Arbeiten auf den Balearen
Hört man das Wort Mallorca, so denkt man unweigerlich an den berühmt berüchtigten Ballermann mit seinen Horden von Billigtouristen, die von früh bis spät nur Feiern im Kopf haben – reichlich Alkoholkonsum inklusive. Wenn man nicht extrem gute Nerven und eine noch bessere Konstitution hat, kann die Arbeit dort die Hölle auf Erden sein. Es wäre aber ungerecht, die Balearen auf diese Partymeile zu reduzieren. Die Inselgruppe hat so viele landschaftliche Reize, so viele kulturelle Sehenswürdigkeiten und vor allem auch so zahlreiche Hotelanlagen der Topkategorie, dass es genügend Möglichkeiten gibt, auf den Balearen auch in einem durchaus gepflegten und entsprechend angenehmen Ambiente seiner Profession nachzugehen.
Die Balearen – katalanisch Illes Balears, spanisch Islas Baleares – bestehen aus den vier großen Inseln Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera, wobei die letzteren beiden gemeinsam die Pityusen bilden, sowie 147 unbewohnten Inseln. Zusammen haben die Balearen eine Fläche von knapp 5000 Quadratkilometern und sind damit etwa so groß wie das deutsche Bundesland Saarland oder das österreichische Bundesland Vorarlberg. Mehr als 70% der Fläche entfallen auf die Hauptinsel Mallorca. Die gebirgigen Inseln liegen zwischen 80 und 300 km östlich vom spanischen Festland entfernt und verdanken ihren Namen den gefürchteten Steinschleuderern, die „Els Foners Balears“ genannt wurden und als Söldner in der Antike tätig waren.
In der Antike waren die Inseln zuerst von den Phöniziern abhängig, wurden dann von den Römern erobert, später von den Vandalen, von den Byzantinern und im 8. Jahrhundert von den Mauren. Erst im 13. Jahrhundert wurden sie diesen von den Königen von Aragonien, die auch über Katalonien herrschten, abgerungen. Durch die Vereinigung der Kronen von Aragonien und Kastilien wurden die Balearen schließlich Teil Spaniens und blieben dies bis heute – nur Menorca war im 18. Jahrhundert von den Briten besetzt. Heute sind die Balearen eine der 17 autonomen Regionen (comunidades autónomas) Spaniens und verfügen auf regionaler Ebene über ein Parlament, eine Regierung (govern) und einen Präsidenten.
Der Tourismus als Wirtschaftsfaktor
Die Einwohnerzahl der Balearen belief sich im vergangenen Jahr auf 982.000 Personen, von denen 780.000 auf Mallorca, 86.000 auf Menorca, 108.000 auf Ibiza und 9000 auf Formentera leben. Amtssprachen sind Spanisch (castellano) und Katalanisch (catalán). Die Bevölkerung der Balearen spricht drei katalanische Dialekte, die sich von Insel zu Insel unterscheiden und als Mallorquinisch, Menorquinisch und Ibizenkisch bezeichnet werden. Etwa 7% der Bevölkerung sind keine spanischen Staatsbürger und stammen vorwiegend aus Deutschland, Groß-britannien, Italien und Frankreich. Hinzu kommen fast zehn Millionen Touristen, die jährlich die Balearen besuchen, rund neun Millionen davon entfallen alleine auf die Insel Mallorca.
So ist es auch nicht erstaunlich, dass der Fremdenverkehr mit einer Beherbergungskapazität von insgesamt über 410.000 Betten den wichtigsten Wirtschaftszweig darstellt. Mit dem Ausbau der Fremdenverkehrswirtschaft ging eine starke Steigerung der Wirtschaftskraft der Balearen einher. Das Pro-Kopf-Einkommen der Einwohner der Balearen ist das höchste in ganz Spanien, die Arbeitslosenquote die niedrigste im ganzen Land. Die touristische Invasion wirkt auf viele Einheimische allerdings wie die Besetzung durch fremde Armeen und so ist das Verhältnis der Mallorquiner zu den Besuchern zwiespältig: Einerseits widerspricht die touristische Invasion ihren Vorstellungen und das Verhalten vieler Urlauber beleidigt ihren Stolz, andererseits ist das Geld der Ausländer natürlich willkommen.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma sucht man, indem neue Vorschriften die Zahl der Touristen begrenzen und mehr Qualität als Quantität bringen sollen. So dürfen neue Hotels nur dann gebaut werden, wenn alte dafür abgerissen werden und teureren Komfort bieten. Der „Ballermann“ und seine Nachfolger passen nicht mehr zum angestrebten Image der Inseln. Stattdessen sollen verstärkt Golfer und Kreuzfahrttouristen angelockt werden, die pro Tag ein Mehrfaches von dem ausgeben, was Durchschnittstouristen auf der Insel lassen.
