Koral & Onur Elci: die Genuss Rebellen
Zwei außergewöhnliche Typen
Irgendwann Mitte März dieses Jahres in Hamburg. Die Beine schwer, der Kopf brummt. Drei Tage Internorga haben Spuren hinterlassen. Eine Einladung steht an diesem Sonntagabend noch auf dem Programm: Mezedes Benz von den Kitchen Guerilla in ihrem Basecamp in der Warnholtzstraße. Doch kaum betritt man die Eventlocation der kochenden Revoluzzer, schwappt ein derart inspirierender Energyboost über einen herein, dass der Turbo wieder voll geladen ist.
Die Kitchen Guerilla sind eine mobile Kücheneinheit, die heute hauptsächlich von den Gebrüdern Elci gemanagt wird. Und was einem gleich nach wenigen Minuten klar wird: Hier wird Gastronomie, vor allem aber Gastfreundschaft so gelebt, wie es sein sollte. Menschen umarmen sich, fassen interessiert in Schüsseln, probieren unbekannte Produkte und philosophieren übers Essen und das Leben.
Zwei außergewöhnliche Typen
Irgendwann Mitte März dieses Jahres in Hamburg. Die Beine schwer, der Kopf brummt. Drei Tage Internorga haben Spuren hinterlassen. Eine Einladung steht an diesem Sonntagabend noch auf dem Programm: Mezedes Benz von den Kitchen Guerilla in ihrem Basecamp in der Warnholtzstraße. Doch kaum betritt man die Eventlocation der kochenden Revoluzzer, schwappt ein derart inspirierender Energyboost über einen herein, dass der Turbo wieder voll geladen ist.
Die Kitchen Guerilla sind eine mobile Kücheneinheit, die heute hauptsächlich von den Gebrüdern Elci gemanagt wird. Und was einem gleich nach wenigen Minuten klar wird: Hier wird Gastronomie, vor allem aber Gastfreundschaft so gelebt, wie es sein sollte. Menschen umarmen sich, fassen interessiert in Schüsseln, probieren unbekannte Produkte und philosophieren übers Essen und das Leben.
Es wäre wirklich wünschenswert, wenn sich so mancher Sternekoch in diesem Land einmal bei den sympathischen Gebrüdern Elci eine Scheibe abschneiden würde. Was hier nämlich abseits des grandiosen Essens nachhaltig in Erinnerung bleibt, sind vor allem die Herzlichkeit, die entspannte Atmosphäre und der interkulturelle Austausch.
Gutes Essen hat ja nicht nur mit den tollsten Gerichten zu tun, sondern auch mit spannender Konversation und netten Menschen. Ein Punkt, der laut Onur Elci zu oft unterschätzt wird: „Kommunikation ist total unterbewertet. Schrecklich. Daher war die Grundidee bei uns auch stets, sehr viele Gerichte in die Mitte zu servieren, um ganz einfach einen Kommunikationsprozess in die Wege zu leiten.“
Deswegen werden bei den Kitchen-Guerilla-Events auch keine großen Gruppenbuchungen angenommen. „Die können dann gerne ihr eigenes Event buchen und einladen, wen sie möchten, aber bei unseren selbst organisierten Veranstaltungen geht es auch immer um den sozialen Austausch“, erklärt Elci die Guerilla-Philosophie.
Zarte und wenig harte Anfänge
Begonnen hat alles in der Kneipe Familieneck in Altona. Ein kleiner Laden, den die Brüder während des Studiums übernommen haben. 40 Quadratmeter, immer rappelvoll. „Die Bude war krass runtergekommen, als wir begonnen haben. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Laden jedoch wieder auf Vordermann gebracht und auch wirklich gut Geld damit verdient.“
Dort haben die Elcis auch das Kitchen-Guerilla -Gründungsmitglied Olaf Deharde kennengelernt, da er als Stammgast bald zum Inventar gehörte.
2009 irgendwann in der Küche, nach der zweiten Flasche Wein, kam dann die zündende Idee: „Wir kochen für unser Leben gerne und kennen so viele Gastronomen. Warum übernehmen wir nicht eines ihrer Lokale, wenn sie geschlossen haben?“
So fingen die Jungs an, in Restaurants zu kochen, aber auch auf Segelschiffen, in freien Vereinsräumen, in der Motorradwerkstatt eines Freundes, in einer Tankstelle und in einem Flüchtlingslager. Da häuften sich die Locations und die Settings wurden von Mal zu Mal unterschiedlicher. Und später trauten sich die Guerilla auch über die Hamburger Grenzen hinaus.
Heute sind sie eine richtige Firma. Seit vier Jahren werden Locations auch ganz legal angemietet und es gibt sogar Kooperationen mit Partnern wie etwa Ginhersteller Hendrick’s. Homebase sind ihre Veranstaltungshalle sowie eine Vorbereitungsküche. Zudem gibt es auch noch eine Kitchen-Guerilla-Einheit in Istanbul, der Heimat der beiden Lebemenschen.
