Corona-Krise: So kann sich die Tourismusbranche optimal auf die Wintersaison vorbereiten
Es besteht Hoffnung
Er steht vor der Tür, der Winter 2020. Eigentlich hätte er für die heimischen Wintersportgebiete zum ersehnten Rettungsanker eines grausamen Jahres werden sollen. Die Realität sieht leider anders aus. Viele Fragezeichen stehen hinter der Saison. Auf welche Auflagen müssen sich Betriebe einstellen? Wie schützt man Mitarbeiter und Gäste gleichermaßen vor Infektionen? Wie verhindert man eine Cluster-Bildung? Und was sind eigentlich die größten Gefahrenquellen und was kann man dagegen tun?
Es besteht Hoffnung
Er steht vor der Tür, der Winter 2020. Eigentlich hätte er für die heimischen Wintersportgebiete zum ersehnten Rettungsanker eines grausamen Jahres werden sollen. Die Realität sieht leider anders aus. Viele Fragezeichen stehen hinter der Saison. Auf welche Auflagen müssen sich Betriebe einstellen? Wie schützt man Mitarbeiter und Gäste gleichermaßen vor Infektionen? Wie verhindert man eine Cluster-Bildung? Und was sind eigentlich die größten Gefahrenquellen und was kann man dagegen tun?
Fragen, auf die es keine definitiven Antworten gibt. Noch nicht. Denn die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Größter Hoffnungsträger ist dabei eine Tiroler Hochschule, die vom Land damit beauftragt wurde, ein Sicherheitskonzept für die kommende Wintersaison zu entwickeln. Siegfried Walch, Leiter des Projekts, sieht trotz der dunklen Aussichten den einen oder anderen Hoffnungsschimmer.
Im Winter 2020 gibt es keine touristische Konkurrenz. Wir sitzen alle im selben Boot und müssen den Konkurrenten Sars-CoV-2 in den Griff kriegen.
Siegfried Walch über die Prioritäten für Gastronomie und Hotellerie in der Wintersaison 2020/21
Nicht warten, proaktiv sein
Welche konkreten Maßnahmen können Gastronomen und Hoteliers als Vorbereitung für die kommende Wintersaison treffen? „Nicht darauf warten, dass ihnen gesagt wird, was zu tun ist. Proaktiv auf die für sie relevanten Interessenvertretungen wie beispielsweise die Tourismusverbände zugehen. Aus unseren ersten Ergebnissen wird ersichtlich, dass die Tourismusverbände einiges an Informationen abrufbar haben, aber eine Instanz zur flächendeckende Vernetzung und Informationsaustausch noch nicht gegeben ist. Hier gibt es Unterschiede zwischen den von uns beobachteten Regionen. Einige Regionen scheinen mehr auf die Vernetzung unterschiedlicher Akteure zu setzen. Ganz nach dem Motto: Im Winter 2020 gibt es keine touristische Konkurrenz. Wir sitzen alle im selben Boot und müssen den Konkurrenten Sars-CoV-2 in den Griff kriegen“, erklärt Walch.
Brennpunkt Après-Ski
Als Brennpunkt gelten dieses Jahr vor allem die für den Umsatz so wichtigen Après-Ski-Bars. Aber auch hier gibt Walch Entwarnung: „Das Risiko am Namen Après-Ski-Bar festzumachen, ist zu wenig beziehungsweise falsch. Danebengehen kann es überall, wo sich nicht an die Regeln gehalten wird. Etwas flapsig formuliert zeigt unsere Untersuchung, dass wir kein Problem mit Après-Ski-Bars haben. Ganz einfach aus dem Grund, dass es hier schon schwer wird mit der Definition. Après-Ski-Bars, was auch immer darunter zu verstehen ist, können durchaus offen bleiben, wenn denn geltende Regeln eingehalten werden. Wir brauchen für den Winter 2020 eine neue Barkultur, die Bereitschaft zum ,Chillen im kleineren Kreis‘, Abstand, Lüftung, Zusammensein im Freien statt Tanz auf den Tischen im überfüllten Raum. Wenn das dann immer noch Après-Ski heißt, gibt es vermutlich wenig Probleme damit.“
Probleme sieht Walch generell nur dort, wo sich alte Muster und Verdrängung breitmachen. „Das Verharren in alten Mustern: Das heißt das Festhalten an maximal möglichen Auslastungen, das Vergessen darauf, dass hier nicht diese Saison allein auf dem Spiel steht, sondern unser Ruf als verantwortungsvolles Tourismusland für die Zukunft. Der Druck, der auf den Einzelnen lastet, ist enorm, das ist uns bewusst, und zum Teil ist dieser Druck auch existenziell, aber es führt kein Weg daran vorbei, für diese Saison in den sauren Apfel zu beißen und rigoros an allen möglichen Stellen am erfolgreichen Handling der Situation rund um Covid-19 mitzuarbeiten.“
Was ist erfolgreiches Handling?
