Das Pep-Guardiola-Prinzip

Wie die Spieler auf dem Platz sorgen die Mitarbeiter im Unternehmen dafür, dass der Laden läuft. Jeder Player braucht ein Team!
November 12, 2015 | Text: Marion Wolf

Das Pep-Guardiola-Prinzip
Ohne den Torwart, der seinen Kasten dicht macht, sieht jede Mannschaft alt aus. Ohne den richtigen Trainer, der die Spieltaktik vorgibt, laufen alle unkoordiniert auf dem Feld herum. Und wenn sich keiner traut, Druck nach vorne auf das gegnerische Tor zu machen, wie soll man da ein Spiel gewinnen? Würden aber nur Lionel Messis und Cristiano Ronaldos mit ihrer individuellen Spielstärke auf dem Platz stehen, könnte eine jede Mannschaft einpacken. Fußball ist eben mehr als 22 Leute, die hinter einem Ball herrennen. Ohne ein starkes Team und eine geschlossene Mannschaftsleistung geht es auf dem Spielfeld nicht. Genauso sieht es in einem jeden Unternehmen aus – egal in welcher Branche.

Das Pep-Guardiola-Prinzip
Ohne den Torwart, der seinen Kasten dicht macht, sieht jede Mannschaft alt aus. Ohne den richtigen Trainer, der die Spieltaktik vorgibt, laufen alle unkoordiniert auf dem Feld herum. Und wenn sich keiner traut, Druck nach vorne auf das gegnerische Tor zu machen, wie soll man da ein Spiel gewinnen? Würden aber nur Lionel Messis und Cristiano Ronaldos mit ihrer individuellen Spielstärke auf dem Platz stehen, könnte eine jede Mannschaft einpacken. Fußball ist eben mehr als 22 Leute, die hinter einem Ball herrennen. Ohne ein starkes Team und eine geschlossene Mannschaftsleistung geht es auf dem Spielfeld nicht. Genauso sieht es in einem jeden Unternehmen aus – egal in welcher Branche.
Um erfolgreich zu sein, kommt es auf die Gesamtleistung aller Mitarbeiter mit ihren individuellen Stärken an. Die Kunst ist es, die Positionen so gut zu besetzen, dass der Ball rollt. Denn jedes Team ist ein komplexes Gefüge. Je besser eine Mannschaft, ein Unternehmen, eine Abteilung funktioniert, desto größer sind die Erfolgschancen. Was es dafür braucht: die optimale Mischung von Typen, Charakteren und Skills. Im Personalwesen auch als Diversity Management bekannt, geht es darum, die soziale Vielfalt kons­truktiv zu nutzen. Was heißt das? Hat man im Team nur ähnliche Spielertypen, dann entsteht ein Ungleichgewicht. Für die vielfältigen Aufgabengebiete braucht es schließlich verschiedene Charaktere mit verschiedenen Fähigkeiten – Männer, Frauen, Youngsters, alte Hasen, Analytiker, Kreative, Fleißige und Strategen. Dabei ist fachliche Qualifikation nicht automatisch die Garantie für ein gutes Team. Damit die Performance auf dem unternehmerischen Rasen stimmt, sind die Soft Skills, die sozialen Kompetenzen, der einzelnen Mitarbeiter ein wesentlicher Faktor. Sich dafür die richtigen Teamplayer in die Mannschaft zu holen, das ist der Job des Trainers.
Bei ähnlichen Spielertypen entsteht ein Ungleichgewicht im Team

Der Trainer bestimmt die Taktik

Natürlich, jedes Unternehmen will die besten Mitarbeiter für sich rekrutieren, aber „eine Sammlung von Spitzenleuten macht noch keine Spitzenmannschaft. Spitzenleute sind häufig elitär, egozentrisch und schwierig. Und sie bekämpfen sich oft wie Hund und Katz“, weiß Autor und Managementberater Reinhard K. Sprenger. Dafür greift er auf ein Beispiel bei Real Madrid zurück, bei dem die Vereinsführung und nicht der Trainer die Spieler verpflichtete. Sie war der Meinung, dass ein Spieler der „Größe“ des Clubs dienen müsse. Dabei ergab sich ein Grundproblem bei der Personalauswahl: „Erfolgreiche Spieler waren immer unter bestimmten Umständen erfolgreich. Es ist daher keineswegs sicher, dass sie unter veränderten Umständen in gleicher Weise reüssieren.“ Entscheidendes Kriterium ist deshalb heute, ob ein Spieler in die Mannschaft, besonders in sein engeres Spielerumfeld, aber auch zum Trainer und seinem Stil passt.
Eine Sammlung von Spitzenspielern macht noch keine Mannschaft aus.
Reinhard K. Sprenger in seinem Buch "Gut aufgestellt"
Deshalb nennt Reinhard K. Sprenger auch die Auswahl von Bewerbern als die Kernfunktion eines Unternehmens, wobei er zwei Faktoren, verglichen mit dem Fußball, als besonders wichtig erachtet. Zum einen die sportlich-spielerische Kompetenz wie Sachkenntnis, Techniken und Fähigkeiten – und noch wichtiger, dass der neue Teamplayer charakterlich mit seiner inneren Einstellung, Sensibilität und vor allem seiner Fähigkeit für Zusammenarbeit in die Mannschaft passt. „Der Unterschied: Ballfertigkeit kann man trainieren, Charakter nicht. Dabei ist nicht nur zu fragen: Passt der Bewerber zum Unternehmen? Sondern auch: Passt das Unternehmen zum Bewerber?“ Ein Restaurantleiter, der unabhängiges und selbstorganisiertes Arbeiten gewöhnt ist, wird sich in einem weitgehend regulierten Umfeld nicht wohlfühlen, ein Kollege, dessen Stärke das Geordnete ist, wahrscheinlich schon. Als Trainer oder als Führungskraft gilt es also, beim Recruiting genau hinzuschauen und den neuen Mitarbeiter in der Probezeit auf Herz und Nieren zu testen, denn das werde, so Sprenger, von Managern nur selten gewissenhaft geplant, begleitet und ausgewertet. 
Denn wie beim Fußball tragen die Führungskräfte die Verantwortung für die Leistung ihres Teams. Sie müssen die Spieler richtig vorbereiten, dafür sorgen, dass sich ihre Leistung verbessert, und sie motivieren. Wer wie ein Trainer eine gute Beziehung zu seiner Mannschaft hat, steigert die Erfolgschancen. 
Ballfertigkeit kann man trainieren, Charakter nicht.
Reinhard K. Sprenger über die richtige Personalwahl

