Arbeiten in Hong Kong

Die ostasiatische Wirtschaftsmetropole ist wieder ein attraktiver Standort, um zu arbeiten, zu leben und zu staunen.
November 13, 2015

Fast zehn Jahre ist es nun her, dass die Volksrepublik China mit viel Brimborium die einstige Kronkolonie von Großbritannien übernahm – oder besser gesagt: zurückbekam. Seither hat Hongkong, dessen Name übrigens so viel bedeutet wie „duftender Hafen“, nur wenig von seinem Reiz eingebüßt. Die einzigartige Mischung aus Alt und Neu, fernöstlicher und westlicher Kultur macht die Millionenstadt an der Küste des südchinesischen Meeres nach wie vor zu einer dynamischen, glitzernden Metropole.
Hongkong liegt an der Mündung des Perl-flusses und umfasst eine Halbinsel sowie 235 Inseln, von denen die wichtigsten Hong Kong Island, Lantau und Cheung Chau sind. Das Territorium wird in Hongkong Island, Kowloon, New Territories und die vorgelagerten Inseln unterteilt. Von den rund 1100 Quadratkilometern – dreimal die Fläche Wiens, eineinhalbmal jene Berlins – ist nur etwa ein Viertel urbanisiert, vor allem die New Territories warten mit erstaunlich unberührten Landschaften auf.

Bis ins 19. Jahrhundert war Hongkong ein kleines, unbedeutendes Fischerdorf am Südzipfel Chinas und ein Unterschlupf für Piraten und Schmuggler. Nachdem die Portugiesen im benachbarten Macao bereits einen Handelsposten eingerichtet hatten, gründete die British East India Company gegen Ende des 17. Jahrhunderts in Hongkong eine Niederlassung. Nachdem Waren aus China in Europa sehr gefragt waren, während die Briten nur wenige Güter an Chinesen verkaufen konnten, begannen sie, Opium einzuführen. Als die kaiserliche Regierung versuchte, den fatalen Opiumhandel zu unterbinden, kam es zum ersten Opiumkrieg, der 1841 mit einer Niederlage der Chinesen endete und zur Besetzung Hongkongs durch die Briten führte. Nach dem zweiten, ähnlich gelagerten Opiumkrieg wurde das Gebiet 1898 zur Kronkolonie und auf 99 Jahre gepachtet.

Durch die Handelsliberalisierungen, die nach den Opiumkriegen durchgesetzt worden waren, entwickelte sich Hongkong zu einer wichtigen Freihandelszone und im 20. Jahrhundert zum Zufluchtsort für ehemalige Monarchisten und Kommunisten. Dennoch stand die Kolonie lange Zeit im Schatten von Schanghai und musste sich 1941 nach zweieinhalb Wochen Kampf den Japanern ergeben. Am Ende des Zweiten Weltkrieges war Hongkong ein Trümmerhaufen, erlebte aber ob seiner freizügigen Wirtschaftspolitik in der Nachkriegszeit den allseits bekannten rasanten ökonomischen Aufstieg.

php9NW0pxDas brachte mit sich, dass sich die Bevölkerung in den letzten 60 Jahren verzwölffachte und innerhalb von 160 Jahren vertausendfachte – von 7500 im Jahre 1841 auf 600.000 im Jahre 1945 und 7 Millionen im Jahre 2005! Seit 1997 ist Hongkong Teil der Volksrepublik China, wobei im Rahmen der Doktrin „Ein Land, zwei Systeme“ das marktwirtschaftliche System Hongkongs mindestens 50 Jahre neben dem kommunistischen System bestehen bleiben soll. Diese Autonomie erlaubt es Hongkong zwar, seine eigenen Gesetze, Zölle sowie seine eigene Währung zu haben – natürlich mischt sich aber die Regierung in Peking immer mehr in die Innenpolitik ein…
Die Amtssprachen Hongkongs sind Englisch und Kantonesisch, eine südliche Ausprägung des Chinesischen. Das Kantonesische Hongkongs unterscheidet sich wiederum von dem in der benachbarten Provinz Guangdong gesprochenen Kantonesisch dadurch, dass es stark englisch durchsetzt ist. Englisch wird auch generell verstanden, wenn auch nicht unter der älteren Bevölkerung. Hochchinesisch (Mandarin) findet dagegen mehr und mehr Verbreitung – nicht zuletzt durch die aktuelle Einwanderung aus China.

