So anders tickt die Generation Z!

Social-Media-Plattformen wie Tiktok und Instagram formen eine neue Generation von jungen Menschen. Und damit neue Herausforderungen für den Arbeitsmarkt. Aber wie können Gastronomen darauf reagieren und neue Fachkräfte finden? HR-Expertin Antje-Britta Mörstedt hat mehr als nur eine Antwort darauf.
Oktober 12, 2023 | Text: Interview: Hannes Kropik | Fotos: Shutterstock, privat

ÜBER ANTJE-BRITTA MÖRSTEDT

Die Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Privaten Hochschule Göttingen – als Jahrgang 1965 selbst der Babyboomer-Generation zuzuordnen – ist spezialisiert auf Human Resource Management. Seit 2014 führt sie regelmäßig Studien mit Tausenden Teilnehmern in unterschiedlichen Konstellationen durch. Und sie ist selbst Mutter von drei Kindern aus der Generation Z. Diese Generation gilt als Nachfolger der „Millennials“ (Generation Y) und umfasst grob jene Menschen, die ab Mitte der 1990er- bis Anfang der 2010er-Jahre geboren wurden.

 

Gastronomen und Hoteliers leiden unter dem aktuellen Fachkräftemangel. Was müssen diese Branchen tun, um als Arbeitgeber speziell für junge Menschen wieder attraktiver zu werden?
Mörstedt: Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass sich die Generation Z ein sorgenfreies Leben und einen sicheren Arbeitsplatz wünscht, an dem sie sich einerseits verwirklichen und andererseits einen Sinn finden kann. Sie müssen also in den Vordergrund stellen, wie viel Erfüllung es verspricht, anderen Menschen mit der eigenen Arbeit zu helfen und Freude zu bereiten.

Und wie cool es ist, bei Events wie etwa Hochzeitsfeiern mitzuarbeiten, bei denen am Schluss alle glücklich nach Hause gehen – weil man selbst einen wichtigen Teil dazu beigetragen hat …

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Nur noch Influencer? Die Generation Z träumt von sinnerfüllten, nutzvollen Aufgaben – und von Sicherheit

ÜBER ANTJE-BRITTA MÖRSTEDT

Die Professorin für allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Privaten Hochschule Göttingen – als Jahrgang 1965 selbst der Babyboomer-Generation zuzuordnen – ist spezialisiert auf Human Resource Management. Seit 2014 führt sie regelmäßig Studien mit Tausenden Teilnehmern in unterschiedlichen Konstellationen durch. Und sie ist selbst Mutter von drei Kindern aus der Generation Z. Diese Generation gilt als Nachfolger der „Millennials“ (Generation Y) und umfasst grob jene Menschen, die ab Mitte der 1990er- bis Anfang der 2010er-Jahre geboren wurden.

 

Gastronomen und Hoteliers leiden unter dem aktuellen Fachkräftemangel. Was müssen diese Branchen tun, um als Arbeitgeber speziell für junge Menschen wieder attraktiver zu werden?
Mörstedt: Wir wissen aus verschiedenen Studien, dass sich die Generation Z ein sorgenfreies Leben und einen sicheren Arbeitsplatz wünscht, an dem sie sich einerseits verwirklichen und andererseits einen Sinn finden kann. Sie müssen also in den Vordergrund stellen, wie viel Erfüllung es verspricht, anderen Menschen mit der eigenen Arbeit zu helfen und Freude zu bereiten.

Und wie cool es ist, bei Events wie etwa Hochzeitsfeiern mitzuarbeiten, bei denen am Schluss alle glücklich nach Hause gehen – weil man selbst einen wichtigen Teil dazu beigetragen hat …

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Nur noch Influencer? Die Generation Z träumt von sinnerfüllten, nutzvollen Aufgaben – und von Sicherheit

Warum ist die „Erfüllung“ so wichtig geworden?
Mörstedt: Der Wechsel zur Sinn-Gesellschaft hat bereits in den vergangenen Jahrzehnten begonnen. Wenn wir uns eine Maslowsche Bedürfnishierarchie vorstellen, dann sind wesentliche Grundbedürfnisse wie die Existenzsicherung erfüllt. Wir streben als Gesellschaft immer zur nächsthöheren Stufe – und das ist eben die Sinnerfüllung.

Wie und wo spricht man diese Generation Z im Recruiting am besten an?
Mörstedt: Am Arbeitsmarkt hat zuletzt eine Verschiebung stattgefunden: Der Arbeitgeber muss sich bei potenziellen Mitarbeitern bewerben – und nicht mehr umgekehrt. Sie müssen im Recruiting zu denken beginnen wie ein Marketer oder ein Vertriebler: Wen suche ich? Wer ist meine Zielgruppe und wie tickt sie?

Im Falle der Generation Z muss ich den Nutzen in den Vordergrund stellen, den meine Arbeit bietet. Und ich muss das Bewerben möglichst einfach gestalten.

