„Erfolg zählt nicht!“ – Michael Käfer

Überraschend Leise und dabei so vielsagend: Der Chef der Käfer Gruppe Über das Projekt am Tegernsee, die mögliche Übernahme der Arena One und darüber, was Emotionen mit dem Business zu tun haben.
November 13, 2015

Fotos: Werner Krug, Marcus Buck BMW AG, Enes Kucevic, C. Martin©2009, Robert Pupeter

Vom Hedgefonds-Hai zum Veggie-Guru

Michael Käfer ist seit etwa sieben Jahren alleiniger Inhaber von Deutschlands größtem Feinkostunternehmen von Partyservice bis hin zur gehobenen Gastronomie, das er nun in dritter Generation führt. Die Weiterentwicklung der Firma Käfer in über 80 Jahren vom Kolonialwarenladen zum soliden mittelständischen Unternehmen mit einem Umsatzanstieg von 51 Millionen Euro im Jahr 1988 auf über 126,6 Millionen 2012 ist wegweisend. Geschickte Übernahmen und Expansionen haben Käfer zu einem der Big Player im Business gemacht. Geplant sind in Zukunft neben der Ausweitung des Partyservices, das mittlerweile bis zu 35 Prozent des Umsatzes generiert, auch die Etablierung von Käfer-Dependancen auf internationalen Flughäfen und Bahnhöfen.

www.feinkost-kaefer.de


Michael Käfer

phpuP0SUsBayern weltweit

München ohne Käfer ist wie die Champions League ohne die Bayern. Im Moment Unvorstellbar. Michael Käfer hat das GastRo-Imperium in den letzten Jahren allerdings auch in die Welt hinausgetragen, den Umsatz auf 126,6 Millionen Euro gesteigert und mit der BmW Welt einen geschickten Schachzug getätigt. Und ist schon längst wieder am nächsten dran …

Im letzten Jahr die BMW Welt, diesen September das Gut Kaltenbrunn am Tegernsee und vielleicht morgen die Übernahme der Arena One – wie entscheiden Sie, in welche Projekte investiert werden soll?
Michael Käfer: Ich bin Geschäftsmann, das bedeutet, dass meine Entscheidungen stark zahlenorientiert zu treffen sind. Das ist ein wesentlicher Aspekt – aber gerade die letzten beiden Projekte sind Herzensangelegenheiten. Wie bei der Sache mit Arena One (Anm.: deutscher Catering- und Hospitality-Dienstleister mit dem Schwerpunkt auf sportlich-kulturelle Großveranstaltungen u. a. für die Allianz Arena München). Schon als Kind war ich Bayern-München-Fan, damals spielten die noch in der zweiten Liga. Und ein Spezi aus der Schule war zufällig der Sohn des damaligen Bayern-Präsidenten, deswegen kenne ich auch Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer, seitdem ich 14 bin. Da hängt einfach ganz viel Emotion drin. Auf der anderen Seite ist…

Fotos: Werner Krug, Marcus Buck BMW AG, Enes Kucevic, C. Martin©2009, Robert Pupeter

Vom Hedgefonds-Hai zum Veggie-Guru

Michael Käfer ist seit etwa sieben Jahren alleiniger Inhaber von Deutschlands größtem Feinkostunternehmen von Partyservice bis hin zur gehobenen Gastronomie, das er nun in dritter Generation führt. Die Weiterentwicklung der Firma Käfer in über 80 Jahren vom Kolonialwarenladen zum soliden mittelständischen Unternehmen mit einem Umsatzanstieg von 51 Millionen Euro im Jahr 1988 auf über 126,6 Millionen 2012 ist wegweisend. Geschickte Übernahmen und Expansionen haben Käfer zu einem der Big Player im Business gemacht. Geplant sind in Zukunft neben der Ausweitung des Partyservices, das mittlerweile bis zu 35 Prozent des Umsatzes generiert, auch die Etablierung von Käfer-Dependancen auf internationalen Flughäfen und Bahnhöfen.

www.feinkost-kaefer.de


Michael Käfer

Kaefer in MuenchenBayern weltweit

München ohne Käfer ist wie die Champions League ohne die Bayern. Im Moment Unvorstellbar. Michael Käfer hat das GastRo-Imperium in den letzten Jahren allerdings auch in die Welt hinausgetragen, den Umsatz auf 126,6 Millionen Euro gesteigert und mit der BmW Welt einen geschickten Schachzug getätigt. Und ist schon längst wieder am nächsten dran …