Eine Stadt zum Leben und Erleben

phpkA4loMDie Europäer siedelten sich einst am Hang des 554 Meter hohen Hausbergs von Hongkong Island an, den sie nach ihrer damaligen Königin „Victoria Peak“ nannten – heute heißt er einfach nur noch „The Peak“. Von dort hat man den atemberaubendsten Blick auf Hafen und Stadt. Nirgendwo ist das Bauland so teuer wie am Central District genannten Ufer – kein Wunder also, dass die Wolkenkratzer der multinationalen Konzerne in den Himmel wachsen. Das Legco Building ist Sitz von Hongkongs „Parlament“, dahinter ragt das 70-stöckige Hauptquartier der Bank of China mit langen Antennen in den Himmel und direkt am Statue Square opponiert die Hongkong Bank mit einem vom Stararchitekten Sir Norman Foster entworfenen Wolkenkratzer.

Bis heute ist der Western District von Handwerkern und Händlern geprägt, aber auch von kleinen Tempeln entlang der Tai Ping Shan Street und Pound Lane. Man muss nur dem nach Moschus duftenden Geruch der Räucherstäbchen folgen! Die bekannteste Straße ist die Hollywood Road, in der sich ein Antiquitätenladen an den nächsten reiht. Kowloon hingegen gilt als das Paradies der Shopper. Die kilometerlange Nathan Road zieht sich durch die Halbinsel und gilt mit ihren Nebenstraßen als Hongkongs „Goldene Meile“.

Ein wenig Erholung findet man auf den Bänken im Kowloon Park neben der Moschee, der auch mit einem Skulpturengarten, Flamingoteichen, Spielplätzen und dem Hong Kong Museum of History aufwartet. Sehenswert sind sicherlich auch das Cultural Center, in dessen Konzertsaal die besten Orchester der Welt gastieren, sowie das Hong Kong Museum of Art und das Space Museum. Die bedeutendsten religiösen Bauten Hongkongs sind der Wong-Tai-Sin-Tempel mit seinen zahlreichen Wahrsagern, der Tempel der 10.000 Buddhas in der Trabantenstadt Shatin in den New Territories und nicht zuletzt das Kloster Po Lin auf der Insel Lantau.
phpaFSzMYDer öffentliche Nahverkehr in Hongkong ist übrigens ausgezeichnet ausgebaut und auch recht günstig. Ein Auto zu besitzen, ist nicht wirklich nötig, da man fast alle Ziele mit Bus, U-Bahn, Straßenbahn, Fähre oder Taxi erreichen kann. Die Mass Transit Railway (MTR), die U-Bahn, verkehrt auf fünf Linien auf Hong Kong Island, in Kowloon, in den angrenzenden Gebieten der New Territories und auf Lantau. Auch die ein- und doppelstöckigen Linienbusse verkehren auf den viel befahrenen Strecken. Taxis bilden eine attraktive Alternative, jedoch sprechen nicht alle Lenker Englisch – daher ist es vorteilhaft, das gewünscht Fahrtziel in chinesischer Schrift notiert zu haben…
Hongkong ist eine der sichersten Städte der Welt – auch bei Nacht können Menschen ohne Sorge allein spazieren gehen. Straßenkriminalität gibt es so gut wie nicht. Dafür sorgen drastische Strafen und die immerwährende Polizeipräsenz. Und das Ausgehen am Abend kommt hier nicht zu kurz! Lan Kwai Fong (auch kurz LKF genannt) ist eines der drei großen Ausgehviertel, jedenfalls für die Gweilos („Gwei“: Gespenst, „Lo“: Mann; Bezeichnung für die Weißen). Dort gibt es Kneipen und Musikbars, in denen immer etwas los ist. Der zweite Anlaufpunkt für den Abend auf Hong Kong Island ist Wan Chai, wo es vor allem Musikbars und Discos gibt. Zu guter Letzt wartet auch Tsim Shau Tsui (TST) in Kowloon mit einem enormen Nightlife auf.
Das Essengehen ist eines der wichtigsten Rituale in Hongkong – sowohl privat als auch geschäftlich. Die verschiedenen Küchen Chinas (Kanton, Peking, Sichuan, Schanghai), jene anderer asiatischer Länder (Korea, Vietnam, Indonesien, Japan, Indien) sowie der übrigen Kontinente sind allesamt vertreten – oft auch kreativ vermischt. Das Angebot reicht von Straßenverkäufern über Garküchen bis hin zu Nobelrestaurants.

