Craft-Beer-tanken
Barcelona’s Bierwelt im Überblick
Dem stundenlangen Anstehen bei der dritten Auflage des Barcelona Beer Festivals bin ich mit etwas Glück entgangen. „Schau gleich am Vormittag vorbei. Danach wird es richtig voll und die Schlange vor dem Eingang ist über hundert Meter lang“, riet mir Robin Barden, während er mir ein frisch gebrautes Molaweiss zapfte.
Gemeinsam mit den beiden US-Amerikanern Scott Vanover und Braumeister Alan Sheppard hat er vor drei Jahren die Edge Brewery ins Leben gerufen. Gebraut werden vor allem American Ales, für die auch der Hopfen und Hefen aus den USA importiert werden. Zusätzlich werden laufend Spezialbiere wie etwa das Hefeweizen namens Molaweiss gebraut.
Barcelona’s Bierwelt im Überblick
Dem stundenlangen Anstehen bei der dritten Auflage des Barcelona Beer Festivals bin ich mit etwas Glück entgangen. „Schau gleich am Vormittag vorbei. Danach wird es richtig voll und die Schlange vor dem Eingang ist über hundert Meter lang“, riet mir Robin Barden, während er mir ein frisch gebrautes Molaweiss zapfte.
Gemeinsam mit den beiden US-Amerikanern Scott Vanover und Braumeister Alan Sheppard hat er vor drei Jahren die Edge Brewery ins Leben gerufen. Gebraut werden vor allem American Ales, für die auch der Hopfen und Hefen aus den USA importiert werden. Zusätzlich werden laufend Spezialbiere wie etwa das Hefeweizen namens Molaweiss gebraut.
Die Edge Brewery war übrigens vergangenen Sommer als Gastbrauerei beim Ottakringer Craftbeer Festival in Wien dabei und hat zahlreiche Fans gefunden. Das hat den Biersommelier-Staatsmeister Clemens Kainradl veranlasst, einige Edge-Biere mit seiner Firma Bierfracht exklusiv in Österreich zu vertreiben. Auch wenn es gemütlicher ist, die Bierszene Barcelonas im Rahmen einer Pubtour zu ergründen – was ich in den folgenden Tagen auch ausgiebig gemacht habe –, bot das Barcelona Beer Festival die einmalige Gelegenheit, sich in kurzer Zeit einen Überblick über die Lebendigkeit der Brauszene Kataloniens zu verschaffen.
Obwohl die Katalanen sonst sehr Nationalverliebt sind – bei Bier lassen sie auch gerne ausländisches ins Glas.
Knapp 60 verschiedene katalanische Biere konnte man dort – genug Kondition vorausgesetzt – frisch gezapft verkosten. Insgesamt wurden bei 70 Zapfstationen über 350 Biere angeboten, die laufend wechselten. Die Bierszene Barcelonas ist genauso multikulturell wie die Stadt selbst. So nationalistisch sich die Katalanen auch in ihren Bestrebungen nach der Unabhängigkeit von Spanien geben, so tolerant und weltoffen begegnen sie Ausländern.
Mit mehr als 200.000 ständig hier lebenden Ausländern ist die Millionenmetropole eine der internationalsten Städte Europas. So war es auch der britische „Expat“ Steve Huxley, der vor 15 Jahren die lokale Craft-Bier-Bewegung in Gang brachte. Als Autor, Pub-Besitzer, Brauer und Spiritus Rector der Szene lieferte der vor Kurzem verstorbene Huxley wichtige Impulse. Zum Andenken an sein Erbe lachte Huxleys Konterfei beim diesjährigen Beer Festival von jedem Jeton.
Schrumpfender Markt, boomende Nischen
Spanien ist in unseren Breiten vor allem als Weinland bekannt. Zu Recht. Wein ist Teil der Alltagskultur und darf bei keiner Mahlzeit fehlen. Mit knapp 40 Millionen Hektolitern ist Spanien hinter Italien und Frankreich der drittgrößte Weinproduzent der Welt. Sowohl was die Produktion als auch den Konsum betrifft, spielt Bier auf der Iberischen Halbinsel eine vergleichsweise bescheidene Rolle.
Der Pro-Kopf-Konsum beträgt mit 46 Litern pro Jahr weniger als die Hälfte von jenem Österreichs und ist seit Jahren rückläufig. Bislang wurden in Spanien vor allem leichte Lagerbiere getrunken. Die aktuelle Craft-Bier-Welle ist gerade einmal zehn Jahre alt und geht von Barcelona aus. Heute gibt es in ganz Spanien kleine und kleinste Craft-Bier-Brauereien.
Dass Spanien vom Wein- zum Bierland wird, ist eher unwahrscheinlich. Aber die Craft-Bier-Szene boomt.
Obwohl der Marktanteil dieser Spezialbiere immer noch äußerst gering ist, haben sie den gesamten spanischen Biermarkt nachhaltig belebt. Auch relativ konventionell gebraute Regionalbiere wie das Moritz aus Barcelona haben Aufwind bekommen. Man trinkt nicht mehr irgendein Bier, sondern achtet darauf, wo es herkommt. Großbrauereien wie Damm, die vor allem mit ihrer Marke Estrella Damm bekannt ist, forcieren mit unpasteurisierten Tankbieren das Bewusstsein für gepflegtes Schankbier.