Dreh- und Angelpunkt ist für Walch aber vor allem die äußere Wahrnehmung der einzelnen Regionen. „Zu Beginn dachten wir, es wäre die Verteidigung der grünen Phase einer Corona-Ampel. Das gilt zurzeit noch immer, aber mittlerweile müssen wir feststellen, dass es punktuell bereits um das Zurückerobern der grünen Phase geht. Gäste werden ihre Entscheidungen nach dem Vertrauen in das Risikomanagement ausrichten. Hier gilt es, rasch anzusetzen.“ Heißt unterm Strich: je besser das Image einer Region, desto höher die Chance, dass Urlauber dort hinkommen.
Dabei spielen vor allem die Coronatests eine gewichtige Rolle. In Österreich werden dank Bundesministerium und Wirtschaftskammer für Mitarbeiter der Gastronomie und Hotellerie bereits seit September kostenlose Schnelltests angeboten. So sollen vor allem Cluster-Bildungen verhindert werden, die neben den gesundheitlichen Risiken einen desaströsen Imageschaden anrichten können. Bis zu 65.000 Tests pro Woche sind derzeit möglich.
Zusätzlich soll die Gästeregistrierung dabei helfen, das sogenannte Tracing – also das Rückverfolgen möglicher infizierter Gäste – zu beschleunigen. Aktuell müssen Gastronomen dabei aber auf die Kooperation ihrer Gäste hoffen, denn verpflichtend ist die Angabe für Gäste nicht. Ein leidiges Thema bleibt nach wie vor der Mund-Nasen-Schutz. Speziell in der Gastronomie ist die Maske für Gäste wie Betreiber wenig attraktiv. Dennoch warnen Experten davor, sie wegzulassen.
Wenn Gäste sich weigern
Doch was tun, wenn Gäste sich weigern, den Mund-Nasen-Schutz zu tragen? Derzeit liegt die Schuldfrage bei den Betreibern. Diese können mit rigorosen Strafen von bis zu 5000 Euro belangt werden, sollten Gäste die geltenden Vorschriften nicht einhalten. In der Praxis ist das ein schwieriges Unterfangen. Stimmen, die sich für Gäste-Strafen aussprechen, werden darum immer lauter und könnten ein probates Mittel im Kampf für mehr Sicherheit sein. Auch Bundesministerin Elisabeth Köstinger sieht die Betreiber nicht alleine in der Pflicht. „Es kann nicht funktionieren, wenn man die gesamte Verantwortung dem Unternehmer umhängt. Wir haben von Beginn der ersten Lockerungen auf das Thema Eigenverantwortung gepocht. Der Lokalbetreiber muss natürlich dafür sorgen, dass Gäste den Abstand einhalten können, und zu einem gewissen Grad auch für die Einhaltung sorgen, aber was jeder einzelne macht, liegt in seiner Eigenverantwortung.“
Gäste werden Ihre Entscheidungen nach dem Vertrauen in das Risikomanagement ausrichten.
Für Siegfried Walch entscheidet das Image der Region
Ein weiteres probates Mittel sind auch Luftfilter, die den Covid-19-Viren in geschlossenen Räumen schnell den Garaus machen können. Hersteller wie das Salzburger Unternehmen Ozonos garantieren für ihren Luftreiniger eine 100-prozentige Reinigung der Viren aus der Luft sowie eine 90-prozentige Reinigung von Oberflächen. Speziell in den Wintermonaten, wenn das Lüften von Räumen zur klimatischen Herausforderung wird, könnten diese Luftreiniger für Sicherheit ohne Frieren sorgen.
Quarantäne-Hotels gegen Cluster
Eine ganz andere innovative Lösung, um die Wintersaison sicher zu gestalten, hat sich das Land Salzburg in Form von Quarantäne-Hotels einfallen lassen. Damit betroffene Betriebe bei einer Corona-Infektion der Gäste nicht direkt unter Quarantäne gestellt werden müssen, soll es im Salzburger Land extra eingerichtete Quarantäne-Hotels geben, die die Infizierten bis zur Genesung und schlussendlichen Ausreise aufnehmen sollen. „Wir wollen in jedem Bezirk ein Hotel dafür anmieten. So hätten wir die Möglichkeit, dass wir die Betroffenen isolieren können“, so der Salzburger Gesundheitsreferent und Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl. Die geplanten Maßnahmen des Salzburger Lands sind ein erster Schritt in Richtung Normalität in der regionalen Tourismusbranche und weg vom Corona-Alptraum. Auch wenn der Begriff Quarantäne-Hotel eher alles andere als normal ist. Zudem ist die Region damit anderen Reisezielen einen Schritt voraus und gewinnt so deutlich an Attraktivität. Und diese Attraktivität gelingt nur, wenn Regionen und Betreiber an einem Strang ziehen – der Feind hat einen Namen und nur gemeinsam können wir ihn auch bezwingen.