Arbeiten und Wohnen

In niedrigeren Positionen besteht für AusländerInnen so gut wie kein Arbeitsmarkt. Die meisten erwerbstätigen EuropäerInnen gehören dem Kader an. Diverse Hotels beschäftigen europäisches Personal (Köche, Konditoren, Maîtres d’Hôtel, F&B Manager, GMs) und sind als Arbeitgeber für Leute aus der Gastronomie und Hotellerie interessant. Allerdings ist es nützlich, wenn die Kandidaten bereits über etwas Erfahrung in Hotelketten in Europa oder Asien verfügen und mindestens Mitte zwanzig sind.
Um in Hongkong zu arbeiten, sind ein gültiger Pass und eine Einreisebewilligung (Visum) unerlässlich. EU-Bürger und Schweizer müssen das Gesuch um Erteilung der Einreise- und Aufenthaltsbewilligung bei der für ihren Wohnort zuständigen chinesischen Vertretung oder direkt beim Immigration Department in Hongkong (siehe unten) einreichen. Das Visum ist vor der Abreise nach Hongkong zu beantragen und dann in der Regel sechs Monate gültig. Vor Ablauf dieser Frist ist bei den Einwanderungsbehörden gegebenenfalls eine Verlängerung zu beantragen. Wer zum Zwecke der Arbeitsaufnahme einreist, muss sich nach Ankunft beim Registration of Persons Office anmelden (siehe unten).
Einheimische Stellenvermittlungsbüros können Europäern nur schwer helfen, und auch die Stellensuche durch Inserate in lokalen Zeitungen führt selten zum Erfolg. Es ist nicht üblich, Personal auf Distanz zu rekrutieren. Europäer werden meist durch die Stammhäuser in Europa
angestellt. Der beste Weg zu einer Anstellung ist die direkte Bewerbung in der Zentrale eines Unternehmens mit Zweigstellen in Hongkong.

Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt etwa 40 Stunden. Die wenigen arbeitsrechtlichen Vorschriften hinsichtlich der Begrenzung der Arbeitszeit oder der Unfallversicherung sind für europäische ArbeitnehmerInnen kaum von Bedeutung. Ausschlaggebend ist der Arbeitsvertrag: Dort sollte auch klar geregelt sein, welches Recht und welcher Gerichtsstand (Hongkong oder EU/Schweiz) angewendet werden. In den Arbeitsverträgen sollten zudem die Vertragsdauer (meistens 2 – 4 Jahre), der Heimaturlaub (in der Regel ca. 3 – 4 Wochen pro Jahr), die Reisekosten (normalerweise vom Arbeitgeber getragen), eine etwaige Wohnungszulage (gestellte Wohnung oder prozentuelle Lohnzulage), die ärztliche Betreuung (es ist ratsam, die Versicherung beizubehalten, die man zu Hause hat – in gewissen Fällen werden die Kosten vom Arbeitgeber übernommen) sowie Gratifikationen (nach Vereinbarung) geregelt sein.
Wohnungen sind dagegen nicht schwer zu finden – allerdings sind die Mieten sehr hoch. Mietverträge werden in der Regel für 2 Jahre abgeschlossen. Die Verträge müssen notariell beglaubigt und registriert werden, wobei die entsprechenden Kosten je zur Hälfte vom Vermieter und Mieter getragen werden. Meistens muss man eine Immobilienfirma einschalten, die eine Provision von 50 bis 100 % des ersten Mietzinses verlangt. Die Miete ist monatlich oder quartalsweise im Voraus zu entrichten.
In der Regel muss bei Abschluss des Mietvertrags eine Kaution von zwei Monatsmieten hinterlegt und nach Ablauf des Mietvertrags ein neuer Vertrag mit neuem Mietpreis eingegangen werden. Zusätzlich zur Miete muss quartalsweise am Ende des jeweiligen ersten Quartalmonats eine Kommunalsteuer („government rate“) bezahlt werden, die 6 % beträgt. Größere Firmen stellen ihrem Personal aber in der Regel Dienstwohnungen zur Verfügung.

Marco Veringa ist Executive Chef im renommierten „Hong Kong Golf Club“

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RP: Herr Veringa, wie leicht ist es, für einen Mitteleuropäer einen Job in einem Hotel oder Restaurant in Hongkong zu bekommen?

