Transgourmet: «Größe alleine zählt nicht»
Was wird kommen?
C+C Pfeiffer, das war einmal. Wie wird sich das Traditionsunternehmen unter der Führung des neuen Mutterschiffs Transgourmet verändern? Das Führungstrio im Interview.
Erst der Kreuzfahrtschiff-Supplier Sump & Stammer, dann die FrischeParadies-Gruppe, jetzt C+C Pfeiffer: Die Transgourmet-Expansionsbilanz 2015 kann sich sehen lassen, riecht aber – mit Verlaub – auch ein wenig nach Heuschreckenstrategie …
Hansueli Loosli: Dass wir einen gesunden Expansionskurs einschlagen wollen, war nie ein Geheimnis. Aber wenn Transgourmet Interesse an einem Unternehmen hat, dann nur, wenn sich die Philosophien vertragen und eine langfristige Partnerschaft in Aussicht steht. Alles andere würde die Idee unserer Unternehmung ad absurdum führen. Abgesehen davon ist Größe alleine in dieser Branche kein Erfolgsgarant. Im Gegenteil.
Die Entwicklungen am umkämpften europäischen Großhandelssektor lassen diesen Schluss aber nicht so einfach zu?
Loosli: Die Nummer zwei in Europa zu sein, ist gut, weil man dann beständig daran arbeitet, Nummer eins zu werden. Und Erfolg hängt immer auch von den Köpfen ab, nicht alleine von der Struktur. Thomas Panholzer und Manfred Hayböck sind hervorragende Köpfe, kennen den nationalen Markt, verstehen die Bedürfnisse der lokalen Kunden. Da herrscht ein großes Vertrauensverhältnis.
Trotz des Zielpunkt-Verkaufs, durch den das Image von C+C Pfeiffer doch ziemlich angekratzt wurde?
Loosli: Mich hat das genau so überrascht wie alle anderen. Aber ich halte es für falsch, jemanden oder etwas zu verurteilen, wo man die Hintergründe nicht kennt. Abgesehen davon gab es schon lange Diskussionen darüber, wie Transgourmet und C+C Pfeiffer zusammenarbeiten könnten. Ich bin sehr froh, dass wir mit Transgourmet Österreich eine so starke Tochter dazugewonnen haben, die auch weiterhin fest am Heimatmarkt verankert sein wird.
Der Zugang zu internationalen Beschaffungsmärkten und ein Schweizer Eigentümer werden das Sortiment aber doch beeinflussen, oder?
Manfred Hayböck: Ja und nein. Internationale Anbindung ist nicht gleich diktiertes Sortiment. Aktuell führen wir 25.000 Artikel, rund 80 Prozent der verkauften Artikel sind aus Österreich. Das ist ein klares Signal, unsere Stellung zu österreichischer Herkunft nicht zu verändern.
Thomas Panholzer: Rindfleisch beispielsweise wird weiterhin zu einem sehr großen Teil aus Österreich kommen. Aber natürlich werden wir Best-Artikel aus anderen Ländern einlisten, viele davon aus dem Bio-Segment, etwa Shrimps aus nachhaltiger Bio-Aquakultur.
Wie hoch wird der Eigenmarkenanteil in Zukunft sein?
Panholzer: Bisher lag der Eigenmarkenanteil bei fünf Prozent des Umsatzes, in Zukunft wird er sich zwar erhöhen, aber keinesfalls auf über 15 Prozent.
Hayböck: Produkte aller relevanten Warengruppen werden sich in der Preiseinstiegsmarke economy, der Preis-Leistungs-Marke Quality und der Premium-Marke PREMIUM finden. Es wird auch eine Transgourmet-Nachhaltigkeitsmarke geben, wir suchen aber noch nach einem passenden Namen für den österreichischen Markt.
Strukturen, Ansprechpartner und Marken wie JAVA bleiben unverändert erhalten. Was die Standorte angeht, wird sich aber mehr verändern als nur das Branding …
Loosli: Fünf weitere Märkte sind in Planung, der erste wird Ende 2017 in Vorarlberg eröffnen. Für den Aus- und Umbau bestehender Märkte stehen trotzdem ausreichend Mittel zur Verfügung.
Was steht 2016 bei Transgourmet Österreich noch ganz oben auf der Agenda?
Hayböck: Wir haben 2015 mehr als 497 Millionen Euro in Österreich umgesetzt, ein Plus von 6,67 Prozent zum Vorjahr. 2016 streben wir bereits 520 Millionen an. Bestimmt herausfordernd, aber absolut möglich.
Panholzer: Der Zustellumsatz beträgt aktuell rund 60 Prozent, 50 Prozent unserer Kunden bestellen online. Das ist ein Bereich, der in Zukunft immer wichtiger wird. Auch abseits der Online-Bestellungen wird die Digitalisierung weiter ausgebaut. Wir möchten unseren Kunden Tools zur Verfügung stellen, mit denen sie im Betrieb Prozesse optimieren können. Etwa ein Warenwirtschaftssystem, das mit der Speisekarte verknüpft ist.