Kreuzfahrt-Special
Fotos: Shutterstock, beigestellt, TUI Cruises GmbH, sea chefs, Hapag – Lloyd Kreuzfahrten, Cunard Line
In noch raueren Tagen rekrutierte man seine Crew, indem man Seeleute erst betrunken machte und dann nach einem Schlag auf den Hinterkopf aufs Schiff zerrte. Schanghaien, Pressen oder Kobern heißt das im Seemannsjargon. Heutzutage stellt sich die Situation freilich anders dar, denn die Branche boomt und Jobs auf den Ozeanriesen sind heiß begehrt. Auch in der Flusskreuzfahrt ist tolles Personal gefragt und eher Mangelware.
Etwa 1,9 Millionen Deutsche verbrachten im Vorjahr ihren Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff. Das ist ein Plus von zwölf Prozent, wie die Analyse des Deutschen Reiseverbands (DRV) ergab. Auf das Hochseesegment entfielen dabei 1,4 Millionen Urlauber, auf Flusskreuzfahrten rund 460.000 Gäste. Crewing-Portal-sea chefs-Geschäftsführer Daniel Thiriet über die dadurch steigenden Jobmöglichkeiten: „Die aktuell frei werdenden Stellen decken fast das gesamte Spektrum der Arbeitsstellen auf See ab. Dazu zählen Einstiegs- und Führungspositionen in fast allen Bereichen. Vom Housekeeping bis hin zum Maître d’hôtel, vom Front Office bis zur Küche und von Entertainment, Spa und Wellness bis hin zu Kinderbetreuung und Boutique.“
Beruflich aufzusteigen, ist nirgends schneller möglich als auf dem Schiff.
Christian Schweinzer, Geschäftsführer Blackrock Recruiting
Besonders hoch im Kurs stehen laut Thiriet derzeit die Service-Jobs: Restaurant- oder Hotelfachleute können sich etwa als Junior Restaurant Steward oder, mit mindestens einem Jahr Berufserfahrung, auch als Restaurant Steward bewerben. Service nimmt auf den Kreuzfahrtschiffen einen hohen Stellenwert ein, denn es gilt, den Gästen einen unvergesslichen Aufenthalt zu bereiten. Arbeiten auf Kreuzfahrtschiffen ist vor allem für junge Menschen, die gerade ihre Ausbildung abgeschlossen haben, interessant. Auf einem Kreuzfahrtschiff erhält man nämlich Einblicke in die unterschiedlichsten Tätigkeiten der Gastronomie. Man kann sein Wissen erweitern und hat gute Aufstiegschancen. Das Mindestalter: 20 bis 21 Jahre alt muss man für Hochseeschiffe sein, ab 18 Jahren ist man für Flussschiffe geeignet.
Harter Berufsalltag
Das Bordleben ist für viele eine Herausforderung: Die Personalunterkunft ist sehr bescheiden. Auf neueren Schiffen teilen sich zwei, auf älteren sogar mehrere Personen eine kleine Kabine und ein Bad. Man ist bei jedem Wetter auf See. Wenn man leicht seekrank wird, sollte man vielleicht lieber einen Arbeitsplatz auf dem Land suchen. Auf einem Hochseeschiff sind die Crewmitglieder vier bis sechs Monate weltweit im Einsatz, auf dem Fluss meist rund neun Monate, für die Dauer einer Saison. Weiters weist Daniel Thiriet auf die Arbeitszeiten hin: „Unabhängig von den ausgeschriebenen Stellen sollten sich Bewerber auf 7-Tage-Wochen mit Arbeitsschichten von durchschnittlich zehn Stunden einrichten.“
Christian Schweinzer ist Geschäftsführer von Blackrock, der größten Agentur im deutschsprachigen Raum für Kreuzfahrtjobs, und rät vor allem, die unterschiedlichen Verträge der Unternehmen zu berücksichtigen: „Jede Linie hat andere Verträge. Es wird oft nur ein niedriger Basislohn angeboten, wobei man dann nur durch Trinkgelder mehr Geld verdienen kann. Manche zahlen Hin- und Rückflug zur Startdestination, andere wiederum nur den Hinflug. Teilweise werden sogar sämtliche Impfungen bezahlt.“ Laut Schweinzer ist es vor allem wichtig, mit den jeweiligen Fähigkeiten und Erfahrungsstand zum individuell passenden Schiff geschickt zu werden.