Ein erfolgreicher Spielmacher

Entscheidender Unterschied zwischen einem guten Spieler und einem Spitzenspieler ist laut Klaus M. Kohlöffel und Jan-Dirk Rosche von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz der richtige Drive. In ihrem Buch „Spielmacher im Management: Unternehmerisches Gespür entwickeln und strategisch handeln“ beschreiben sie, welches gewisse Etwas einen im Unternehmen erfolgreichen Spielmacher auszeichnet: „Drive meint den inneren Antrieb und Schwung, die innere Dynamik, sich auf ein Spielfeld zu begeben, sich dort auf das Geschehen einzulassen und zu engagieren, sich gestaltend einzubringen und zu entfalten. Spieler mit Drive zeigen eine hohe Präsenz im Spielgeschehen, besitzen ein Gespür für Entwicklungen, Chancen und Risiken.“ Darunter verstehen die beiden Autoren ein gewisses unternehmerisches Gespür, sich auf Menschen, Situationen und Entwicklungen einzulassen. Wenn es um die Erfahrung geht, unterscheiden Kohlöffel und Rosche besonders zwischen zwei Gruppen: den Stammspielern, die für Kontinuität und Stabilität stehen und eine Vorbildfunktion einnehmen – und den Nachwuchsspielern, die neue, frische Impulse setzen, ihre Rolle aber erst finden müssen. Wobei Reinhard K. Sprenger mit seiner Aussage „Stammplätze gibt es nicht mehr“ einen Schritt weitergeht. „Sicherheit lähmt: Wer Bestleistung will, muss auch die verdientesten Leute immer wieder auf die Probe stellen. Zum Einsatz kommt nur, wer seine Leistung bringt. Wer das nicht tut, sitzt auf der Bank und muss sich langfristig einen anderen Verein suchen.“ Und mal ehrlich, wo gibt es heute noch zementierte Positionen und eine Arbeitsplatzgarantie?

Impulsgeber, Außenspieler & Mitspieler

Neben dem Spielmacher, dem Stammspieler und dem Nachwuchsspieler machen Kohlöffel und Rosche weitere Positionen aus, die in ihrer Funktion auch auf das Rollenbild von Mitarbeitern übertragen werden können: der Impulsgeber, der Außenspieler und der Mitspieler. Durch Ideen und Aktionen setzen Impulsgeber besondere Akzente und können so sogar ein Spiel kippen. Im Unternehmen können das hoch qualifizierte Fachleute und Experten sein, Forschungsinstitute sowie interne oder externe Berater. Außenspieler nehmen vom Rand des Spielfelds eine umfassendere Perspektive ein und werden vom Spielmacher ins Spiel einbezogen. Auf beruflicher Ebene kreieren sie aus ihrer Position Neues und üben so Einfluss aus. Das können Teamplayer in Unternehmen sein, die stark in Entwicklung investieren oder deren Mitarbeiter im Außendienst mit neuen Produkten Akzente setzen. Und dann wäre da noch der Mitspieler, der, wie Kohlöffel und Rosche es ausdrücken, „zwar am Spiel teilnimmt, jedoch kaum Impulse für die Spielgestaltung einbringt. Mangels besonderer innovativer und unternehmerischer Leistungen und Erfolge fallen sie nicht besonders auf.“ Man könnte sie auch die Dienst-nach-Vorschrift-Mitarbeiter nennen.
Spieler mit Drive besitzen ein Gespür für Entwicklungen, Chancen und Risiken.
 Klaus M. Kohlöffel und Jan-Dirk Rosche über Spielmacher
Personal-Recruiting schön und gut, aber was tue ich als Unternehmer, wenn die richtig guten Fachkräfte am Jobmarkt einfach nicht zu finden sind? Darauf hat die deutsche Fußball-Bundesliga reagiert – wenn auch spät – und bildet den Nachwuchs in eigenen Zentren selbst aus. Das ist sicher nicht eins zu eins auf die Branche übertragbar. Aber Trainee-Programme oder Mitarbeiterakademien können ein Schritt in die richtige Richtung sein. 
Und apropos Fußball als Vorbild für Unternehmenserfolge: 2013 holte sich die deutsche Fußballmannschaft der Spitzenköche und Gastronomen übrigens den Europameistertitel. Da stimmte alles beim Teamaufbau. 

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