Bloß nicht schön sterben
Fotos: Wolfgang Hummer
2010 wechselten Sie als Generaldirektor vom Ritz-Carlton Moskau ins Adlon Kempinski Berlin. Inwiefern unterscheiden sich die Häuser und Städte voneinander?
Oliver Eller: Die Städte könnten unterschiedlicher nicht sein. Berlin ist noch nicht ganz auf dem Niveau der Weltmetropole angekommen, im Gegensatz zu Moskau. Aber ich schätze das Lebendige und Trendige an Berlin sehr. Was die Hotels angeht: Die Häuser nehmen beide durch ihre Geschichte, Lage und Servicequalität im Luxushotel-Segment eine herausragende Position ein. Aber das Adlon hat eine weltweit einzigartige Historie,…
Fotos: Wolfgang Hummer
2010 wechselten Sie als Generaldirektor vom Ritz-Carlton Moskau ins Adlon Kempinski Berlin. Inwiefern unterscheiden sich die Häuser und Städte voneinander?
Oliver Eller: Die Städte könnten unterschiedlicher nicht sein. Berlin ist noch nicht ganz auf dem Niveau der Weltmetropole angekommen, im Gegensatz zu Moskau. Aber ich schätze das Lebendige und Trendige an Berlin sehr. Was die Hotels angeht: Die Häuser nehmen beide durch ihre Geschichte, Lage und Servicequalität im Luxushotel-Segment eine herausragende Position ein. Aber das Adlon hat eine weltweit einzigartige Historie, mit der man wunderbar spielen kann. Ich habe mir meine Destinationen als Manager immer nach der Art der Herausforderung ausgesucht, hier im Adlon habe ich eine tolle neue gefunden.
Berlin hat 27 5-Sterne-Hotels, die Wettbewerbsdichte ist hoch. Welche Strategie braucht es, um auch weiterhin die Nummer eins am Platz zu bleiben?
Eller: Wir dürfen uns nicht nur Gedanken über unsere Stellung im Vergleich mit anderen Hotels machen. Für mich sind alle Restaurationsbetriebe Mitbewerber. Ein Beispiel: Gegenüber dem Hotel hat Starbucks eine Niederlassung. Das ist für mich Mitbewerb, denn ich möchte auch Coffee-Shop-Kunden begeistern und dazu bringen, ihren Kaffee bei uns zu trinken. Wir müssen den Gast begeistern, Wünsche vorwegnehmen, aufmerksam, herzlich und professionell agieren und allen Menschen, die hier bei der Türe hereinkommen, ein einzigartiges Erlebnis bieten. Meine Mitarbeiter hören von mir immer denselben Satz: Wir verkaufen hier nicht Essen, Getränke und Übernachtungsmöglichkeiten, wir verkaufen Erlebnisse. Das Adlon ist ein Erlebnis. Das macht uns zur Nummer eins.
Wenn Sie auf die letzten zwei Jahre zurückblicken: Worauf sind Sie besonders stolz?
Eller: Mein Team ist mein größter Erfolg. Ich habe ein Talent dafür, hoch effiziente und erfolgreiche Teams zusammenzustellen, und das ist mir im Adlon sehr schnell gelungen. Die Qualität der Ausbildung und der Mitarbeiter hier ist, im Vergleich zu anderen Ländern, wirklich sensationell. Es wurden 60 zusätzliche Arbeitsplätze und neue Karrieremöglichkeiten für die Mitarbeiter geschaffen. Und dieser letzte Punkt liegt mir besonders am Herzen, weil Kempinski als Arbeitgebermarke einen sehr guten Ruf hat, den ich gerne noch weiter stärker würde. Abgesehen davon bin ich auch mit der wirtschaftlichen Lage momentan sehr zufrieden. Wir konnten die Durchschnittsrate steigern, das Haus ist profitabel und das ist eine wichtige und positive Botschaft – vor allem auch für Mitarbeiter.
Was zeichnet Ihren Führungsstil aus?
Eller: Ich bin ein leidenschaftlicher Hotelier, und seinem Job leidenschaftlich nachzugehen ist wesentliche Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Ich habe Spaß daran, ein Haus weiterzuentwickeln und auch wirtschaftlich das Maximum rauszuholen. Ich wollte nie ein Unternehmen führen, das nicht profitabel ist. Es ist meine Aufgabe, die Wirtschaftlichkeit des Betriebes immer im Auge zu behalten. Viele tolle Hotels sterben in Schönheit, das ist nicht mein Ding.
Was kann man in einem Hotel, das so nahe an der Perfektion dran ist, noch optimieren?
Eller: Ich möchte, dass das Adlon seinem nationalen und internationalen Ruf als führendes 5-Sterne-Hotel weiterhin gerecht wird, und deshalb darf man sich niemals ausruhen und aufhören, noch besser werden zu wollen. Bei der Servicekontinuität beispielsweise liegen wir momentan bei 98 von 100 Prozent. Ich bin erst zufrieden, wenn wir bei 110 Prozent angekommen sind.