Selbst in exklusiven Sterne-Restaurants wie dem Tickets wird Estrella Damm aus dem Tank gezapft. Im edlen Dos Palillos kommt es in eleganten Tonbechern zu Tisch. Und auch in vergleichsweise einfachen Asia-Restaurants wie dem Moskitos gibt es eine beeindruckende Angebotspalette an regionalen und internationalen Craft-Bieren.
Eixample – der Bier-Distrikt
Am eindrucksvollsten zeigt sich die katalanische Craft-Bier-Revolution in der ständig wachsenden Zahl an speziellen Bier-Lokalen, die so ganz anders aussehen, als man es von traditionellen Bierpubs gewohnt ist. Jung, schräg, international und sehr urban sprechen sie ein ebensolches Publikum an. Empfehlenswerte Bierlokale findet man mittlerweile in der ganzen Stadt, im Viertel Eixample ist die Dichte jedoch besonders hoch.
Zu Fuß kann man die Lokale BierCabs, Belchica, Brewdog, Garage, La Resistència, Santa Birra und das erst vor wenigen Monaten eröffnete Mikkeller gemütlich an einem Abend erkunden. Die Atmosphäre der Lokale ist sehr unterschiedlich, das Bierangebot jedoch überall außergewöhnlich. Laut und lustig geht es im BierCabs zu – nur beim Bier kennt man hier keinen Spaß.
14 verschiedene Sorten gibt es hier vom Fass, das Angebot wechselt laufend. Auf einem großen Digitaldisplay erfährt man, welches Bier gerade aus welchem Zapfhahn fließt. Sehr gut auch das breite Burger-Angebot. Etwas ruhiger und auch stilistisch nordisch-kühl zeigt sich das Mikkeller, das nur ein paar Blocks entfernt liegt.
Laut und Lustig geht es im BierCabs zu – nur beim Bier selbst kennt man keinen Spaß.
Auch hier ist das Angebot umwerfend: 24 verschiedene Spezialbiere des dänischen Kultbrauers gibt es vom Fass und die dazu gereichten kleinen Speisen sind außergewöhnlich gut. Ebenfalls aus dem europäischen Norden stammt das Brewdog Pub. Neun eigene Biere aus Schottland und ebenso viele Gastbiere werden hier seit vergangenem Jahr allabendlich ausgeschenkt.
Das Belchica ist auf belgische Biere spezialisiert, wobei es immer auch ein paar Biere der lokalen Barna-Brauerei vom Fass gibt. Hier geht es urgemütlich zu, außer wenn ein Spiel des FC Barcelona übertragen wird. Und dann gibt es natürlich noch das Garage, das irgendwie die lässigste Bierbar in dieser Gegend ist. Gegründet wurde die Brauerei samt Bar vor zwei Jahren von Alberto „Zambro“ Zambornlin und James Welsh.
Das Andenken an den schon erwähnten Steve Huxley wird mit einem Session-IPA namens Slinger gewürdigt. Huxleys Lieblingsbier wird nach seiner Rezeptur weiter gebraut. Die Garage-Biere sind so beliebt, dass sie zum Teil sogar exportiert werden. Die kleine Brauanlage kann die steigende Nachfrage nicht mehr befriedigen, weshalb Zambro und James derzeit versuchen, über Crowdfunding die notwendigen Mittel für ein größeres Brauhaus aufzutreiben.
Dabei können sie auch auf den Support der zahlreichen Stammgäste zählen, die sich täglich ab fünf Uhr nachmittags in den gemütlichen Vintage-Möbeln des ganz in Schwarz gehaltenen Lokals niederlassen. Aber auch Geld aus dem Ausland wäre willkommen.
Die ganze Stadt als Bühne
Auch außerhalb des Ausgehviertels Eixample kommen Bierfreunde in Barcelona mittlerweile auf ihre Kosten. Im benachbarten Stadtteil Sants liegt das witzige Homo Sibaris, dessen Wände mit psychedelischen Biermotiven überzogen sind. Dieses gemütliche Brewpub gibt es bereits seit fünf Jahren, es ist eine der Keimzellen des aktuellen Bier-Booms.
Laut und lustig geht es im Kælderkold zu, das in unmittelbarer Nähe zu den Ramblas liegt und bei Touristen sehr beliebt ist. Das gilt auch für das im Barrio Gótico gelegene La Cerveteca. Hier kommt man auch mit Englisch ganz gut durch, weil der Anteil an ausländischen Gästen so wie im Kælderkold relativ hoch ist. Ein gemütliches, kleines Bierpub ist das Ale & Hop im Stadtteil El Born.
Das Homo Sibaria ist die Keimzelle des aktuellen Bierbooms. Nach fünf Jahren noch immer ungeschlagen.
Jede Woche werden hier zehn andere Biere vom Fass ausgeschenkt, was vor allem für die zahlreichen Stammgäste aus der Nachbarschaft ein Anreiz ist, regelmäßig vorbeizuschauen. Vor allem an heißen Sommertagen, wenn man tagsüber ein paar Stunden am Strand verbringen will, bietet sich das Black Lab Brewpub in Barceloneta an.
Nicht nur die selbst gebrauten Biere sind verlockend, auch die asiatisch-amerikanische Fusionsküche ist sehr reizvoll. Gute Biere schmecken schließlich nicht nur zu Wurst und Brezel oder den allgegenwärtigen Burgern. Schöner als auf der Black-Lab-Terrasse kann man einen Strandtag gar nicht ausklingen lassen