12 Fragen an Innegrit Volkhardt
Deutschlands First Lady
Vor 25 Jahren übernahm sie mit nur 27 Jahren die Nachfolge ihres Vaters Falk Volkhardt als Hotelchefin des legendären 5-Sterne-Hotels am Münchner Promenadeplatz, in dessen Gästebüchern es kaum einen Namen gibt, der nicht auftaucht. Muhammad Ali, Klaus Kinski, Romy Schneider, der Dalai Lama, Thomas Mann, Gracia Patricia, Bruce Springsteen, Woody Allen, Bill Clinton, Queen Elizabeth und Papst Benedikt sind nur einige. Jährlich ist sie mit ihrem 700-köpfigen Mitarbeiterstab Gastgeberin der Münchner Sicherheitskonferenz – eine Challenge, die das Haus mit seinen 348 Zimmern für drei Tage in einen Ausnahmezustand versetzt. Und den Bayerischen Hof in alle Medien der Welt katapultiert. Dem Rat ihres Großvaters folgend lebt Innegrit Volkhardt nicht im Hotel, sondern auf dem Familienanwesen in Starnberg. Ein Mindestabstand, der der Hotelière die Kraft für den fast 24-Stunden-Mammutjob gibt. Sechsmal in Folge konnte sie so das Vorzeigehaus mit seinen Umsatzrekorden an der Spitze der Branche etablieren. Ein Gespräch darüber, wie die Chancen stehen, diesen Erfolg zu wiederholen, wie sie Persönlichkeiten wie den Dalai Lama erlebt hat und bei wem sie gerne in Psychotherapie geht.
Deutschlands First Lady
Vor 25 Jahren übernahm sie mit nur 27 Jahren die Nachfolge ihres Vaters Falk Volkhardt als Hotelchefin des legendären 5-Sterne-Hotels am Münchner Promenadeplatz, in dessen Gästebüchern es kaum einen Namen gibt, der nicht auftaucht. Muhammad Ali, Klaus Kinski, Romy Schneider, der Dalai Lama, Thomas Mann, Gracia Patricia, Bruce Springsteen, Woody Allen, Bill Clinton, Queen Elizabeth und Papst Benedikt sind nur einige. Jährlich ist sie mit ihrem 700-köpfigen Mitarbeiterstab Gastgeberin der Münchner Sicherheitskonferenz – eine Challenge, die das Haus mit seinen 348 Zimmern für drei Tage in einen Ausnahmezustand versetzt. Und den Bayerischen Hof in alle Medien der Welt katapultiert. Dem Rat ihres Großvaters folgend lebt Innegrit Volkhardt nicht im Hotel, sondern auf dem Familienanwesen in Starnberg. Ein Mindestabstand, der der Hotelière die Kraft für den fast 24-Stunden-Mammutjob gibt. Sechsmal in Folge konnte sie so das Vorzeigehaus mit seinen Umsatzrekorden an der Spitze der Branche etablieren. Ein Gespräch darüber, wie die Chancen stehen, diesen Erfolg zu wiederholen, wie sie Persönlichkeiten wie den Dalai Lama erlebt hat und bei wem sie gerne in Psychotherapie geht.
1. In den nächsten Wochen erscheint das neue Ranking zu den umsatzstärksten Hotels Deutschlands. Wird der Bayerische Hof seine Spitzenposition halten können?
Da treffen Sie gerade einen schmerzhaften Punkt. Wir wissen tatsächlich noch nicht, ob wir sie dieses Jahr halten können. Wir liegen beim Netto-Gesamtumsatz für 2016 bei 62,81 Millionen Euro, 2015 waren es 66,54 Millionen.
2. Was sind die Gründe für den Umsatzrückgang?
Die Jahre davor konnten Sie immer zulegen. Das hat mehrerlei Gründe. Primär, weil wir einen ganzen Baukörper abgerissen haben und dadurch fast ein Jahr lang 21 Zimmer außer Betrieb hatten. Dann kamen im Sommer durch den Amoklauf, den wir in München hatten, höhere Stornierungen sowie ein darauf folgendes leicht rückläufiges Reiseverhalten dazu. Aus der Angst heraus hat zum Beispiel auch das in München sehr wichtige arabische Geschäft abgenommen. Einige sind frühzeitig abgereist. Was man auch letztes Jahr wieder deutlich gemerkt hat: dass die Amerikaner in einem Wahljahr grundsätzlich weniger reisen. Jetzt hoffen wir, dass das durch den Protektionismus, den Herr Trump herbeibeschwört, nicht nach dem Wahljahr noch weitergeht. Diese drei Dinge führten dazu, dass wir unseren Umsatz leider nicht halten konnten, und wir hoffen jetzt natürlich, dass es unseren Mitbewerbern ähnlich erging. Wenn nicht, dann werden wir halt mal ein Jahr traurig sein und hoffen jetzt mal, dass es im nächsten Jahr wieder alte Formen annimmt.