Im letzten Jahr die BMW Welt, diesen September das Gut Kaltenbrunn am Tegernsee und vielleicht morgen die Übernahme der Arena One – wie entscheiden Sie, in welche Projekte investiert werden soll?
Michael Käfer: Ich bin Geschäftsmann, das bedeutet, dass meine Entscheidungen stark zahlenorientiert zu treffen sind. Das ist ein wesentlicher Aspekt – aber gerade die letzten beiden Projekte sind Herzensangelegenheiten. Wie bei der Sache mit Arena One (Anm.: deutscher Catering- und Hospitality-Dienstleister mit dem Schwerpunkt auf sportlich-kulturelle Großveranstaltungen u. a. für die Allianz Arena München). Schon als Kind war ich Bayern-München-Fan, damals spielten die noch in der zweiten Liga. Und ein Spezi aus der Schule war zufällig der Sohn des damaligen Bayern-Präsidenten, deswegen kenne ich auch Uli Hoeneß und Franz Beckenbauer, seitdem ich 14 bin. Da hängt einfach ganz viel Emotion drin. Auf der anderen Seite ist dort natürlich auch der Job zu machen, den wir beherrschen. 17 Mal Bundesliga-Veranstaltung im Jahr und das für jeweils etwa 5000 bis 6000 Leute. Wenn wir etwas können, dann ist das eine Party verkaufen. Das Angebot ist raus und jetzt müssen wir warten, was passiert (Anm.: Bei Redaktionsschluss gab es noch keine Entscheidung). Neben uns gibt es ja noch zwei andere Mitbieter. Unser Vorteil ist neben unserer Kompetenz allerdings auch unser Standort. Denn mit Sitz in München haben wir die Möglichkeit, schnell auf alle Eventualitäten zu reagieren.

War das auch ein Grund für das Engagement in der BMW Welt?
Käfer: Vielleicht nicht der ausschlaggebende, aber definitiv ein wesentlicher. Was Attila Dogudan gemacht hat, war ordentlich, er hat uns was Schönes hinterlassen – doch bei einem Kongress von 500 Gästen, bei dem kurzfristig jemand aus der Mannschaft ausfällt, habe ich eben die Möglichkeit, aus meinem ortsansässigen Stammteam unkompliziert Ersatz zu schicken. Diese schnelle Planung macht uns schlagkräftig.

Und Bobby Bräuer für das EssZimmer by Käfer anzuheuern, war ja ebenfalls nicht schlecht gedacht …
Käfer: Da haben wir eine riesige Freude dran. Und schön, dass sein Einsatz nach so kurzer Zeit so toll honoriert wurde. Mir persönlich taugen die 18 Punkte im Gault Millau ja eigentlich fast noch mehr als der Stern. Denn in Deutschland gibt es viele 2-Sterne-Köche, die das nicht geschafft haben. Und ich bin mir auch sicher, dass in der Konstellation, wie sie gerade ist, noch eine Stufe mehr drin ist. Aber jetzt gilt es, Kontinuität zu zeigen. Bobby Bräuer kann die Qualität liefern, wir geben ihm das passende Rundherum und dann werden wir sehen, wie das weitergeht.

Ein bisschen eine weitere Anfahrtszeit gibt es zu Ihrem Projekt in Gmund am Tegernsee. Was hat es denn damit auf sich?
Käfer: Das Gut Kaltenbrunn, da bin ich stolz drauf, dass wir das in Zukunft bespielen dürfen. Die Geschichte dazu fängt ja eigentlich im 8. Jahrhundert vor Christus an, denn die Stelle war damals bereits ein Naturdenkmal und so hat der Ort etwas Besonderes. Das Gebäude, so wie es jetzt ist, ein Vierkanthof, das gibt es seit 1750 und dort wird seit jeher Landwirtschaft betrieben. Die Familie Schörghuber wollte dort schon mal so etwas Ähnliches wie das Hotel Schloss Fuschl aufbauen, aber eine Bürgerinitiative hat das verhindert. Jetzt ist das Gut etwa acht Jahre lang leer gestanden und nun dürfen wir es ab 2015 bespielen. Da werden wir was richtig Tolles bieten. Das Herzstück ist ein bayrisches Wirtshaus mit Wahnsinnsblick über den Tegernsee und einem Biergarten. In den ehemaligen Stallungen hat man Platz für Veranstaltungen für 50 bis 800 Personen und auf den 60 Hektar Grund lässt sich noch vieles anstellen. Auch ein Hofladen ist geplant.

