Ende Juni versetzte eine Lichtshow, bei der 400 Drohnen eingesetzt wurden, Besucher des jährlichen Weinfestivals in Bordeaux in Staunen. Grund zum Feiern haben die Weinbauern der Region aber nicht. Im Gegenteil: Sie schlittern von einer Katastrophe in die nächste. Nachdem in diesem Jahr bereits ein Pilzbefall überstanden geglaubt war, führte die feuchte Witterung zu einer zweiten Welle von Infektionen mit Falschem Mehltau. Und diesmal wurden kaum Pflanzen verschont.
Ende Juni versetzte eine Lichtshow, bei der 400 Drohnen eingesetzt wurden, Besucher des jährlichen Weinfestivals in Bordeaux in Staunen. Grund zum Feiern haben die Weinbauern der Region aber nicht. Im Gegenteil: Sie schlittern von einer Katastrophe in die nächste. Nachdem in diesem Jahr bereits ein Pilzbefall überstanden geglaubt war, führte die feuchte Witterung zu einer zweiten Welle von Infektionen mit Falschem Mehltau. Und diesmal wurden kaum Pflanzen verschont.
In einer Pressemitteilung der Landwirtschaftskammer des Departements Gironde wird von einem Außmaß des Falschen Mehltaus berichtet, das bisher beispiellos sei. Die Pilzkrankheit wurde 1878 aus Amerika eingeschleppt und bereitet den Winzern im Bordelais seit Jahren Kopfschmerzen. Schon in den Jahren 2018, 2020 und 2021 hatten sie mit dem Schädling zu kämpfen.
Jede zweite Traube befallen
Diesmal ist die Lage jedoch besonders brisant. Neben den bisher befallenen Merlot-Reben sind nun auch vermehrt Cabernet Souvignon-Bestände in Gefahr. Mehr als 95 Prozent der Parzellen in den Weinbergen von Bordeaux sind betroffen. 55 Prozent der Trauben haben den Pilz, und wenn einmal eine Traube befallen ist, sei sie hinüber, sagt Laurent Bernos, Leiter der Weinbau-Abteilung der Region. Das Laub sei zu 30 Prozent befallen.
«Die Weinbauern sehen dem Verlust ihrer kommenden Ernte zu und sind angesichts der schleppenden Verkäufe von Rotweinen, des Arbeitskräftemangels, der die Krankheitsbekämpfung erschwert, tief verzweifelt“, berichtet die Landwirtschaftskammer. Bordeaux ist nicht die einzige Weinbauregion, die mit dem Falschen Mehltau zu kämpfen hat, leidet aber besonders unter den Schäden.
Zumal der drohende Verlust der kommenden Ernte nicht das einzige Problem ist, mit dem sich die Winzer im Bordeaux herumschlagen. Angesichts des Arbeitskräftemangels und schleppender Nachfrage verzweifeln die Vignerons. Zuletzt sollte Bordeaux-Wein mittels staatlicher und EU-Gelder destilliert werden, um Überproduktion entgegenzuwirken – auch großflächige Rodungen von Weinstöcken standen im Raum. Bisher sollen die Kampagnen allerdings wenig Wirkung gezeigt haben.
Telefon-Hotline eingerichtet
Konventionell werden Sprühmittel auf Kupferbasis gegen die Pilzkrankheit eingesetzt. Nur sprühen die nächsten Regenfälle das Mittel wieder weg, und regelmäßiges Sprühen bedeutet einen Einsatz von Arbeitskraft, der vielen Produzenten nicht zur Verfügung steht – von den womöglich schädlichen Umweltauswirkungen ganz zu schweigen.
Ein 500.000 Euro-Plan soll nun die Kräfte der Weinbauern im Kampf gegen den Mehltau bündeln. Im Zentrum stehen Forschung und Weitergabe von gewonnenen Erkenntnissen. Bis das Projekt Früchte trägt, ist es für viele Betriebe allerdings schon zu spät. Behörden haben vor Kurzem eine Telefon-Hotline für betroffene Produzenten eingerichtet. Einige der Anrufer berichteten unter Tränen, alles verloren zu haben. Jene, die professionelle Hilfe benötigen, werden von den Sozialarbeitern an Psychologen weiterverbunden.
Wenn das Weinangebot aus Bordeaux in dem Ausmaß sinkt, wie aktuell aufgrund des Mehltau-Befalls zu erwarten, ist wohl mit noch höher steigenden Preisen zu rechnen. Bereits der Jahrgang 2022 kostet in der En-Primeur-Kampagne in Bordeaux durchschnittlich um 20 Prozent mehr als der Jahrgang davor, wie die Weinhandelsplattform Liv-ex errechnet hat. Einzelne Weingüter, wie das Château Rauzan-Ségla, wurden um bis zu 40 Prozent teurer.