Dr. Badass: Kulinarischer Mystery-Krimi
Es war eine regnerische und neblige Nacht in Hamburg. Das perfekte Setting für einen kulinarischen Mystery-Krimi. Nach einem ausgesprochen genialen Dinner mit einem Kollegen haben wir kurzerhand beschlossen, mit der ganzen Bande auf einen gepflegten Drink zu gehen. Der Whiskey war süß wie der Sommer und das Bier ging die Kehle runter wie Wein.
Die Stunden gingen dahin und bevor wir es bemerkten, war von unserer großen Runde nur noch der harte Kern übrig. Wir haben uns für die übliche Gastro-Afterwork-Location entschieden, in der jedermann zum Nobody wird.
Es war eine regnerische und neblige Nacht in Hamburg. Das perfekte Setting für einen kulinarischen Mystery-Krimi. Nach einem ausgesprochen genialen Dinner mit einem Kollegen haben wir kurzerhand beschlossen, mit der ganzen Bande auf einen gepflegten Drink zu gehen. Der Whiskey war süß wie der Sommer und das Bier ging die Kehle runter wie Wein.
Die Stunden gingen dahin und bevor wir es bemerkten, war von unserer großen Runde nur noch der harte Kern übrig. Wir haben uns für die übliche Gastro-Afterwork-Location entschieden, in der jedermann zum Nobody wird.
Das Bier wird fachgerecht ausgeschenkt, die Cocktails haben einen Blaustich und das Essen ist mehr als mittelmäßig – aber da, wenn man es braucht – und damit meinen ich fünf Uhr morgens. Nichts, worüber man schreiben würde, aber es erfüllt seinen Zweck.
Viel wichtiger: ein Ort, an dem Kellner, Barkeeper, Sommeliers, Köche und Restaurantbesitzer gemeinsam die steifen Klamotten fallen und den Tag ausklingen lassen können – und kollektiv unserer lukullischen Natur frönen können: essen, trinken, glücklich sein, weil wir morgen sterben! Zumindest ist das unsere Ausrede.
Der Anfang vom Ende
Wie auch immer. Wäre ich nach diesem Anlass am nächsten Tag gestorben, hätte ich keines der drei Dinge getan. Wir waren weder betrunken noch rüpelhaft – einfach ein paar Branchenkollegen auf der Suche nach einem Schlummertrunk. Wir haben gegrüßt, unsere Mäntel aufgehängt und uns auf den hinteren Tisch gesetzt. Es dürfte so gegen 3:15 morgens gewesen sein.
Normalerweise hat diese Bar bis fünf Uhr geöffnet. An diesem speziellen Abend wirkten die Mitarbeiter allerdings nur geringfügig motiviert, länger als bis vier zu arbeiten. Dann kam die Kellnerin. Eigentlich eine attraktive Lady in ihren frühen Zwanzigern, die ziemlich hübsch sein könnte, wenn sie lacht – tat sie aber nicht. „Wir machen bald dicht.“ Sie wäre beinah von ihrem Augenrollen umgeknickt. Kein Hallo, kein Willkommen, kein Lächeln.
Mord im Restaurant
Der Abend war auch ohne diese kühle Begrüßung kalt genug. „Bestellt ein wenig schneller, wir schließen um vier!“ Dabei hatten wir ja schon mindestens drei Sekunden darüber nachgedacht, was wir gerne hätten. Wir haben, ohne großartig nachzudenken, bestellt und uns dabei gefühlt, als hätten wir nach zwei Minuten den Bogen bereits völlig überspannt. Die Kellnerin kam mit unserer Bestellung zurück – mein üblicher Schlummertrunk: Whiskey und Bier – und warf demjenigen in unserer Gruppe noch einen bösen Blick zu, der sich noch nicht entschieden hatte.
Sie stampfte ungeduldig mit ihrem Fuß, während er seinen Cocktail bestellte. Da konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und musste etwas sagen. „Es scheint, als hättest du heute nicht die beste Laune“, in einem halb scherzhaften und doch neugierigen Ton. Ohne Entschuldigung stellte sie klar: „Ich sage ja nur, dass wir bald schließen.“
Stimmt. Das war offensichtlich. „Du bist nicht gerade freundlich. Eigentlich sogar ein wenig aggressiv. Ist es nicht ein wenig ungewöhnlich, dass wir alle ein schlechtes Gewissen haben, nur weil wir hereingekommen sind?“ Ohne zu zögern, räumte sie meine beiden Drinks ab – in meinem Schock hatte ich noch nicht mal einen Schluck genommen – und keifte: „Dann bekommst du eben nichts! Wenn das deine Meinung ist, besauf dich woanders.“
Die restlichen Getränke ließ sie stehen. Ungläubig und mit offenen Augen saß ich im Standby-Modus da. Es war, als wären die Lichter ausgegangen, dann ein schriller Schrei und wenn das Licht wieder angeht, würde ich mit einem Dolch in meinem Rücken auf dem Tisch liegen.
Lose-lose-Situation
Jeder in der Runde war stumm vor Schock. Wir haben uns fassungslos angesehen, sind aufgestanden und haben die Bar verlassen. Auch wenn nur einer so behandelt wird, würde mit Sicherheit keiner bleiben wollen. Da standen wir zu sechst – wohl die beste Kundschaft, die sich ein Geschäftsmann wünschen kann, verwirrt, verletzt und verbittert.
Und ohne unsere Rechnung bezahlt zu haben. Eine Lose-lose-lose-Situation. Vielleicht hatte sie einfach einen schlechten Tag. Vielleicht haben ihr die sechs Stunden, in denen sie Bier und Erdbeerlimes ausgeschenkt hat, zu sehr zugesetzt und ich war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Aber wir Juroren sollten stets fair bleiben: Es war ein Verbrechen aus Leidenschaft.