Die Zeiten, in denen ich den perfekten Bewerber herauspicken konnte, sind vorbei.
Antje-Britta Mörstedt über den veränderten Arbeitsmarkt

Worauf muss ich achten?
Mörstedt: Bauen Sie so viele Hürden wie möglich ab! Wozu brauche ich einen Lebenslauf, Zeugnisse oder ein Motivationsschreiben? Geben Sie auf Ihrer Homepage eine Nummer an, wo ein Bewerber via Whatsapp schreiben kann: „Ich komme mich morgen vorstellen.“

Dann können Sie immer noch nach einem Lebenslauf fragen. Das Rekrutieren wird dadurch natürlich anstrengender: Die Zeiten, in denen ich mir aus Hunderten Bewerbern den richtigen herauspicken konnte, sind vorbei.  Und ich empfehle, auf Bewerbungen spätestens am nächsten Tag zu reagieren.

Warum?
Mörstedt: Es zeigt Ihr Interesse an diesem Bewerber. Und es ist ein Zugeständnis an eine Generation, die ohne Bedürfnis­aufschub aufgewachsen ist. Das Internet hat Dinge enorm beschleunigt. Wir warten nicht mehr, bis ein Film um 20.15 Uhr beginnt, sondern streamen, wann wir wollen.

Abgesehen von der Sinnerfüllung – wie wichtig ist der Generation Z das Thema Bezahlung?
Mörstedt: Es ist ein sogenannter Hygienefaktor: Mitglieder dieser Generation setzen voraus, dass sie so viel Geld verdienen, wie sie zum Leben brauchen. Aber sie sind, das wissen wir aus unseren Studien, nicht mehr bereit, 80 Stunden pro Woche zu arbeiten.

Das liegt übrigens nicht zuletzt an den älteren Generationen, die mit jedem „endlich Freitag, endlich Wochenende“ vermitteln, wie wenig Freude Arbeit macht.  Warum sollten sich die jungen Menschen das antun, wenn sie zu Hause sehen, dass eigentlich niemand arbeiten will?

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Professorin Antje-Britta Mörstedt erforscht, wie Menschen arbeiten wollen: „Zeigen Sie Mitarbeitern, wie wichtig sie für Sie sind.“

Wie wichtig ist es, jungen Mitarbeitern ein Mitspracherecht zu geben?
Mörstedt: Wir bemerken eine Demokratisierung der Arbeitswelt: Kinder, die auf Augenhöhe erzogen wurden, erwarten natürlich auch am Arbeitsplatz, dass sie eingebunden werden. Aber sie sind nicht dumm: Wenn sie merken, dass sich ein Vorgesetzter auskennt, dann wird das anerkannt.

Nutzen Sie als Arbeitgeber in der Gastrobranche also vielleicht gleich die Begeisterung für das Kochen, die wir derzeit auf Tiktok und anderen Kanälen beobachten. Nach dem Motto: „Du weißt schon, wie man Spaghetti Carbonara zubereitet. Das ist spitze. Aber ich als dein Chef kann dir dank meiner großen Erfahrung jetzt zeigen, wie man sie noch viel besser macht …“

Über Whatsapp bewerben sollte Standard sein!
Antje-Britta Mörstedt über den Umgang mit den jungen Kollegen

Wenn wir nun doch einen jungen Arbeitnehmer gefunden haben – worauf gilt es dann zu achten?
Mörstedt: Ein „Nichts gesagt, ist Lob genug“ reicht heute nicht mehr. Die Generation Z ist in einer Welt aufgewachsen, in der sie auf Facebook, Instagram, Tiktok & Co. für jede Kleinigkeit mit Likes konditioniert wurde. Diese Anerkennung erwarten sie dann natürlich am Arbeitsplatz ebenfalls – etwa in Form von positivem Feedback. Und sie brauchen nicht nur eine fachliche Integration in den Betrieb, sondern auch eine soziale: Sie müssen das Gefühl bekommen, im Team willkommen zu sein.

Jetzt arbeiten in den meisten Betrieben aber nicht nur junge Menschen …
Mörstedt: Richtig. Und das birgt ein großes Konfliktpotenzial. Sie brauchen sensitive Führungskräfte, für die altersdurchmischte Teams etwas Positives sind. Denn Sie müssen nicht nur die Bedürfnisse der Generation Z verstehen, sondern auch die der Babyboomer. Sie müssen ihrem etwas älteren Souschef vielleicht sagen: „Pass auf, du musst den Lehrling nicht direkt wie ein rohes Ei behandeln. Aber du musst ihn mit positiver Kritik führen.“

Chefs als Vermittler zwischen den Welten?
Mörstedt: Ja, denn sie dürfen nie auf ihre langdienenden Mitarbeiter vergessen! Hilfreich kann es sein, Mitglieder verschiedener Generationen in einer Art Speeddating miteinander sprechen zu lassen: Was ist wichtig für dich? Was ist wichtig für mich? Und wie erreichen wir ein gemeinsames Ziel?

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