Wenn man dann einen Vertrag bei einer Kreuzschifffahrtsgesellschaft unterschreibt, macht man in weiterer Folge meist einen Lehrgang in Arbeitssicherheit, Erster Hilfe und Hygiene mit. Crewmitglieder erhalten kostenlose medizinische Versorgung an Bord, sollten sie krank werden. Die Kreuzschifffahrtsgesellschaft zahlt auch die Krankenversicherung für die Dauer des Arbeitsvertrages. Diese Verpflichtung basiert auf den Internationalen Konventionen bezüglich Arbeit auf See.
We are Family
Was die Crew verbindet, das ist auch die Notwendigkeit, gemeinsam anzupacken. Man sitzt nicht nur sprichwörtlich im selben Boot. Managerschulen könnten sich hier eine Menge abschauen. Bei fast allem ist Teamarbeit nötig. Faulheit und Drückebergertum kommen schlicht nicht vor. Wer so anfangen würde, hätte ganz schnell schlechte Karten. Und das merken alle schon am ersten Tag, denn da herrscht Stress pur.
„Die Aufstiegschancen sind nirgendwo anders so groß oder, besser gesagt, so schnell möglich wie am Schiff“, macht Christian Schweinzer allen Mut, den entscheidenden Schritt zu wagen. Außerdem baut man sich durch die vielen engen Kontakte, die man am Schiff knüpft, ein riesiges Netzwerk auf, welches einem auch nach der Zeit am Schiff tolle berufliche Chancen ermöglicht.
Gehalts-Guide
Mit folgenden Einstiegsgehältern kann man pro Monat steuerfrei rechnen:
Rezeptionist: ab € 1400
Chef de rang: ab € 1600
Travel Guide: ab € 1800
Cabin Stewardess: ab € 1800
Barkeeper: ab € 1900
Chef de Partie: ab € 2000
Souschef: ab € 2800
Provisions Master: ab € 3000
Chief Purser: ab € 3300
Küchenchef: ab € 4500
Hotelmanager: ab € 4500
Jobs
Die besten Adressen
www.aida.de
www.a-rosa.de
www.csm-cruise-services.de
www.cunard.de
www.deilmann-kreuzfahrten.de
www.gsellundpartner.ch
www.hlkf.de
www.seachefs.com
www.tuicruises.com
www.vikingrivercruises.com
www.blackrockcareers.com
„Anfangs ist es ein Schock!“
Wichtig sind Qualitäten wie Belastbarkeit, Teamfähigkeit und Durchhaltevermögen.
Christian Krempl
Der erfahrene Manager ist Hoteldirektor des 6-Sterne-Luxusliners CRYSTAL SERENITY.
Bilderbuchkarriere
Mit 21 Jahren begann Christian Krempl seine Karriere auf See an Bord der MS Sagafjord als Kellner. Seitdem arbeitete er für viele weltbekannte Kreuzfahrtlinien und hat es zum Hoteldirektor des Luxusliners CRYSTAL SERENITY geschafft.
Sie haben schon über 14 Jahre auf See verbracht. Was macht für Sie den Reiz aus, auf dem Schiff zu arbeiten?
