Mein größter Fehler: Hermann Bareiss
Facts über Hermann Bareiss
Patron des Luxusresorts Hotel Bareiss | Privathotel-und Gastronomieunternehmen in dritter Generation | Jahresumsatz 2015: 22,5 Millionen Euro | 300 Mitarbeiter | 3 À-la-carte-Restaurants, 7 Hotelrestaurants
Ein Imageschaden wäre fatal gewesen
"Stellen Sie sich vor, Sie wollen in einem Hotel heiraten und dort ist nichts vorbereitet. Was das für eine Pleite gewesen wäre und wie das das Image, die Glaubwürdigkeit und das Ansehen unseres Hauses beschädigt hätte", erzählt der Patron des Traditionshotels Bareiss im Schwarzwald mit einer Leichtigkeit von einer Begebenheit aus dem Jahr 1972 und lässt dennoch keinen Zweifel daran, dass das Unternehmen nur knapp einer Katastrophe entgangen ist.
Facts über Hermann Bareiss
Patron des Luxusresorts Hotel Bareiss | Privathotel-und Gastronomieunternehmen in dritter Generation | Jahresumsatz 2015: 22,5 Millionen Euro | 300 Mitarbeiter | 3 À-la-carte-Restaurants, 7 Hotelrestaurants
Ein Imageschaden wäre fatal gewesen
"Stellen Sie sich vor, Sie wollen in einem Hotel heiraten und dort ist nichts vorbereitet. Was das für eine Pleite gewesen wäre und wie das das Image, die Glaubwürdigkeit und das Ansehen unseres Hauses beschädigt hätte", erzählt der Patron des Traditionshotels Bareiss im Schwarzwald mit einer Leichtigkeit von einer Begebenheit aus dem Jahr 1972 und lässt dennoch keinen Zweifel daran, dass das Unternehmen nur knapp einer Katastrophe entgangen ist.
Zu diesem Zeitpunkt bestand das familiengeführte Privathotel seit 21 Jahren, Hermann Bareiss war nach seinen Wanderjahren im Ausland 1966 zurückgekehrt und führte das Haus gemeinsam mit seiner Mutter Hermine. 1973 übernahm er komplett die Geschäftsführung. Diesen Tag, den der Hotelier als möglichen Wendetag für das Bareiss beschrieben hat, erlebte er folgendermaßen: „Ich sitze in meinem Büro und schau in den Hotelgarten und da kommt eine Hochzeitsgesellschaft mit etwa 40 Personen auf das Hotel zu. Ich frage meine Sekretärin: ‚Haben wir hier eine Brautentführung oder was?‘ Sie sagt: ‚Ich weiß von nichts. Im ganzen Haus weiß auch niemand was.‘ Bis dieser kleine Dialog zu Ende war, waren die schon am Hoteleingang. Dann bin ich raus und habe sie empfangen, ohne zu wissen, was da jetzt gespielt wird. Jetzt musste ich rausfinden, was die bei uns wollen. Ich habe sofort veranlasst, dass Champagner offeriert wird. Der floss dann in großen Mengen.“
Schnell findet Hermann Bareiss mit geschickten Fragen heraus, dass das Brautpaar seine Hochzeitsfeier im Hotel geplant hat – ohne seine Deckung des Unwissens aufgeben zu müssen. Zusätzlich knifflig an der Sache: Beim Bräutigam handelt es sich um einen sehr bekannten und wohlhabenden Unternehmer aus der Region.
Aufgeschrieben und in den Schreibtisch gelegt
Wie konnte es zu so einem fatalen Fehler kommen, dass niemand im Haus über die Veranstaltung mit 40 Gästen Bescheid wusste? „Meine Mutter hat die Hochzeit ausgemacht, alles bis ins Detail aufgeschrieben und diese DIN-A4-Seiten in ihren Schreibtisch gelegt, um sie an die einzelnen Resorts weiterzuleiten. Dazu ist es nicht gekommen, weil meine Mutter anderntags in Urlaub gefahren ist.“ Glücklicherweise kann Hermine Bareiss erreicht und die Aufzeichnungen gefunden werden. „Jetzt musste das laufen: Hochzeitstafel, Speisekarten, Beleuchtung, Musik, das ganze Hochzeitsarrangement von A bis Z. Dann bin ich zu jedem einzelnen Resortleiter gegangen – und dann lief das wie ein Uhrwerk“, fühlt sich der Hotelier noch einmal in die Situation von damals hineinversetzt. Während hinter den Kulissen alles auf Hochtouren läuft, um eine mögliche Katastrophe abzuwenden, vollbringt Hermann Bareiss die Kunst, die Hochzeitsgesellschaft bei Laune zu halten und den Schein aufrechtzuhalten, dass die Feier gleich beginnt.
Absprachen müssen minutiös und hochkonzentriert weitergegeben werden.
Hermann Bareiss über seine Lehre aus einer Beinahe-Katastrophe im Jahr 1972
Gleichzeitig kümmerten sich die Hausdamen um den Raum und den Blumenschmuck, die Rezeption um die Speisekarten, die Servicebrigade mit den Oberkellern war parat und der Küchendirektor mit seinem Team machte sich an das Hochzeitsmenü. In nur einer Stunde gelingt das Unfassbare: „Dann habe ich den Wink bekommen ‚Herr Bareiss, es steht alles‘ und ich habe die Hochzeitsgesellschaft in die Bibliothek gebeten und da war alles vom Feinsten gerichtet. Die kamen aus dem Staunen gar nicht hinaus. Da haben alle so fantastisch mitgezogen, dass wir in nur einer Stunde alles arrangiert hatten.“
Wie war das möglich? Dazu gehörte auch eine ordentliche Portion Glück, wie der damalige Juniorchef und heutige Patron des Bareiss eingestehen muss. Erst einmal, dass Hermine Bareiss im Urlaub, in Vor-Handy-Zeiten, erreicht werden konnte und „dass ich da war und gleich da rausging und die Hochzeitsgesellschaft an der Hoteltüre empfangen habe. Das war dann Chefsache. Dass es so minutiös funktioniert hat, war Teamsache. Da kann man sehen, wozu man in der Lage ist, wenn Teams gut geführt sind“. Um drei Uhr nachts hatten sie schließlich ein überglückliches Brautpaar verabschiedet.
Aus einer Beinahe-Katastrophe wird ein Riesenerfolg
Die Erlebnisse von damals haben sich bei Hermann Bareiss eingebrannt. Seine Lehre daraus: „Solche Absprachen müssen minutiös und hoch konzentriert weitergegeben werden und es muss dafür gesorgt werden, dass alle Beteiligten sofort die gesamte Information bekommen, damit das terminlich festliegt und alle sich darauf vorbereiten können. Möglichst noch am gleichen Tag, dass es nicht irgendwo landet.“
Übrigens: Zwei Wochen später kam das Brautpaar noch einmal ins Hotel, um sich bei Hermann Bareiss für die einzigartige Hochzeitsfeier zu bedanken. Beim Nachtisch löst er alles auf. „Ich habe es ihnen erzählt, weil das erst mal total negativ besetzt war, aber dann ein Riesenerfolg.“ Heute sind sie befreundet und das Paar feiert jedes Jahr seinen Hochzeitstag im Bareiss.