3. Wie wichtig sind der amerikanische und der arabische Markt für Ihr Geschäft?
Deutschland ist mit knapp 40 Prozent unser wichtigster Markt und Gott sei Dank sehr stabil, Amerika mit knapp 15 Prozent unser zweiter. Der Markt ist schon ein bisschen gefährdet, auch weil es viele Firmen gibt, deren Mitarbeiter Angst haben, wenn sie einmal ausreisen, dass sie nicht mehr zurückdürfen. Da wird stark abgewartet. Die amerikanische Entwicklung werden in ganz Deutschland alle merken. Der arabische Markt ist unser drittstärkster, obwohl er sich innerhalb von nur sechs Wochen (Anm.: arabischer Medizintourismus) generiert. Wenn der dann aus verschiedensten Gründen auch nicht mehr zu 100 Prozent kommt, dann wird es sicher auch Auswirkungen haben. Nicht nur für den Bayerischen Hof, sondern für München insgesamt.
Das ist ein schmerzhafter Punkt. Wir wissen tatsächlich noch nicht, ob wir Platz eins dieses Jahr halten können.
Innegrit Volkhardt weiß nicht, ob es aufgrund von Umsatzeinbußen für die Spitzenposition der umsatzstärksten Hotels reicht.
4. Sie hatten gerade schon erwähnt, dass Sie mitten in einem großen Umbau stecken. Wie groß sind die Einschränkungen?
Wir haben natürlich das Problem, dass wir wie immer im Bestand bei laufendem Betrieb bauen. Wir haben einen ganzen Baukörper mit 21 Altbestandszimmern abgerissen und die Dachform geändert. Vorher war es ein Satteldach, jetzt ist es ein Flachdach. Dadurch konnten wir zwei Stockwerke und durch die Verkleinerung des Innenhofs zusätzlich an Tiefe gewinnen. Insgesamt entstehen so 25 Doppelzimmer, drei kleine Juniorsuiten und eine große Suite, die sich ganz oben auf der obersten Dachfläche anbietet.
5. Wie tief müssen Sie für diesen Umbau in die Tasche greifen?
Aktuell geben wir für diesen Bau zwölf Millionen Euro aus. In so einem Altbau kalkuliert man schon alles, was mit Statik zu tun hat, extrem großzügig, weil wir schon wissen, dass wir es brauchen werden. Wir mussten das Erdreich massiv nach unten verstärken, damit es der Mehrbelastung auch standhält. Das Stockwerk, das unser Abschluss ist, ist unsere Komödie im Bayerischen Hof, die besonders sensibel und ein historisches Bauwerk ist mit wunderschöner goldener Decke. Da hatten wir viele statische Herausforderungen, gerade diese Decke zu schützen und den Spielbetrieb nicht einzuschränken. Insofern sind wir ein bisschen in Verzug, aber wir planen, nach wie vor am 20. August fertig zu werden.
6. Als Sie 1992 die Hotelleitung übernahmen, haben Sie eine Modernisierungsoffensive gestartet und über 140 Millionen Euro in die Hand genommen. Hatten Sie eigentlich jemals Angst, dass das Haus den Anschluss ans Jetzt verliert?
Wir müssen jedes Jahr wenigstens eine große Baumaßnahme tätigen. Es ist ja zum Glück ein Hotel mit sehr viel Umsatz und sehr vielen Menschen, die hier täglich ein und aus gehen, da findet natürlich auch ein Verschleiß statt. Neben dem Alltag fand mein Vater dann nicht mehr die Kraft, diese Renovierungen zu tätigen, die sehr viel Energie, Zeit und Geld kosten, und dann verliert man schnell den Anschluss. Das Problem war, dass mein Vater schon ein paar Jahre nicht mehr so gesund war und mindestens fünf Jahre viel zu wenig gemacht wurde. Da musste deutlich aufgeholt werden. Nicht, weil man es wollte, sondern wirklich, weil man musste.
7. Zum Jubiläum 2014 haben Sie das Buch „Begegnungen – 175 Jahre Hotel Bayerischer Hof“ herausgegeben. Was für ein Gefühl schwingt bei Ihnen mit, wenn Sie all die Namen und Geschichten sehen?