MV: Nach einer mehrjährigen Flaute erlebt Hongkong derzeit einen echten Boom und der Markt erholt sich sichtlich. In letzter Zeit hatten die meisten Betriebe zwar chinesische Küchenchefs, aber wir werden sehen, was die aktuelle Entwicklung bringen wird. Es ist noch nicht abzusehen, ob man wieder verstärkt Küchenchefs aus dem Westen einstellen wird oder ob man bei kostengünstigerem Personal vor Ort bleibt.

RP: Reicht es, Englisch zu sprechen, oder sollte man mittelfristig auch Kantonesisch lernen?

MV: In den meisten gehobenen Restaurants gilt nach wie vor Englisch als Norm. Es ist aber durchaus vorteilhaft, einen Sous Chef zu haben, der beides spricht, damit einen auch die ganze Mannschaft versteht. Vor allem die jungen Leute sprechen kaum Englisch.

RP: Was verdient man im Durchschnitt als Sous Chef, als Executive Chef und als F&B Manager in Hongkong?

MV: Darüber möchte ich lieber nicht sprechen. Das Einkommensniveau liegt aber spürbar unter jenem vergleichbarer Positionen in Europa…

RP: Welche Sozialleistungen darf man erwarten?

MV: Es gibt hier keine großartigen Sozialleistungen. Wenn es nicht der Dienstgeber macht, dann muss man selber Vorsorge treffen. Im Gegenzug zahlt man aber sehr niedrige Steuern!

RP: Wie sieht es mit der Kranken- und Rentenversicherung aus?

MV: Eine Krankenversicherung ist meistens vom Dienstgeber im Arbeitsvertrag inkludiert. Sie ist sehr teuer, aber die Krankenhäuser sind auch sehr gut!

RP: Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten vor Ort? Wie hoch sind die Mieten?

MV: Die Lebenshaltungskosten sind in Hongkong sehr hoch, ebenso wie die Mieten. Wohnungen beginnen etwa bei HK$ 8000 (EUR 850,-) für 70 Quadratmeter und nach oben hin gibt es praktisch keine Grenze. Viele Europäer leben in Apartments mit 150 Quadratmetern, für die sie dann monatlich von HK$ 24.000,- (EUR 2600,-) und mehr zahlen.

RP: Was kostet etwa ein Hauptgericht in einem durchschnittlichen Restaurant? Wie viel muss man für ein Bier in einer Bar bezahlen?

MV: Ein Hauptgericht in einem durchschnittlichen Hotelrestaurant kostet zwischen HK$ 160,- (EUR 17,-) und HK$ 270, (EUR 29,-), wobei es natürlich auch mehr kosten kann. Ein großes Bier kostet in einer Bar zwischen HK$ 24 (EUR 2,60) und 48 HK$ (EUR 5,20).

RP: Worauf muss man besonders achten? Welche Fehler sollte man auf jeden Fall vermeiden

MV: Die Steuer muss man am Ende des Jahres zahlen – also sollte man sich immer etwas beiseite legen! Mit der Bewerbung bei lokalen Hotels und Restaurants sollte man ebenfalls vorsichtig sein – die sparen, wo es nur geht! Besser ist es, sich bei internationalen Hotelketten zu bewerben. Keinesfalls sollte man Arbeitszeiten wie in Europa erwarten: Küchenchefs arbeiten von 9 Uhr bis 21 Uhr – nicht selten ohne Pause!

Botschaften/Konsulate:
Botschaft der Volksrepublik China in Deutschland
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Tel: 030 27 588-0
Fax: 030 27 588-221
Internet: www.china-botschaft.de

Konsularabteilung der Botschaft der VR China in Österreich
Strohgasse 22
1030 Wien
Tel: 01 710 3648
Fax: 01 710 3770
Internet: www.chinaembassy.at

Konsularabteilung der Botschaft der VR China in der Schweiz
Kalchcheggweg 10
3006 Bern
Tel: 031 351 4593
Fax: 031 351 4573
Internet: www.china-embassy.ch

German Consulate General
21/F, United Centre,
95 Queensway
Tel.: +852 2105 8788
Fax: +852 2865 2033
E-Mail: germancg@netvigator.com

Austrian Consulate General
Rm 2201, 22/F, Chinachem Tower
34-37 Connaught Road
Tel.: +852 2522 8086
Fax: +852 2521 8773
E-Mail: swisscg@hon.rep.admin.ch

Consulate General of Switzerland
Suite 6206-7, Central Plaza
18 Harbourt Road
Tel: +852 2522 7147
Fax: +852 2845 2619
E-Mail: germancg@netvigator.com

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