Der Insider – Das Restaurant der Zukunft
Es ist alles Geschmackssache, sagen die Dummen. Alles ist messbar, auch der Geschmack. Das sage ich. Nicht weil ich gescheiter bin als die Dummen, sondern weil ich im Restaurant der Zukunft war.
Das kam so: Kikkoman, der Sojasaucen-Kaiser, hat mich dorthin gekarrt – ins holländische Wageningen. Da wird gemessen, was der Geschmack hergibt: Mir zum Beispiel wurde der ganze Kopf mit Kabeln vollgeklebt, um zu schauen, wie Sojasauce mit 43 Prozent weniger Salzgehalt sich auf den Kropf’schen Geschmack auswirkt. Ich sage nur: gar nicht. Sie schmeckt gleich gut – und ist gesünder.
Sehenswert ist aber das Restaurant der Zukunft selbst: Da ist am Anfang eine Kantine. Eichenholz, große Glasfenster, ein weiterer trendiger (also nichtssagender) Speisesaal für Forscher und Studenten. Erst auf den zweiten Blick sieht man Big Brother im Speisesaal. Die Kantine ist ein Hochleistungslabor, versteckt hinter der Fassade einer Universitätskantine.
35 Videokameras schielen aus den Wänden, mit 360-Grad-Rotation und 600-fachem Zoom. Sie nehmen alles auf – jeden Schluck und Bissen. Eine im Boden versteckte Waage misst das Gewicht, während man an der Kasse steht. Sensoren in den Stühlen tasten den Body-Mass-Index und die Herzfrequenz ab.
In Kürze starten die Wissenschaftler ein computergesteuertes Face-Reading-Programm und sie legen Löffel auf den Tisch, die über Sensoren die Essgeschwindigkeit messen. Im Kontrollraum ein paar Türen weiter: 22 Wissenschaftler beobachten das alles. Wenn das Essen nicht schmeckt, dann sehen sie das. Und verstehen, warum, noch bevor man selber drüber nachdenkt. Da soll mir also jetzt noch einer kommen mit „alles nur eine Frage des Geschmacks“.
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