Amo Amarone – Der italienische Edelwein
Fotos: Valpolicella, Steirereck
Bevor wir ins Detail gehen, gehen wir einmal in die Weingärten. Das Veneto ist Italiens Staatsmeister, was die Weinmenge betrifft. Ab Mitte der 90er Jahre wurde auf Teufel komm raus ausgepflanzt. Heute presst man den etwa 75.000 Hektar Weingärten knapp 10 Millionen Hektoliter ab. Dass man bei solchen Mengen an qualitative Grenzen stößt, ist quasi ein Naturgesetz. Zwar trägt rund ein Viertel der Produktion die DOC(G)-Banderole (Denominazione di Origine Controllata/e Garantita), aber die wiederum ist ja bekanntlich nicht immer ein Hinweisschild für großartigen Weingenuss. Prosecco, Soave, Bardolino, Valpolicella – diese Namen sind eher selten Synonyme für Meditations- und Lagerweine.
"Der Amarone ist einer der drei Spitzenrotweine aus Italien. Er steht auch bei mir auf dem Tisch."
Heinz Reitbauer jun.
Wirstshaus am Pogusch
Diese Nische besetzt mit all seiner Kraft und Opulenz der Amarone della Valpolicella, einer der großen Rotweine dieser Welt. Gewonnen wird er aus den lokalen Trauben, die auch in der Cuvée für den einfachen Valpolicella zu finden sind: 85 Prozent müssen die Sorten Corvina, Corvinone, Rondinella stellen, der Rest kann zum Beispiel von der Molinara – die bis zum Jahre 2003 die Leitsorte im Amarone war – stammen, aber auch Merlot oder Cabernet Sauvignon dürfen in den Gärungstank. Traditionell und bis in die 70er-Jahre waren bis zu 200 Sorten im Einsatz. Simpler Hintergrund: Bei der italienischen Pro-Kopf-Konsumation von 120 Litern (!) war jegliche Traube willkommen, solange sie nur zu einem weinähnlichen Gesöff verarbeitet werden konnte.
Next Stop: Apassiamento und Vinifikation. Amarone wird aus getrockneten Trauben gewonnen. Das Verfahren, den Trauben durch einen natürlichen Schrumpfungsprozess Wasser zu entziehen, war bereits den alten Römern bekannt. Im Valpolicella („dem Tal der vielen Keller“) breitete man die Trauben ganz einfach auf dem Boden aus. Die „uve a riposa“, die schlafenden Trauben, waren den Weinbauern für Jahrhunderte ein vertrauter Anblick. Als der Platz knapp wurde, ging man…
Fotos: Valpolicella, Steirereck
Bevor wir ins Detail gehen, gehen wir einmal in die Weingärten. Das Veneto ist Italiens Staatsmeister, was die Weinmenge betrifft. Ab Mitte der 90er Jahre wurde auf Teufel komm raus ausgepflanzt. Heute presst man den etwa 75.000 Hektar Weingärten knapp 10 Millionen Hektoliter ab. Dass man bei solchen Mengen an qualitative Grenzen stößt, ist quasi ein Naturgesetz. Zwar trägt rund ein Viertel der Produktion die DOC(G)-Banderole (Denominazione di Origine Controllata/e Garantita), aber die wiederum ist ja bekanntlich nicht immer ein Hinweisschild für großartigen Weingenuss. Prosecco, Soave, Bardolino, Valpolicella – diese Namen sind eher selten Synonyme für Meditations- und Lagerweine.
"Der Amarone ist einer der drei Spitzenrotweine aus Italien. Er steht auch bei mir auf dem Tisch."
Heinz Reitbauer jun.
Wirstshaus am Pogusch
Diese Nische besetzt mit all seiner Kraft und Opulenz der Amarone della Valpolicella, einer der großen Rotweine dieser Welt. Gewonnen wird er aus den lokalen Trauben, die auch in der Cuvée für den einfachen Valpolicella zu finden sind: 85 Prozent müssen die Sorten Corvina, Corvinone, Rondinella stellen, der Rest kann zum Beispiel von der Molinara – die bis zum Jahre 2003 die Leitsorte im Amarone war – stammen, aber auch Merlot oder Cabernet Sauvignon dürfen in den Gärungstank. Traditionell und bis in die 70er-Jahre waren bis zu 200 Sorten im Einsatz. Simpler Hintergrund: Bei der italienischen Pro-Kopf-Konsumation von 120 Litern (!) war jegliche Traube willkommen, solange sie nur zu einem weinähnlichen Gesöff verarbeitet werden konnte.
