Hotel-Tipps & Trends: Lernen von den Besten
Nur wer sich etwas ganz Besonderes einfallen lässt, kann sich heute gegen die immer größere und härtere Konkurrenz in der Gastronomie- und Hotelleriebranche durchsetzen. Will man zur Kenntnis genommen werden, so muss man auffallen, aus der Masse herausragen. Dazu reicht es natürlich nicht, die Ideen anderer zu kopieren – jedoch ist es absolut legitim, sich von Hotel- oder Restaurantbetrieben inspirieren zu lassen, die dank origineller Konzepte ihre eigene Marktnische gefunden haben.
Der dritte Teil unserer Serie ist dem Themenbereich „Kunst, Mode und Technik“ gewidmet. Dieser umfangreiche Ideenpool bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten – und auch hier sind originellen Ideen praktisch keine Grenzen gesetzt. Wie in den ersten beiden Teilen dieser Serie, beginnen wir unsere Exkursion auch diesmal dort, wo man in Sachen gewagter Hotelkonzeptionen Weltmeister ist und keine Vision zu ausgefallen oder zu teuer scheint: in Las Vegas.
Zahlreiche markante Beispiele
Man möchte es nicht glauben, aber in Las Vegas gibt es neben Kitsch doch tatsächlich auch Kunst! Und man braucht dafür nicht einmal irgendwelche versteckte Seitengassen oder Hinterhöfe aufzusuchen – man entdeckt selbige fast auf den ersten Blick. Das „Bellagio“ ist eines der größten und teuersten Hotels von Las Vegas und scheut weder Kosten noch Mühen, um ein Haus von Stil zu sein. Das gigantische Hotel mit seinem nicht minder gigantischen Springbrunnen vor dem Portal verfügt über 3.005 Zimmer und Suiten – 928 kamen im Jahre 2004 dazu – ferner gut zwei Dutzend Restaurants, Bars und Cafés, ein riesiges Wellness- und Schönheitszentrum, mehrere Pools, einen Golfplatz, einen botanischen Garten und nicht zuletzt eine Kunstgalerie in Form der „Bellagio Gallery of Fine Art“, in der man von Rembrandt über Renoir bis zu Cézanne alles findet, was das Herz des Kunstliebhabers höher schlagen lässt.
Einen anderen Weg gehen die Rogner Hotels & Resorts, die zwei ihrer Hotelanlagen von berühmten österreichischen Künstlern gestalten ließen. Für Furore sorgt nach wie vor das „Rogner Bad Blumau Hotel & Spa“ im gleichnamigen oststeirischen Thermalkurort, das zur Gänze vom mittlerweile verstorbenen Maler Friedensreich Hundertwasser gestaltet wurde. Nach dessen grandiosem Erfolg konzipierte der Maler Ernst Fuchs in analoger Weise „Rogners Fuchs Palast St. Veit“ in der gleichnamigen Stadt in Kärnten. Beide Beispiele zeigen, welch kreatives Potenzial große Künstler auch in ihnen eigentlich fremden Disziplinen an den Tag legen können. Das deutsche Pendant zu den beiden Rogner Hotels ist die Hotelgruppe „Art’otel“, die über fünf Häuser in Berlin, Potsdam, Dresden und Budapest verfügt. Jedes der fünf Hotels, die zwischen 91 und 174 Zimmer bieten, wurde von einem anderen Künstler gestaltet und erhielt dadurch ein ganz eigenes optisches und künstlerisches Erscheinungsbild. Ähnlich und doch anders ist das „Künstlerheim Luise“ in Berlin zu bewerten: Im Unterschied zu den eben genannten Beispielen war hier nicht ein Künstler am Werk, sondern jedes Zimmer wurde in seiner gesamten Ausstattung von einem anderen Künstler gestaltet. Insgesamt wartet das in einem klassizistischen Stadtpalais aus dem Jahre 1825 angesiedelte Hotel mit 50 Zimmern, einem Restaurant und einer Kunsthalle für Veranstaltungen auf.
