, um die Bevölkerung zu schützen, wie es in der Allgemeinverfügung des Landkreises heißt.
Noch immer 2.000 Touristen auf Norderney
Wie die deutsche Presseagentur berichtet hält Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs die Maßnahme für nötig, da zahlreiche Gäste unbekümmert auf Norderney geblieben seien. Viele saßen diese Woche noch «lachend und plaudernd in Cafés und auf den Terrassen», so Ulrichs.
Dabei wird seit vergangenem Wochenende gemahnt, dass die Kapazität der Intensivmedizin auf den Inseln für eine große Urlauberzahl nicht ausgelegt ist. Die Ministerpräsidenten von Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen hatten sich daher darauf verständigt, alle Inseln in der Nord- und Ostsee für Touristen zu sperren.
Laut Bürgermeister blieben auf Norderney von rund 10.000 Touristen am Montagmorgen noch bis zu 2.000 am Freitag – einen Tag zuvor sollten es sogar noch 4.000 gewesen sein. «Das führt zu großem Unmut», so Ulrichs. In eine Brandbrief wandte er sich an den niedersächsischen Ministerpräsidenten: «Bitte verstehe dieses Schreiben als dringlichen Hilferuf», schrieb er an Stephan Weil und bat um einen früheren Stichtag als den 25. März.
26 Polizeibeamte vom Festland sollen die Inselpolizei auf Norderney ab Sonntag bei der Räumung von Touristen unterstützen. «Wir haben derzeit deutliche Hinweise darauf, dass sich einige Besucher nicht an diese Verfügung halten wollen, beziehungsweise dass einige Vermieter sich darüber hinwegsetzen könnten», teilte eine Polizeisprecherin am Freitag mit. Ab Montag sollen in Mietobjekten und auf Campingplätzen Kontrollen durchgeführt werden.
«Jetzt ist Schluss mit Lustig!»
In anderen Landkreisen und damit auch für andere ostfriesische Inseln blieb die ursprüngliche Frist zunächst bestehen. «Stand jetzt. Das kann aber in wenigen Stunden anders sein», sagte Pressesprecher Philipp Koenen im Landkreis Leer, zu dem die Insel Borkum gehört. «Bei uns ist die Lage nicht so dramatisch», sagte Sprecher Ralf Klöker im Landkreis Wittmund. Auf Spiekeroog waren demnach am Freitagmorgen noch rund 400 Urlaubsgäste. «Auf Langeoog 300, von denen reisen 200 morgen und übermorgen ab. Die Inseln laufen leer.»
Landrat Sven Ambrosy im Landkreis Friesland stellte klar: «Jetzt ist Schluss mit lustig. Reisen Sie ab!» Die Frist bedeute nicht, dass man bis zum 25. März einfach schön weiter Urlaub auf Wangerooge machen könne. «Touristische Reisen sind untersagt. Eigentlich hätte man am Donnerstag um 24 Uhr von den Insel sein müssen.» Ausgenommen seien davon nur Gäste, die zum Beispiel nicht alleine reisen und die Rückfahrt nicht so schnell organisieren könnten.
Auch Menschen mit Zweitwohnsitz sind im Landkreis nicht mehr willkommen. Polizei und Ordnungsamt kontrollierten, so Ambrosy. Es handle sich mitunter um Straftaten.
Landrat: «Bitte überlasten Sie nicht unsere Infrastruktur!»
Auf die Inseln fahren oder fliegen darf seit Anfang der Woche nur noch, wer dort seinen Erstwohnsitz hat oder arbeitet. Es hätten sich unglaubliche Szenen abgespielt, sagte Norderneys Bürgermeister Ulrichs gegenüber der dpa. «Mir wurde aus erster Hand berichtet, dass sich Leute mit einem Blaumann verkleidet haben oder versucht haben, ihren Hauptwohnsitz anzumelden.» Ein bisschen Verständnis hat der Bürgermeister aber: «Die Leute fühlen sich hier sicher. Wir haben erst zwei nachgewiesene Fälle.» Je mehr Menschen aber auf der Insel seien, umso mehr steige das Risiko.
«Insbesondere aufgrund der hohen Zahl an Touristen aus anderen Bundesländern mit zum Teil deutlich höheren Infektionsraten und räumlicher Nähe» sei auf den Inseln eine größere Verbreitungsdynamik zu befürchten, teilte der Landkreis Leer mit. Das Virus Sars-Cov-2 kann die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen.
Die ostfriesischen Inseln sollen zunächst bis zum 18. April für Gäste gesperrt bleiben. Landrat Ambrosy bat Menschen zudem, am kommenden Wochenende trotz schönem Wetter auf Tagesausflüge an die Küste zu verzichten. «Bitte überlasten Sie nicht unsere Infrastruktur. Die kleineren Dörfer müssen wir schützen.»