„Bei uns passiert sehr viel intuitiv. Natürlich müssen wir mittlerweile auch viel planen. Aber das Bauchgefühl ist doch sehr wichtig“, schildert Elci das Firmencredo. Auch bei der Entscheidung, welche Projekte man annimmt und welche nicht.
Und da gab es bereits Anfragen für große Projekte, die die Guerilla dankend abgesagt haben: „Weil es nicht unsere Attitüde ist oder die Leute nicht zu uns passen. Und das ist ja auch o. k. Man macht nicht alles fürs Geld, aber es ist auch keine Schande, mit dem, was man liebt, Geld zu verdienen.“
Kitchen Guerilla ist bis heute eine Firma, die keine Kredite hat. Ohne Investoren oder andere Geldgeber. „Es ist schon ein schönes Gefühl zu wissen, dass alles, was da im Lager steht, selbst erarbeitet wurde. Und hätten wir den Schritt nicht gewagt, hätte ich mich bestimmt für immer gefragt, was wäre aus dieser Idee geworden“, freut sich Elci über den Mut zur Selbständigkeit.
Das Imperium wächst
Noch einen Lebenstraum haben sich die beiden Brüder unlängst erfüllt. Sie eröffneten Hamburgs erste Focacceria namens Bonassola. „Das Konzept der Focacceria hatten wir schon seit einigen Jahren in der Schublade.
Die erste Idee war eigentlich Pizza. Mit mehreren Teigen. Doch als eines Tages Korals Freundin aus Ligurien mit einer fantastischen Focaccia ankam, war uns schlagartig klar, dass wir genau das machen müssen!“ Die Gebrüder Elci wussten sofort, dass es etwas sein muss, was ganz einfach ist, aber grandios schmeckt. Die Liebe zum Produkt sollte zu spüren sein und man sollte die Gäste nicht mit einem Überangebot überfordern.
„Leute fragen uns ganz oft, ob wir denn keine Pasta oder Ähnliches anbieten wollen. Nein, wollen wir nicht!“
Wir wollen die Focacceria so gut aufstellen, dass wir in Zukunft auch noch expandieren konnen.
Onur Elci über mögliche weitere Standorte
Die beiden gebürtigen Türken haben sich für alles bewusst richtig Zeit gelassen, in Ruhe das Corporate Design entwickelt, Konzepte zu Ende gebracht, Produkte entwickelt und aus Italien einen der besten Bäcker nach Hamburg kommen lassen, um das Personal perfekt zu schulen.
„Sofort nachdem wir eröffnet hatten, kamen natürlich auch die in Hamburg lebenden Italiener an und waren augenblicklich begeistert. ,Schmeckt wie zu Hause‘ ist doch wirklich das schönste Kompliment, oder?“, freuen sich die Elcis über den raschen Erfolg ihres Herzensprojekts. Seit der Eröffnung Anfang dieses Jahres ist das Team dabei, alles zu optimieren, und versucht herauszufinden, was wo noch besser laufen könnte.
Morgens gibt es kleine belegte Focaccia, süße Sachen und Brot zum Mitnehmen. Mittags kann man sich verschiedene Stücke Focaccia und Tartes aussuchen. Die Tartes erinnern an Quiche, sind fast alle vegetarisch, mit viel Ei sowie Parmesan zubereitet und mit Mangold, Zwiebeln, Reis, Zucchini oder Artischocken gefüllt.
Die Stücke werden auf eine Waage gelegt, nach dem Gewicht berechnet sich der Preis. Nachmittags gibt es Kaffee und Kuchen und abends wird die Aperitivo-Kultur forciert. Um 22 Uhr ist Schluss!
Die Focacceria wurde durch Eigenmittel finanziert, aber es gibt auch Geldgeber, die das Projekt unterstützen: „Das ist genial, denn wir wollen die Focacceria so gut aufstellen, dass wir in Zukunft auch noch expandieren und weitere Filialen aufmachen können. Das ist kein Geheimnis“, gibt Onur Elci preis.
Und während die dynamischen Brüder an einem Focacceria-Imperium basteln und kulinarische Guerilla-Aktionen starten, findet sich auch noch Zeit, Gastronomen als Consultants zu beraten, um das laufende Geschäft zu optimieren. Oder um Celebritys wie Til Schweiger beim Einstieg in die Gastronomie zu unterstützen.
Da kann man sich bei all den Aktivitäten auch gerne mal in die Haare geraten: „Natürlich streiten wir uns da auch immer wieder mal. Wie das zwischen Brüdern eben so ist. Wir haben aber gelernt, damit umzugehen.“
www.kitchenguerilla.com