Next Stop: Apassiamento und Vinifikation. Amarone wird aus getrockneten Trauben gewonnen. Das Verfahren, den Trauben durch einen natürlichen Schrumpfungsprozess Wasser zu entziehen, war bereits den alten Römern bekannt. Im Valpolicella („dem Tal der vielen Keller“) breitete man die Trauben ganz einfach auf dem Boden aus. Die „uve a riposa“, die schlafenden Trauben, waren den Weinbauern für Jahrhunderte ein vertrauter Anblick. Als der Platz knapp wurde, ging man …
Stefano Accordini
Ruhig im Duft, explodiert am Gaumen, Zimt, Pumpernickel, enges Holz, genial geradlinig.
Luciano Arduini
Opak, fein, ausgewogen, komplex am Gaumen, straight.
Buglioni
Cassis, herrlich süß, minzig unterlegt, körniges Tannin.
Cantina Valpolicella Negrar
Tiefschwarz, junge Eiche und Riesenfrucht im Mund, harmonisch.
Farina
Duftmäßig ein Ausreißer, pinotig, nach Erdbeeren, sauber, individuell und homogen.
Guerrieri Rizzardi
Zimtrinde und Weichsel, sehr viel Kraft, dabei aber elegant, passender Restzucker.
Marchesi Fumanelli
Menthol im Duft, straffe Frucht, harmonisch und nicht zu üppig.
Angelo Nicolis
Lakritze, Cornell Kirsche, kernige Frucht und reifer Gerbstoff.
Musella
Sauber und ruhig, eleganter, femininer Stil (da steckt tatsächlich eine Frau dahinter).
Tedeschi
Outstanding schon im Duft, noch sehr zugeknöpft, heiße Steine, floral-vegetative Aromen, noble Frucht.
Alle Informationen zu den Weingütern und Preisen unter www.consorziovalpolicella.it
… auf den Dachboden und modifizierte zugleich die Trocknungsstellen. Seither lagern die Trauben in Hochstellagen, übereinandergestapelten Lattenkisten oder hängen an Schnüren von der Decke. 3 bis 4 Monate dauert dieser „apassiamento“ genannte Prozess. Die rosinierten Trauben liefern im Endzustand einen dicken Most, der nur ganz langsam gärt. Was wiederum die recht häufig anzutreffenden flüchtigen, aldehydigen Noten in so manchem Amarone erklärt. Jedenfalls landet der Kraftlackel – 15 und mehr Volumsprozent an Alkohol sind Standard – zum Endausbau in großen Fässern und vermehrt auch in Barriques. Angestrebt wird ein Weinstil, in dem Kraft, Süße (bis zu 11 g/l Restzucker), Tannine und Frucht zueinanderfinden. Sensationell vielfältig ist das Geruchs- und Geschmacksklavier, auf dem guter Amarone spielt: Ingwer, Safran, Heidelbeere, Hagebutte, Trockenfrüchte, dunkle Kirsche, Cassislikör, Pflaumen, Himbeere, Lakritze …
Amarone und Speisen
Unter den möglichen Kombinationen gibt es einen Superstar: Amarone und gereifter Hartkäse. Unbedingt versuchen, was ein 3-Sternekoch als ideale Paarung empfiehlt: Weiche, italienische Salami ganz leicht erwärmen und her mit der Bottle! Ansonsten: dunkles Fleisch, Wild (auch die wilden Vögel), Rind, Pferd (man denke an Pastissada de Caval – ein Veroneser Leibgericht) gebraten oder geschmort. Klassisch der Risotto mit Amarone: dafür ein wenig Amarone mit viel einfachem Valpolicella mischen.
Vertrauen vs. Kontrolle
Ein stark gefragtes, etwa 30 Euro teures Produkt (etwa 8 Millionen verkaufte Flaschen pro Jahr) wird gerne gefälscht oder imitiert. Was in Zukunft schwer möglich sein wird. Neben der internen Kontrolle durch das Consorzio di Tutela dei Vini Valpolicella und den Untersuchungen der Anti-Betrugskommission bei Lebensmitteln macht ein staatliches Siegel den Fälschern das Leben schwer. Es finden sich Kennzahlen am Flaschenhals, die es dem Käufer ermöglichen, via Internet den Wein zurückzuverfolgen.