Käfers Projekte

phppX6gH7Das bedeutet, dass zu den bereits etwa 1000 Mitarbeitern der Käfer- Gruppe noch einige mehr dazukommen. Wie gehen Sie das an, in einer Zeit in der es schwer ist, überhaupt Personal zu finden?
Käfer: Unser Name hilft, aber wir bieten auch viele Initiativen für unsere Mitarbeiter wie die Akademie, in die wir jährlich etwa eine Million Euro investieren. Aber es ist immer eine Sache des Vorlebens. Wenn wir unseren Mitarbeitern nicht zeigen, wie wir uns das vorstellen und was wir mit unserem Qualitätsanspruch meinen, woher sollen die es dann wissen? Und hier meine ich gar nicht das obere Management. Hier geht es um die Abteilungsleiter, die das für ihre Lehrlinge verkörpern müssen, oder den Küchenchef, der zeigen muss, dass gut kochen alleine nicht alles ist. Gigantisch wichtig ist: Stellt euch ein Buffett vor. Stellt euch vor, ihr wäret der Gast, der sieht das von einer ganz anderen Perspektive. Was empfindet er, wenn der merkt, dass der Kerzenständer nicht sauber poliert ist? Unser Beruf besteht zu 100 Prozent aus Detailarbeit. Unsere Mitarbeiter verstehen das und versuchen, das Beste aus allem rauszuholen. Und dann muss ich halt ab und an abwägen, ob die zwei Prozent mehr Perfektionismus die 20 Prozent höheren Invest rechtfertigen.

Wo ziehen Sie da die Grenze?
Käfer: Unser Küchenchef hat für das Oktoberfest einen sensationellen Schinken aufgetrieben, der allerdings dementsprechend teuer war. Als ich da den Kilopreis gesehen und nachgefragt habe, kam als Antwort, dass der für die Brotzeit gedacht ist. Jetzt ist es aber so, dass da 15 verschiedene Dinge auf dem Brettl sind. Da geht der Schinken unter und kein Gast merkt, wenn da nicht der spezielle Sensationsschinken drauf ist, sondern nur ein superguter. Da rechnet sich das nicht. Wenn man das gleiche Produkt aber nur mit ein bisserl Meerrettich serviert und das als den besten Schinken zele-briert, dann ist das wieder eine andere Sache, dann kapiert das der Kunde, dann macht das Sinn. Ich finde das toll, dass unser Küchenchef ein Qualitätsfanatiker ist und ich möchte ihm das auch nicht kaputtmachen, aber da ist es meine Aufgabe abzuwägen, ob sich dieses Quäntchen an zusätzlichem Perfektionismus rentiert.

Wir sind in der tollen Situation, dass wir nur das machen müssen, was wir wirklich wollen.
Michael Käfer über Expansionspläne

 

Ihr Slogan ist ja auch „Qualität aus Leidenschaft“!
Käfer: Ja, aber ich hab da vor einer Woche etwas gehört, das mir fast noch besser gefällt. Das ist zwar von dem Vortragenden geklaut, aber ich finde es einfach gut: „Ich hasse Erfolg. Der kommt immer nur aus der Vergangenheit. Was aber zählt, sind nur die Gegenwart und die Zukunft.“ Dieser Spruch hat was. Gerade weil er so beinhart die Wahrheit sagt. Erfolge sind immer nur Rückblicke auf Vergangenes. Wenn ich gestern Olympiasieger war, dann ist das morgen wieder vergessen, weil da das nächste Rennen startet. Bei uns in der Branche ist das ja nichts anderes. Das Gute ist, dass wir sofort ein Feedback bekommen, ob das alles recht war. Bei den vielen Emotionen, weiß man dann, warum man jeden Tag am Start ist.

Viele von Ihren Kunden sind doch mittlerweile auch Freunde – sagen die denn auch, wenn es nicht gepasst hat?
Käfer: Das ist eine Sache, die mir mein Vater beigebracht hat: Wir sind Dienstleister. Es passiert sehr oft, dass der Wirt zum Gast gerufen wird auf ein Glaserl, da soll man dann zusammensitzen und ist für den Abend dann bester Freund. Da muss man aufpassen, dass man den Abstand zum Kunden nicht verliert. Denn wenn man denkt, ah, der mag mich sowieso, dann tappt man vielleicht in die Falle, nicht mehr 100 Prozent zu geben. Deswegen: Details, Details, Details. Nur wer die beherzigt, der hat dann im Endeffekt ein sauberes Gesamtbild.

Das Bild von Käfer sind im Moment ja Sie selbst. Denkt man mit Mitte 50 eigentlich schon an die Weitergabe?
Käfer: Man muss ganz klar darüber nachdenken. Wir haben mit unserem Eventbereich ein Produkt, bei dem die Kunden jung sind. Mein Horrorszenario ist, wenn eines Tages jemand zu mir sagt: Bei Ihnen will ich keine Party machen, weil Sie ja die Rolling Stones noch live gesehen haben. Ich möchte eine Generation aufbauen, die gerade um die 30 ist. Denn die Kundschaft möchte ihrem Stil entsprechend behandelt werden, der Zeitgeist ist wichtig. Deswegen suche ich jetzt nach guten jungen Leuten und dann muss man über sich selbst nachdenken. Aber 20 Jahre geb ich mir noch.

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