Auch der Kunstgattung Literatur sind Hotels gewidmet – und diese haben den Vorteil, dass die Investitionen zumeist deutlich geringer sind als bei der bildenden Kunst. Vor nicht allzu langer Zeit öffnete in New York mit dem „Library Hotel“ ein Haus seine Pforten, das mit rund 6.000 Büchern eine umfangreiche Auswahl an Literatur anbietet. Jedes der 60 Zimmer wartet mit einer sorgfältig ausgewählten Kollektion an literarischen Werken auf und ist somit ein Paradies für alle Bücherwürmer. Auf immerhin 3.000 Bücher bringt es auch das „Hotel Sonnalm“ in Bad Kleinkirchheim, das sich selbst als „erstes Bücherhotel Österreichs“ bezeichnet und natürlich mit einer entsprechenden Bibliothek aufwartet.
Als Kunst im weitesten Sinne ist zweifelsohne auch der Bereich Mode zu betrachten. Umso erstaunlicher ist es, dass erst in letzter Zeit Hotels dieses Thema aufgreifen, das für viele von uns doch einen bedeutenden Faktor des täglichen Lebens darstellt. Das weltweit erste Hotel eines Modeschöpfers wurde von Donatella Versace initiiert und ist ihrem verstorbenen Bruder, dem italienischen Modeschöpfer Gianni Versace, gewidmet. Erstaunlicherweise befindet sich der „Palazzo Versace“ nicht in Italien, sondern an der australischen Gold Coast. Das in Main Beach Queensland gelegene Haus stellt quasi einen bewohnbaren Showroom dar, der neben entsprechenden Zimmern, Restaurant und Bar natürlich über eine eigene Boutique verfügt, in der man die Kleidungsstücke und Modeartikel gleich erwerben kann. Das konnte Konkurrent Giorgio Armani natürlich nicht auf sich sitzen lassen und setzt noch einen drauf: Mit einem Konsortium aus den Arabischen Emiraten soll in Dubai bis zum Jahr 2008 das erste Armani-Hotel der Welt entstehen – mit dem für diese Region typischen Kostenaufwand…
Möglichkeiten der Umsetzung
Natürlich kann sich wohl kaum jemand in Europa ein Hotel vom Kaliber eines Bellagio leisten. Dass man durch den gezielten Einsatz von Kunstwerken eine eindrucksvolle Wirkung erzielen kann, ohne Unsummen wie das Bellagio zu investieren, macht etwa das „Le Meridien Wien“ auf charmante Weise vor. Auch die Idee, Hotels von einem renommierten Künstler gestalten zu lassen, wie es die Beispiele „Rogner Therme Blumau“, „Rogners Fuchs Palast St. Veit“ oder die „Art’otels“ vormachen, kann durchaus aufgegriffen werden – einerseits gibt es im deutschen Sprachraum genug namhafte Künstler, die sich für ein solches Projekt anbieten würden, andererseits kann auch eine kostengünstigere Variante mit einem aufstrebenden, nicht ganz so prominenten Künstler durchaus ihren Reiz haben.
Wessen Budget auch dafür zu klein ist, der könnte – wie das „Künstlerheim Luise“ – jedes Zimmer einem bestimmten Künstler widmen, dieses allerdings mit Drucken seiner Bilder sowie darauf abgestimmter, aber preiswerterer Einrichtung versehen. Eine weitere, ebenfalls kostengünstige Variante wäre die Nutzung eines Hotels als Galerie: Man kann die öffentlichen Räumlichkeiten, aber auch die Zimmer Nachwuchskünstlern zur Verfügung stellen, die dort ihre Werke gratis ausstellen und gleichzeitig Interessenten zum Verkauf anbieten.
Das Thema Literatur ist geeignet, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Zum einen zieht die Konzeption Leseratten magisch an, zum anderen halten sich die Investitionen durchaus in Grenzen. Eine passable Bibliothek kostet letztendlich weit weniger als teure Kunstwerke oder ein ausgeklügeltes Wellness-Center. Zu guter Letzt stellt auch das Thema Mode einen reichen Fundus für Hotelkonzeptionen dar – es muss ja nicht gleich Armani oder Versace sein. Es gibt so viele Modedesigner, die sich anbieten würden – manche davon junge Shootingstars, deren Kooperation sicherlich auch erschwinglich ist.
kontakt:
www.bellagiolasvegas.com
www.blumau.com
www.fuchspalast.com
www.artotel.de
www.kuenstlerheim-luise.de
www.libraryhotel.com
www.sonnalm.at
www.palazzoversace.com.au