Lernen von den Besten

Zweiter Teil: Musik, Film und Nostalgie. Mit dieser Serie möchte Rolling Pin – Jobs & Business Beispiele aufzeigen, wie man sein Hotel auf originelle Weise positionieren kann.
November 13, 2015

eine Sammlung der besten Bühnenoutfits Um sich gegen die immer größere Konkurrenz in der Gastronomie- und Hotelleriebranche durchzusetzen, muss man sich heutzutage etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Es gilt, aufzufallen, aus der Masse herauszuragen, einen Wiedererkennungswert zu besitzen. Das funktioniert natürlich nicht, wenn man die Ideen anderer kopiert – durchaus legitim ist es aber, sich von jenen Betrieben inspirieren zu lassen, die es mit originellen Ideen geschafft haben, ihre eigene Marktnische zu finden.
Den zweiten Teil unserer Serie widmen wir dem Themenbereich Musik, Film und Nostalgie. Diese Konzeption bietet eine breite Palette an Möglichkeiten: So können sich die Gestaltung und das Programm eines Hotels dem Thema Film und Filmgeschichte ganz allgemein annähern, sie können aber auch das Filmschaffen eines bestimmten Landes oder einen ganz bestimmten Film samt Inhalt, Schauplätzen und Protagonisten gewidmet sein. Für die Musik gilt Ähnliches. Ein Hotel kann sich von Musik und Musikgeschichte ganz allgemein beeinflussen lassen, kann aber auch nur auf eine ganz bestimmte Musik-richtung und deren wichtigste Vertreter ausgerichtet sein.
Hotels, die sich der Nostalgie verschreiben, wollen ihre Gäste im Gegensatz dazu in keine fiktive Welt versetzen, sondern in eine Epoche entführen, die gerne als „die gute alte Zeit“ bezeichnet wird – egal, wann immer man diese auch ansiedeln mag. Vor allem in der Disziplin „Musik und Film“ sind die USA Weltmeister – und wie schon im ersten Teil beginnen wir unsere Erkundungstour in Las Vegas, der „Welthauptstadt“ der Hotellerie.

Herausragende Beispiele jenseits des Atlantiks

Für das Thema Musik drängt sich natürlich das Beispiel „Hard Rock Hotel & Casino“ auf, bei dem es sich um einen Ableger der berühmten Musiklokalkette „Hard Rock Café“ handelt. Das Haus in der Paradise Road ist mit Erinnerungs- und Versatzstücken aus der gesamten Geschichte der Rockmusik gefüllt und bietet neben echten Sammlerstücken auch eine immens breite Palette an Merchandising-Artikeln diverser Pop- und Rockstars an. Das Hotel verfügt über 500 Zimmer und Suiten sowie ein halbes Dutzend Restaurants, ebenso viele Bars, Cafés, Nachtclubs, ein Casino, mehrere Boutiquen, einen Konzertsaal als Heimstätte für Rockgrößen von einst und jetzt – und einen Wellnessclub mit dem weltweit wohl einzigen Swimmingpool mit Unterwasserlautsprechern.
Ein Paradebeispiel in Sachen Film war „Debbie Reynolds’ Hollywood Hotel“ am Convention Center Drive. Das Haus verdankte seinen Namen der Gründerin, einer Ikone des Hollywoodfilms der Fünfziger- und Sechzigerjahre, die unter anderem an der Seite von Gene Kelly im Streifen „Singin’ In The Rain“ spielte und bis zur Schließung der Anlage im Jahre 1997 noch immer allabendlich dort auftrat. Für die Dimensionen von Las Vegas war das Haus mit seinen knapp 200 Zimmern eher klein – doch nicht die Zahl der Zimmer, sondern die mit Pomp und Kitsch aus alten Hollywoodklassikern überquellende Einrichtung war es, die – gemeinsam mit einem Hollywood-Museum – dem Hotel seine besondere Note verlieh.
Ein wenig in diese Richtung geht auch der Trend, die „gute alte Zeit“ aufleben zu lassen und in Nostalgie zu schwelgen. Ein schönes Beispiel dafür ist das „Orbit In“ in Palm Springs, 273 Meilen westlich von Las Vegas, auf der anderen Seite der kalifornischen Grenze. Die Anlage wurde in den Fünfzigerjahren vom Architekten Herb Burns in dem für die damalige Zeit richtungweisenden modernistischen Stil erbaut. Im Jahre 1999 wurde sie von Christy Eugenis und Ehemann Stan Amy erworben, die das architektonische Kulturdenkmal originalgetreu renovierten und so eine Ferienanlage ganz im Stil der ersten Hochblüte des luxuriösen Ferienortes schufen.

