Zotter
Josef Zotter besuchte vor Kurzem das Kakaoanbaugebiet von Madagaskar. Das Klima ist sehr günstig für den Kakaoanbau, die Qualität der Bohnen hervorragend für seine dunklen Ursprungsschokoladen. Was als Reise zum Ursprung des Kakaos geplant war, wurde zu einer abenteuerlichen Reise mit Blick in den Gewehrlauf und dem Tod ständig vor Augen.
Die Reise wurde lange geplant und auch die Gefahr einer möglichen Pestansteckung stand im Raum. Denn auf Madagaskar herrscht immer noch die Pest. In Europa ein Schreckgespenst der Geschichte, das viele Generationen betroffen hat, die Bevölkerung dezimierte und zu skurrilen Glaubenshandlungen veranlasst hat. Pestkreuze oder andere Mahnmale an die schreckliche Zeit erinnern noch heute, obwohl sie schon über hundert Jahre zurückliegt. Mit mulmigem Gefühl und einer ordentlichen Portion Medikamenten startete die Reise – doch der Tod lauert in Wahrheit auf den Vanilleplantagen, denn die Pest ist heilbar –, aber die Gier ist tödlich!
Tatsächlich gibt es für die Pest auch in Madagaskar medizinische Versorgung, allerdings fehlen vielen Betroffenen die finanziellen Mittel, um die Medikamente zu kaufen, und so sterben dennoch viele an der Pest – aber wesentlich mehr Tote fordert jährlich die Vanilleernte.
Wenn Vanille zur Todesfalle wird
Die Vanille gehört heute zu den teuersten Gewürzen, nur Safran erzielt noch höhere Preise. Vor wenigen Jahren kostete ein Kilo Vanille 30 Euro, heute erzielt echte Vanille an der Börse bis zu 700 Euro. Das veranlasst natürlich viele Madagassen, sich durch Diebstahl von Vanilleschoten an dem schnellen Geld zu beteiligen. Das hat derartige Auswirkungen, dass mehr Vanille gestohlen wird als regulär geerntet. Plantagenbesitzer greifen also zu drastischen Maßnahmen, um vor Diebstahl abzuschrecken: Diebe werden sofort erschossen. In den letzten Monaten wurden viele Dutzend Menschen auf den Vanilleplantagen erschossen – einige sogar auf dem Marktplatz öffentlich hingerichtet, zur Einschüchterung vermeintlicher Vanillediebe. Die Polizei ist machtlos gegen diese Entwicklung.
Wie ist also das Gefühl, wenn man eine Vanilleplantage besucht? „Es ist schrecklich, alle paar Meter sitzt ein bewaffneter Vanillebauer in der Plantage, man sieht ihn nicht –, aber man weiß, dass er da ist. Er ist müde, ausgelaugt und er zögert nicht lange, seine Waffe zu benutzen. Wir haben kaum gewagt, die Pflanzen zu berühren, denn ein Gewehr schießt schneller, als wir eine Frage stellen können. Ob weiß oder schwarz macht keinen Unterschied, jedes Rascheln oder jeder Schritt könnte tödlich enden – auch für uns!“, berichtet Josef Zotter.
Die Nerven bei den Vanillebauern liegen inzwischen blank, der Kampf zwischen Bauern und Dieben währt schon über einen langen Zeitraum, das Traurige ist – die Diebe erhalten ja nur wenige Euro für gestohlene Vanille und riskieren dennoch ihr Leben dafür. Die großen Profiteure sind Spekulanten an der Börse, die Vanille horten, dadurch eine noch größere Verknappung verursachen – und somit die Preise in die Höhe treiben. An Vanille klebt also ganz viel Blut – und man kann dieser Entwicklung leider keinen Einhalt gebieten. Weltwirtschaft hat eben auch ganz grausame Auswirkungen – und Gier verursacht Leid und Tod. Die Pest ist heilbar – Gier leider nicht.
Seine dramatischen Erfahrungen der Madagaskar-Reise hat Josef Zotter in einem sehr spektakulären Produkt vereint: dem Choco-Shot „Knochenpest mit Vanille“ – dafür werden Knochen zu einer Kraftbrühe ausgekocht, mit weißer und dunkler Schokolade aus Kakao aus Madagaskar vermischt, abgerundet mit Honig, Zuckerrohrbrand und natürlich Vanille als Hauptakteur. Als Geheimzutat wird noch etwas diebisches „Thieves-Öl“ hineingeträufelt, aus Nelken, Rosmarin, Eukalyptus, Zimt und Zitrone. Diese Mischung wurde angeblich von Dieben verwendet, die Pestkranke beraubten – als Schutz vor Ansteckung –, Zotter verwendet sie als Rezeptur gegen Gier!