Wie Spitzen-Barkeeperin Jessi Pollak mit Drinks Zeichen setzt
I can’t breathe!“ Ein Schrei, der am 25. Mai 2020 aus Minneapolis um die Welt ging. George Floyd wurde von Polizisten ermordet. Ein flehender Hilfeschrei, der landesweit Proteste auslöste. Und Jessi Pollak so tief berührte, dass sie aus ihren Gefühlen einen Drink kreierte. Ihren heutigen Signature Cocktail, gesellschaftskritische Botschaft inklusive. „Nach der Ermordung von George Floyd sind die Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Ungerechtigkeit und Polizeibrutalität zu protestieren“, erinnert sie sich. „Viele wurden verhaftet, manche zurecht, andere zu Unrecht.“
I can’t breathe!“ Ein Schrei, der am 25. Mai 2020 aus Minneapolis um die Welt ging. George Floyd wurde von Polizisten ermordet. Ein flehender Hilfeschrei, der landesweit Proteste auslöste. Und Jessi Pollak so tief berührte, dass sie aus ihren Gefühlen einen Drink kreierte. Ihren heutigen Signature Cocktail, gesellschaftskritische Botschaft inklusive. „Nach der Ermordung von George Floyd sind die Menschen auf die Straße gegangen, um gegen Ungerechtigkeit und Polizeibrutalität zu protestieren“, erinnert sie sich. „Viele wurden verhaftet, manche zurecht, andere zu Unrecht.“
Und weiter: „Mein Drink ‚The Rights One‘ war ein Cocktail, versehen mit einem QR-Sticker, den man überall hinkleben konnte. Der Code leitete zu Informationsquellen weiter, damit man sich gegen Polizeiübergriffe informieren und wehren konnte.“ Jessis Nachsatz: „Die Menschen sollten erfahren, wie sie rechtmäßig gegen Ungerechtigkeit protestieren können.“ Seither kann man den „The Rights One“-Cocktail nicht nur im „Spoon and Stable“ ordern.
Barmanagerin Pollak hat das Rezept samt Toolkit für alle Barkeeper der Welt als Botschaft der Bürgerrechte für ähnliche Projekte freigegeben. Das schreckliche Ereignis und der im Kontrast dazu stehende liebliche Cocktail – bestehend aus honig-knackigem Apfel, pfeffrigem Sauerampfer, pikantem Thymian und würzigem Ingwer, mit frischer Limette und Amontillado-Sherry ausbalanciert – gehören seither zu Minneapolis wie der Mississippi.
Vom Gothic-Kid zur Nummer eins der USA
Selbst bezeichnet sich Jessi gerne als „Gothic-Kid“ aus Florida, das nie vorhatte, in Minnesota zu bleiben. Doch es sollte anders kommen: Nach dem College und dem Studium der Linguistik und Kunst kam sie erstmals mit der Barszene in Kontakt. „Kunst zu machen war ein ähnlicher Prozess wie Cocktails zu kreieren und meine Liebe zu Sprachen – das hat mir letztendlich geholfen, klar mit meinen Gästen zu kommunizieren“, erzählt sie. Aus einer Laune heraus hat sie schließlich als Barkeeperin gejobt. Nach wenigen Wochen kam die Erkenntnis: „Das ist meine Berufung!“
Ich wollte ein Zeichen gegen Polizeiterror und Ungerechtigkeit setzen.
Jessi Pollak über ihren Cocktail mit Botschaft
Als Autodidaktin und durchs „aufmerksame Hinsehen“ reüssierte sie bald in Minneapolis’ Barszene und perfektionierte schließlich dort die Mixkunst. „Ich liebe die Gastro- und Barszene hier. Wir sind bekannt für unser fantastisches Essen. Doch die Cocktails sind genauso gut“, sagt sie.
Ihrer Meinung nach würde Minneapolis in Sachen Gastronomie Spitzenarbeit leisten. Und heute einen eigenen Drinkstil repräsentieren: „Cocktails hier im Mittleren Westen sind tendenziell süßer, während die Drinks an der Ostküste trockener und herber sind.“ An dieser Entwicklung ist sie nicht unbeteiligt: Seit vier Jahren ist Pollak Barmanagerin im „Spoon and Stable“. Seit dem Vorjahr darf sie sich sogar „U.S. Bartender of the Year“ nennen. Sie sagt: „Ein Traum wurde wahr. Jetzt kann ich mich wieder ganz auf mein eigenes Barprogramm konzentrieren und darauf, andere Barkeeper auszubilden.“
Frauenpower hinter dem Bartresen
Vor allem junge, ambitionierte Mixologinnen will Pollak in Masterclasses schulen. Drei arbeiten momentan in ihrem achtköpfigen Team. „Weibliche Barkeeper gewinnen Wettbewerbe, beeinflussen Trends und leiten schon die besten Barprogramme des Landes. Obwohl es immer noch Männer gibt, die überrascht sind, Frauen hinter dem Tresen zu sehen, mache ich mir keine Sorgen um den weiblichen Nachwuchs“, berichtet sie.
Kein Wunder, dass sich Jessi auch selbst mit eben diesem Cocktail vergleicht – dem „Hanky Panky“. „Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der legendären Barkeeperin Ada Coleman in London kreiert, enthält London Dry Gin, süßen Wermut und Fernet-Branca. Er ist köstlich – bittersüß, ausgewogen, komplex und weiblich – und, genau so bin auch ich!“
Wohin die Reise geht
Auf der anderen Seite der Bar aber sieht sie andere Noten im Trend: Non-alcoholic- und Ready-to-Drink-Cocktails, aber vor allem Drinks, die noch mehr Nachhaltigkeit symbolisieren. „Diese steht definitiv im Vordergrund des Bardiskurses. Wir müssen umsetzbare Ziele erreichen, um Abfall und CO2-Fußabdruck zu reduzieren.“
Dafür macht sie sich in den sozialen Medien – wo sie über eine hohe Präsenz verfügt – gerne stark: „Social Media hat mir geholfen, mich mit Barkeepern weltweit zu vernetzen und es hilft, dass uns Gäste besser verstehen. Aber man darf es auch nicht überbewerten.“ Schließlich mache sie Drinks für Menschen, nicht für Fotos. Aber: Manchmal ist eben auch die „Message in a Cocktail“ wichtig. Und dabei helfen Insta und Co freilich.
JESSI POLLAK
In Orlando, Florida, geboren, übersiedelte sie als Teenagerin mit ihren Eltern nach Minneapolis. Nach College und Studium der Kunst und Linguistik begann Jessi Pollak aus einer Laune heraus als Barkeeperin in Bars zu arbeiten und ihre Berufung zu finden. Seit vier Jahren ist sie als Barmanagerin im renommierten Fine Dining Bar Club „Spoon and Stable“ tätig und sorgte 2020 nach dem Mord an George Floyd mit ihrem interaktiven Cocktail „The Rights One“ für Aufsehen. 2022 wurde sie zum „U.S. Bartender of the Year“ gewählt und ist somit die erst dritte Frau mit diesem Titel.