Die Balearen als Ferienparadies
Die Balearen haben jedenfalls für Besucher eine ganze Menge zu bieten. Fünf Naturparks und ein Biosphärenreservat laden zu den schönsten Naturwundern der Inseln ein, zahllose Badestrände und malerische Buchten sind ein Paradies für Sonnenanbeter und Wassersportler und Kathedralen, Kastelle, Zitadellen oder Museen lassen das Herz jedes Kulturinteressierten höher schlagen. Hinzu kommt die hervorragende Gastronomie und Hotellerie, die in vielen Fällen rein gar nichts mit dem billigen Massentourismus zu tun hat und edles Ambiente für anspruchvolle Gäste bietet.
Eine der renommiertesten Hotelanlagen der Balearen ist das Mardavall Hotel & Spa. Das malerisch an der Südküste Mallorcas nahe der Jachthäfen Puerto Portals und Palma Nova liegende Fünf-Sterne-Resort verfügt über 128 Suiten und zwölf Einzelzimmer. Ein 4700 Quadratmeter großes Spa wartet mit geheiztem Pool, Saunen, Eisgrotten, Fitnessstudio und umfangreichen Wellness-Anwendungen auf. Als Teil des Arabella Golf & Spa Resorts Mallorca, bietet das Fünf-Sterne-Haus auch Weltklassegolf auf drei 18-Loch-Plätzen an. Auf Mallorca locken weiters die Fünf-Sterne-Häuser Gran Hotel Son Net in Puigpunyent, eine ehemalige Finca inmitten riesiger Zitrus- und Olivenhaine, die mit viel Liebe zum Detail restauriert und in ein Luxushotel mit eleganten Suiten und zwei Restaurants verwandelt wurde, sowie das mondäne Hotel Port Adriano Golf & Spa im gleichnamigen Ort, das aus drei durch Glaspassagen miteinander verbundenen Gebäuden besteht.
Mit dem Insotel Punta Prima Prestige in Playa Punta Prima mit seinen 52 Villen inmitten einer durchgestylten Parklandschaft hat auch die Insel Menorca ein Haus der Topkategorie anzubieten. Auf Ibiza, das als die nobelste der Baleareninseln gilt, sind es vor allem das herrlich gelegene Hotel Hacienda Na Xamena und das brandneue Insotel Fenicia Prestige in Santa Eulalia del Rio, welche die anspruchsvollsten Gäste ansprechen. Wen es dennoch gelegentlich unters Volk zieht, der findet zwischen Ibiza Stadt und Sant Antoni de Portmany den größten Nachtclub der Welt – das Privilege ist eine Diskothek mit Platz für rund 10.000 Besucher!
Leben auf den Balearen
Den Traum vom Haus mit Meerblick oder gar in der ersten Reihe am Strand werden sich nur die wenigsten erfüllen können – die Preise für solche Objekte sind in den letzten Jahren inflationsartig gestiegen. Die Mietangebote sind zudem sehr saisonabhängig: In der Hochsaison ist es nahezu unmöglich, eine Wohnung zu einer bezahlbaren Monatsmiete zu finden, da jeder, der eine Wohnung besitzt, versucht, diese für den höchstmöglichen Preis an Touristen zu vermieten. Dagegen sind die Mietangebote ab Herbst zahlreicher und man findet viele Angebote für Langzeitmieten. Vor allem in den Touristenzentren sind die Preise trotzdem hoch und unter 300 Euro bekommt man so gut wie gar nichts. Meistens sind Nebenkosten nicht inkludiert, was die Mietkosten weiter erhöht, zumal eine entsprechende Wärmedämmung meist fehlt!
