Erster Laborfleisch-Antrag in der EU

Bisher ist im Bioreaktor gezüchtetes Fleisch nur in den USA und in Singapur erlaubt. Jetzt beantragt jedoch ein Heidelberger Unternehmen die Zulassung von Laborfleisch in der EU.
September 18, 2023 | Fotos: Ball Park Brand, Unsplash

Wer kann sich noch an die Bärchen-Wurst aus Kindheitstagen erinnern? Das Heidelberger Unternehmen dahinter, The Cultivated B (TCB) – eine Tochtergesellschaft des deutschen Lebensmittelherstellers Infamily Foods –, hat als erstes Unternehmen in der EU bei der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) einen Zulassungsantrag für ein zellkultiviertes Fleischprodukt eingereicht. 

Seth Roberts, Policy Manager beim Good Food Institute Europe, über die Einreichung des ersten Antrags für eine EFSA-Zertifizierung für kultiviertes Fleisch in der EU: «Das Zulassungsverfahren der EFSA für neuartige Lebensmittel gehört zu den solidesten der Welt und umfasst eine gründliche und evidenzbasierte Bewertung der Lebensmittelsicherheit und des Nährwerts. Die Verfügbarkeit von kultiviertem Fleisch in Europa, wo dieses Lebensmittel geboren wurde, würde einen Paradigmenwechsel für den Sektor bedeuten.»

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Deutschlands zweitgrößter Wursthersteller hat einen hybriden Hotdog aus veganen Zutaten und kultiviertem Schweinefleisch entwickelt.

Wer kann sich noch an die Bärchen-Wurst aus Kindheitstagen erinnern? Das Heidelberger Unternehmen dahinter, The Cultivated B (TCB) – eine Tochtergesellschaft des deutschen Lebensmittelherstellers Infamily Foods –, hat als erstes Unternehmen in der EU bei der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) einen Zulassungsantrag für ein zellkultiviertes Fleischprodukt eingereicht. 

Seth Roberts, Policy Manager beim Good Food Institute Europe, über die Einreichung des ersten Antrags für eine EFSA-Zertifizierung für kultiviertes Fleisch in der EU: «Das Zulassungsverfahren der EFSA für neuartige Lebensmittel gehört zu den solidesten der Welt und umfasst eine gründliche und evidenzbasierte Bewertung der Lebensmittelsicherheit und des Nährwerts. Die Verfügbarkeit von kultiviertem Fleisch in Europa, wo dieses Lebensmittel geboren wurde, würde einen Paradigmenwechsel für den Sektor bedeuten.»

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Deutschlands zweitgrößter Wursthersteller hat einen hybriden Hotdog aus veganen Zutaten und kultiviertem Schweinefleisch entwickelt.

Als die größten Herausforderungen für kultiviertes Fleisch gelten Massenproduktion und akzeptable Preise im Vergleich zu Schlachtfleisch. Hami Noori, Chef von TCB, meint dazu: «Diese Hindernisse können wir beseitigen.»

Der Agrarexperte Klaus-Martin Fischer von der Beratung Ebner Stolz ist der Überzeugung, dass kultiviertes Fleisch das Potential besitz, den Fleischmarkt gravierend zu verändern. Die Technologie ermögliche ähnliche Preise, wie sie bei konventionellem Fleisch zu finden sind und stehe somit an der Schwelle zur Massenmarktfähigkeit.

Keine Tierföten notwendig 

InFamily Foods Geschäftsführer, Wolfgang Kühnl, sagt dazu im Interview mit dem Handelsblatt: «Im Labor können wir aus Zellkulturen ein Kilo Fleisch für drei bis fünf Euro züchten. Wir konnten die Kosten für Nährmedien bereits auf ein Tausendstel senken.»

Es sei dem Unternehmen gelungen, Wachstumsproteine durch Präzisionsfermentation mithilfe von Bakterien günstig herzustellen. Diese ließen sich auch in Pflanzen züchten. Schon lange bedarf es keiner Tierföten in Nährmedien mehr, um die Zellen zum Teilen anzuregen.

Nachhaltigkeit und Ethik

Das zellbasierte Wurstprodukt, für das die EFSA-Zertifizierung eingereicht wurde, ähnelt Hot-Dog-Brühwürsten und wurde in Zusammenarbeit mit dem TCB-Tochterunternehmen The Family Butcher entwickelt. Es handelt sich hierbei um ein Wurstprodukt, das teils aus veganen Zutaten besteht und teils kultiviertes Fleisch beinhält.

Das Unternehmen möchte so den Verbrauchern einen vertrauten Geschmack liefern und gleichzeitig ein nachhaltiges und ethisch produziertes Produkt versprechen. 

[Mehr zum Thema In-vitro-Fleisch in der Gastronomie]

www.thecultivatedb.com

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