Möglichkeiten der Umsetzung

Nun wissen wir, wie die Sache in den USA aussehen kann. Was würde sich aber für den deutschsprachigen Raum an Konzeptionen anbieten? Fangen wir vielleicht mit dem Musikhotels an. Wie wäre es etwa mit einem Jazzhotel, in dem jedes Zimmer mit Fotos, Autogrammkarten und natürlich einschlägigen CDs und Videos einem bestimmten Star gewidmet ist – CD- und DVD-Player im Zimmer sollten in einem Musikhotel eine Selbstverständlichkeit sein. Natürlich müssten auch Restaurant und Bar dem Musikstil angepasst sein. Dasselbe Konzept ließe sich selbstverständlich problemlos auf Klassik, Pop-, Rock-, Schlager- oder Volksmusik übertragen.
Oder wie wäre es mit subkulturellen Strömungen? Ein Großstadthotel, das sich wie so mancher Nachtclub dem Hardcore verschreibt, wäre sicher äußerst attraktiv für die Fans härterer Klänge. Wenn die Wände nicht nur die Konterfeis von Punk- und Metal-Ikonen tragen, sondern auch noch über eine gute Schalldämmung verfügen, so dass man auch nachts Musik hören kann, ohne jemanden zu stören, dann wäre das schon etwas. Angesichts des Zielpublikums muss klar sein, dass ein solches Hotel im unteren Preissegment anzusiedeln wäre. Wie in anderen Musikhotels auch, sollte ein kleiner Konzertraum zur Verfügung stehen, in dem – je nach Budget – Musiker oder Nachwuchsmusiker auftreten können.
Nun zum Thema Film: Hollywood hat eine derart flächendeckende internationale Bekanntheit, dass sich eine an dieses Thema angelehnte Konzeption wohl überall auf der Welt umsetzen ließe, wenngleich ein Hollywood-Hotel in Mitteleuropa besser nicht ganz so zuckersüß ausfallen sollte wie das Haus von Debbie Reynolds in Las Vegas . Doch auch der europäische Film kann sich sehen lassen. Man denke etwa nur an die UFA-Filme der Zwischen- und Nachkriegszeit oder an den Film Noir Frankreichs – für Cineasten wesentlich interessanter als Hollywood-Produktionen. Selbstverständlich sein sollte für Filmhotels neben entsprechenden „Devotionalien“ auch ein Vorführraum mit einem entsprechenden Programm, und auch gelegentliche Autogrammstunden mit dem einen oder anderen Star könnten die Popularität des Hauses steigern.
Nostalgie-Hotels brauchen leider ebenso wie Musik- und Filmhotels einen gewissen Aufwand in der Gestaltung. All die Kleinigkeiten, all die Erinnerungsstücke zusammenzutragen, erfordert schon ein gewisses Maß an Geduld. Dennoch kann ein Haus mit nostalgischem Touch vor allem in einer größeren Stadt ein breites Publikum anlocken – von Leuten, welche die Zeit noch erlebt haben und noch einmal in sie eintauchen wollen, bis hin zu den Jüngeren, die einfach diese fremde Welt kennen lernen wollen. Auch zwei Beispiele aus dem ersten Teil dieser Artikelserie fallen in diese Kategorie: Ein Hotel in Wien, das sich dem Fin de Siecle verschreibt, wäre ebenso Nostalgie pur wie ein Hotel in Berlin, das den Geist der Goldenen Zwanzigerjahre an der Spree wieder aufleben lässt…

info:

www.debbiereynoldsonline.com 
www.hardrockhotel.com 
www.orbitin.com

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