In manchen Fällen muss man sich wohl damit abfinden, in der dritten oder vierten Reihe hinter der Küste zu leben oder gleich einen Wohnsitz im Inselinneren zu wählen. Wegen ihrer Ruhe sind traditionelle Fincas im Landesinneren sehr begehrt, doch auch diese Mietangebote sind selten und meist sehr teuer. Saisonkräften wird die Unterkunft ohnehin meistens vom Dienstgeber gestellt – sie wohnen dann aber oft genug mit mehreren Kollegen zusammen in einem Zimmer oder einer kleinen Wohnung. Im Vergleich zu Mitteleuropa sind in Gesamtspanien die Lebenshaltungskosten zwar um rund 15 Prozent niedriger, in den Großstädten wie Madrid, Barcelona und Valencia und in ausgesprochenen Tourismuszentren – und dazu gehören alle Baleareninseln – aber deutlich höher als in ländlichen Gebieten mit wenig entwickeltem Fremdenverkehr. So muss man auf den Balearen mit etwa denselben oder gar höheren Lebenshaltungskosten rechnen als in unseren Breiten.
Arbeiten auf den Balearen
Die Arbeitslosenrate ist auf den Balearen deutlich niedriger als im spanischen Durchschnitt. Dennoch bekommen fast ausschließlich Saisonkräfte im Tourismus eine Stelle. Überhaupt sind etwa 90 Prozent der Arbeitsverträge befristet, was am spanischen Arbeitsrecht liegt, das die Kündigung langfristig Beschäftigter erschwert. Die Probezeit beträgt 15 Tage bis sechs Monate. Für die Arbeitszeit gibt es keine gesetzliche Beschränkung, üblich sind je nach Tarifvertrag 40 Stunden pro Woche – in der Gastronomie wird aber meist sechs, manchmal sogar sieben Tage pro Woche oft ohne bezahlte Überstunden gearbeitet. Der durchschnittliche Urlaubsanspruch liegt für fest angestellte Mitarbeiter bei 30 Arbeitstagen, die Kündigungsfrist bei drei Monaten. Im „Boletín Oficial del Estado“ sind die rechtlichen Grundlagen für Arbeitsverträge festgeschrieben – unter www.inem.es und „Modalidades y descarga de contratos“ findet man eine Beschreibung der Verträge. Das Durchschnittseinkommen ist mit jenem in unseren Breiten vergleichbar.
Für EU-Bürger und Schweizer gelten seit 2003 dieselben rechtlichen Voraussetzungen. Die so genannte Residencia (Aufenthaltsgenehmigung) muss nicht mehr beantragt werden, eine Steuernummer reicht. Eine Arbeitserlaubnis ist für eine Arbeitsdauer von maximal drei Monaten ebenso wenig notwendig – ansonsten muss eine Tarjeta de Residente Comunitario beantragt werden. Für den allerersten Antrag braucht man ein Visum, später nicht mehr. Der zukünftige Arbeitgeber muss dem Mitarbeiter einen Arbeitsvertrag zusenden, damit dieser ein Arbeits- und Aufenthaltsvisum im spanischen Konsulat des Heimatlandes beantragen kann. Vor Ort muss man sich dann beim zuständigen Amt anmelden und bekommt eine so genannte NE-Nummer (Sozialversicherungsnummer).
Die meisten Hotels suchen schon lange vor Beginn der Saison Mitarbeiter – manchmal bis zu einem Jahr im Voraus. Es werden Leute mit entsprechender Ausbildung, Berufserfahrung und Sprachkenntnissen (Englisch, Spanisch) bevorzugt. Lediglich in den Hochburgen des Massentourismus werden auch Querseinsteiger genommen – haben die Betriebe eine vorwiegend deutsche Klientel, so recht manchmal auch Deutsch. Bei der Jobsuche kann man das Dienstleistungsangebot der regionalen Arbeitsvermittlungsstellen – unter der Adresse www.inem.es können Bewerber deren Anschriften abrufen – oder Tageszeitungen und Internetportale nutzen. Besser ist es aber, im Frühjahr für eine Woche anzureisen, um die Anzeigen in den lokalen Tageszeitungen zu lesen. Noch besser ist es aber, gleich persönlich in den einzelnen Hotels und Restaurants nach Arbeit zu fragen und Kontakte zu knüpfen!
Hotel-Links:
www.mallorca-resort.com
www.sonnet.es
www.portadrianohotel.com
www.insotel.com
www.hotelhacienda-ibiza.com