Ich habe, um dieses Buch zu erstellen, viele Wochenenden im Familienarchiv verbracht und mich damals schon total über das gefreut, was ich da gefunden habe. Da ist schon auch ein Stolz, dass das, was man verloren hat, trotz widrigster Umstände wiederaufgebaut wurde. Die Kraft, die man letztendlich als Familie und auch gemeinsam mit den Mitarbeitern investiert hat. Da weiß man, warum man es tut, und fühlt sich auch der Vergangenheit gegenüber verpflichtet.
8. Von den vielen Begegnungen haben Sie der Dalai Lama und Muhammed Ali nachhaltig beeindruckt. Warum gerade diese beiden?
Beim Dalai Lama haben mich diese Ausstrahlung, diese Freundlichkeit und diese Güte und Wärme total beeindruckt. Mit welcher Ruhe und Gelassenheit er den Menschen gegenübertritt und bis zum letzten freundliche und persönliche Worte fand. Und Muhammed Ali: Ich bin in der Zeit aufgewachsen, in der er seine großen Kämpfe hatte. Wenn er in München war, wohnte er bei uns. Ich habe ihn dann auch relativ früh mal kennengelernt. Es gibt nicht so wahnsinnig viele Menschen, die so eine Ausstrahlung, so eine Aura um sich haben, was einen derartigen Zauber hervorruft, den man schwer erklären kann. Ob das jetzt daran lag, dass ich so viel Zeit mit der Familie vor dem Fernseher verbracht und mitgefiebert habe, weiß ich nicht.
9. Haben Sie sich in der Rolle als Hotelchefin von Anfang an wohlgefühlt? Ihre Schwester hatte sich damals bewusst dagegen entschieden.
Ich habe mich eigentlich nie in der Rolle gesehen. Ich war auch die jüngere Tochter, meine Schwester war schon eher so die Extrovertierte und hatte Spaß, mit meinem Vater auf große Partys zu gehen. Sie passte eher ins Bild eines Hoteliers, die das aus sich heraus auch kann. Ich war immer mehr mit meinen Tieren beschäftigt, das hat mir auch viel mehr Spaß gemacht, wenn ich ehrlich bin. Aber es kam dann einfach der Tag und dann musste man es tun und ich habe mich immer mehr zurechtgefunden. Da möchte ich auch alle Menschen nur ermutigen, wenn man etwas wirklich will, dann geht alles.
10. Sie sagten einmal, dass Sie nicht bei allen Mitarbeitern beliebt sind. Warum?
Ich habe das Problem, dass ich immer zum falschen Zeitpunkt für mich an der richtigen Stelle bin und dann auch nach 25 Jahren noch Dinge sehe, die andere nicht mehr sehen. Da habe ich leider eine große Führungsschwäche, denn ich mache den Mitarbeiter dann selbst auf das Problem aufmerksam, anstatt es dem Verantwortlichen zu sagen. Dadurch wirke ich immer so ein bisschen unzufrieden und böse und komme als Nörglerin rüber, obwohl ich das im Kern nicht bin. Aber ich kann da nicht aus meiner Haut. Ich habe einfach die Hoffnung, dass der Mitarbeiter das differenzieren kann.
Ich habe mich eigentlich nie in der Rolle gesehen. Aber es kam dann einfach der Tag und dann musste man es tun.
Inngegrit Volkhardt übernahm die Hotelleitung mit nur 27 Jahren, als ihr Vater schwer erkrankte.
11. Über sich selbst sagen Sie, dass Sie im Grunde Ihres Herzens eine Einzelgängerin sind. Wie passt das mit dem Feel-good-Business Hotellerie zusammen?
Ich bin tatsächlich auch gerne unter Menschen. Aber ich habe einfach das große Glück, dass ich diese andere Welt auch für mich habe. Wenn ich irgendwann am Abend nach Hause komme, dann sind da neben meinem Lebensgefährten meine Katze und meine Esel, die ich in den Arm nehme. Dies macht eine Beziehung mit mir selbst und einem Lebewesen möglich, welches ein bisschen ein verschlosseneres Leben ist.
12. „Meine Esel sind meine Psychotherapeuten“, haben Sie einmal gesagt. Was geben Tiere Ihnen, was Menschen Ihnen nicht geben können?
Ich schalte dann automatisch komplett ab, komme total zur Ruhe. Das macht mir Spaß und gibt mir viele positive Gedanken und Gefühle, was mich diese oftmals verrückte Welt – die Realität, in der wir uns hier befinden – ein bisschen vergessen lässt.
www.bayerischerhof.de