IQ vs. EQ
Was hilft ein hoher Intelligenzquotient, wenn man ein emotionaler Trottel ist? Schon in der Schule wurde uns eingetrichtert, dass man klug sein muss, um im späteren Leben einen guten Beruf zu bekommen. Dort war Intelligenz erforderlich, denn man musste Dinge auswendig lernen, Zusammenhänge verstehen und Gedanken in Worte fassen können. Wer jedoch im Job erfolgreich sein will, muss auch eine gewisse Sensibilität mitbringen. Kurz: Mehr Geld gibt es für Sensibelchen.
Eduard Singer ist Generaldirektor im „Hotel Hessischer Hof“ und baut auch bei seinen Mitarbeitern vor allem auf die emotionale Stärke: „Emotionale Intelligenz finde ich sehr wichtig, wenn nicht sogar…
Was hilft ein hoher Intelligenzquotient, wenn man ein emotionaler Trottel ist? Schon in der Schule wurde uns eingetrichtert, dass man klug sein muss, um im späteren Leben einen guten Beruf zu bekommen. Dort war Intelligenz erforderlich, denn man musste Dinge auswendig lernen, Zusammenhänge verstehen und Gedanken in Worte fassen können. Wer jedoch im Job erfolgreich sein will, muss auch eine gewisse Sensibilität mitbringen. Kurz: Mehr Geld gibt es für Sensibelchen.
Eduard Singer ist Generaldirektor im „Hotel Hessischer Hof“ und baut auch bei seinen Mitarbeitern vor allem auf die emotionale Stärke: „Emotionale Intelligenz finde ich sehr wichtig, wenn nicht sogar heutzutage die wichtigste Voraussetzung, um sich von Mitbewerbern zu unterscheiden und langfristig Mitarbeiter sowie Gäste an das Unternehmen zu binden.“ Vor allem im Dienstleistungsbereich spielen Emotionen eine essenzielle Rolle. Wenn es um das Thema „Gefühle am Arbeitsplatz“ geht, scheiden sich jedoch die Geister: Die einen winken genervt ab, die anderen pochen darauf, dass eine starke Sensibilität unerlässlich ist, um die oberen Sprossen der Karriereleiter zu erreichen. „Ohne emotionale Stärken ist auch kein Beziehungsaufbau möglich“, ist sich Singer über die Wichtigkeit von EQ im Hotelgewerbe im Klaren.
Wie gelingt es jedoch erfolgreichen Führungskräften, bei Bewerbungsgesprächen neben der Fachkompetenz Fähigkeiten im emotionalen, zwischenmenschlichen Bereich herauszufiltern? 3-Sterne-Koch Christian Bau hat in seinem „Victor’s Gourmet-Restaurant Schloss Berg“ ein simples Rezept: „Wichtig ist in jedem Fall immer: Springt der Funke über oder nicht? Das sagt einem dann meist das Bauchgefühl. Das kann natürlich hin und wieder auch schiefgehen. Ich hatte ein Mädchen im Team, die kam von einem tollen Sterne-Restaurant. Nach 6 Monaten war sie ohne ein Wort zu sagen von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden. Und die teuren Kochjacken dazu.“
Mit emotionaler Intelligenz wird eine ganze Reihe von Fähigkeiten und Kompetenzen beschrieben, wie zum Beispiel Mitgefühl, Kommunikationsfähigkeit, Menschlichkeit und Höflichkeit. Dass vor allem soziale Kompetenz und Empathie in Gastronomie und Hotellerie unabdingbar sind, steht auch für Jürgen Sziegoleit, dem Generaldirektor des „Le Méridien“ in Köln, außer Frage: „Früher waren Referenzen und Zeugnisse wichtig. Das hat sich mittlerweile sehr geändert. Heute ist Teamfähigkeit viel wichtiger. Dazu bedarf es Freundlichkeit und die kann man nicht lernen. Die hat man oder hat man nicht!“
"Was nützt mir ein Mitarbeiter, der fachlich top ist, aber in meinem Restaurant herumläuft wie bei einem Begräbnis?“
Christian Bau
3-Sterne-Koch
www.victors-gourmet.de
Besonders wenn die Gefühle intensiv werden, wie bei einem Streit oder einer Trennung, verlieren die meisten Menschen jede Kontrolle über sich, ihre Wortwahl, ihre Emotionen und ihren Verstand. Man lässt einfach raus, was einem gerade in den Sinn kommt, und vergisst, welche Folgen bestimmte Reaktionen haben können. Die Art der Emotion mag in dieser Situation nachvollziehbar sein, doch die Ausdrucksweise der Emotion ist übertrieben. Emotionen sind gut, doch emotional intelligente Menschen können ihre Emotionen sinnvoll und angemessen kommunizieren, vor allem in stressigen Berufen wie der Spitzengastronomie oder -hotellerie.
Emotional intelligente Menschen wissen auch, was sie tun müssen, um sich selbst zu motivieren. Diese Eigenschaft ist für Erfolg sehr wichtig, da die Belohnung bei vielen Aufgaben erst nach langer, harter Arbeit eintritt. Vor allem in Führungspositionen wird dies immer wichtiger. Für die Besetzung einer leitenden Position ist der Grad an emotionaler Intelligenz sogar weitaus bedeutender als der Intelligenzquotient. Laut Jürgen Sziegoleit fließen individuelles Fachwissen und Intelligenzquotient nur zu jeweils 25 Prozent in die Bewertung eines Bewerbers ein, die emotionale Intelligenz hingegen zu 50 Prozent. Gut zu wissen: Emotionale Kompetenz ist, wie fachliche Kompetenz auch, erlernbar, kann diese aber nicht ersetzen. Doch was nützt ein fachlich versierter Mitarbeiter, welcher nicht in der Lage ist, auf andere Menschen offen zuzugehen oder ein Team zu führen und zu motivieren?
3-Sterne-Koch Christian Bau sucht bei seiner Küchenmannschaft neben Fähigkeiten wie Loyalität und Aufrichtigkeit vor allem nach emotionalen Kompetenzen: „Am wichtigsten ist mir bei einem Mitarbeiter, dass er freundlich und herzlich ist und mit einem Lachen durch die Welt geht. Der Gast muss die familiäre Atmosphäre in unserem Restaurant spüren! Da versuche ich natürlich mit der Fahne vorneweg zu gehen. Allerdings: Gute Laune kann man nicht lernen.“
Doch sind Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz letztendlich tatsächlich beruflich erfolgreicher? Die Antwort lautet aufgrund einer Studie von Forschern der Universitäten Bonn und Heidelberg: Ja. Aber nur, wenn sie zugleich ehrgeizig sind.