Christian Krempl: Ich habe bereits mit 14 Jahren meine Karriere als Hotelfachmann mit dem Besuch der Hotelfachschule in Bad Gleichenberg begonnen und war daher auf die harten Arbeitszeiten in der Gastronomie vorbereitet. Anfangs sind die 7-Tage-Woche und die Entfernung nach Hause natürlich ein Schock. Wenn man diese Zeit überwindet, warten aber durch die Bank positive Zukunftsaussichten auf motivierte karriereorientierte Menschen. Die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff bringt einen zudem zu vielen attraktiven und interessanten Reisezielen. Auch wenn man die meiste Zeit an Bord ist, hat man doch ab und zu die Möglichkeit, an Land zu gehen und Sehenswürdigkeiten zu besichtigen.
Welche Qualitäten muss man mitbringen, um eine Karriere wie die Ihre hinzulegen?
Krempl: Von einer guten sowie soliden Lehre oder Ausbildung abgesehen, braucht man vor allem zu Beginn eine gehörige Portion Abenteuerlust. Ohne Teamwork und Fleiß geht übrigens gar nichts. Mehrsprachigkeit ist ein weiteres Plus, vor allem Englisch wird in der Regel vorausgesetzt. Auch ein gepflegtes Äußeres und eine kommunikative, freundliche Persönlichkeit sind Grundvoraussetzungen, um sich erfolgreich für eine Kreuzfahrt bei einer der Reedereien bewerben zu können. Um die Karriereleiter steil hinaufzuklettern, bedarf es dann vor allem zweier Fähigkeiten: Ausdauer und Disziplin. Und man muss auch hin und wieder bereit sein, einen Schritt in neuer Position zurückzumachen. Außerdem schadet es nie, wenn man gut im Netzwerken ist und sich so karrierefördernde Kontakte aufbaut.
Sind die Karrierechancen aktuell wirklich so gut?
Krempl: Sie sind sogar ausgezeichnet! Egal in welcher Position. Die Kreuzfahrtbranche gilt derzeit als absolute Wachstumsbranche, jedes Jahr werden neue Luxusliner gebaut und jedes Schiff ist wie eine kleine Stadt mit einem großen Bedarf an Fachkräften. Gerade für junge Menschen hat der Job auf hoher See einen hohen Reiz. Die Verdienstmöglichkeiten sind viel höher als auf dem Land und eine Anstellung auf Luxuslinern ist eine geschätzte Referenz im Dienstleistungssektor. Da gibt es derzeit Posten ohne Ende!
Da Sie die Verdienstmöglichkeiten angesprochen haben: Kann man auf dem Schiff reich werden?
Krempl: Das hängt natürlich davon ab, wie man reich definiert. Aber je nach Position kann man sehr gutes Geld verdienen. Vor allem bei amerikanischen Gästen bleibt durch das Trinkgeld wirklich sehr viel am Monatsende übrig. In Führungspositionen sind in weiterer Folge nach oben hin fast keine Grenzen gesetzt.
Wie sehr leidet eigentlich das Privatleben beim Job an Bord?
Krempl: Ehrlich gesprochen: sehr! Das ist definitiv eine absolute Negativseite, die jeder berücksichtigen sollte, der sich entscheidet, einen Job auf einem Kreuzfahrtschiff anzunehmen. Man ist bekanntlich monatelang unterwegs. Ich habe das Glück, dass meine Freundin auf demselben Schiff arbeitet, das macht die ganze Angelegenheit natürlich um einiges leichter.
Wie groß war eigentlich Ihr Zimmer am Beginn Ihrer Karriere als Kellner und wie groß ist es heute?
Krempl: Also bei meinem ersten Engagement war das Zimmer eher klein. Zehn Quadratmeter ohne fließendes Wasser und ohne Toilette und das natürlich geteilt mit einem Zimmerkollegen. Heute hat mein Zimmer 40 Quadratmeter. Ohne Balkon, wohlgemerkt. Man sieht also, es zahlt sich aus, dranzubleiben und hart zu arbeiten.
Ein Job in der Kreuzfahrt-Branche ist hart. Hier können Sie testen, ob sie eher eine Land- oder Wasserratte sind.