Zwettlers Waldviertler Bierkultur
Herr Schwarz, Sie haben sich trotz der Konzentrationsbestrebungen im internationalen Biermarkt Ihre Eigenständigkeit bewahrt. Noch dazu im Waldviertel, das nicht eben zu den strukturstärksten Regionen Österreichs zählt. Wie gelingt das?
Karl Schwarz: Das Waldviertel ist für uns kein Nachteil, sondern ganz im Gegenteil ein unschätzbarer Vorteil. Wir beziehen den größten Teil der Zutaten für Zwettler-Biere aus der unmittelbaren Umgebung der Brauerei. Braugerste, Hopfen und ideales Brauwasser sowieso. Im speziellen Klima des Waldviertels entwickeln Gerste und Hopfen eine besondere Aromatik, deshalb hat Zwettler Bier auch geschmackliche Eigenständigkeit, ist Bier mit Herkunft. Das Stichwort Eigenständigkeit wurde auch angesprochen. Eigenständigkeit bedeutet Gestaltungsfreiheit. Wir – und hier spreche ich für das gesamte Team der Zwettler-Brauerei – verwenden unseren Ehrgeiz und unsere Kraft darauf, unverwechselbare Biere zu brauen. Und dann ist es mir ein ganz persönliches Bedürfnis, meiner Heimatregion, deren Kraft wir intensiv nutzen, auch etwas zurückzugeben. Dazu brauche ich eine Unternehmenskultur, in der das Persönliche eine große Rolle spielt, in der jeder weiß, dass der Erfolg des Unternehmens auch von ihm abhängt.
Aktuell tut sich im kreativen Bereich sehr viel. Jede Woche werden neue Craft-Biere präsentiert. Wie beurteilen Sie diesen Trend und was hat Zwettler zum Feuerwerk der Novitäten beizutragen?
Schwarz: Diese Dynamik ist sehr positiv, sie bringt das Bier als Genussmittel ins Gespräch und bietet den Biergenießern vielfältige Gelegenheiten, neue Geschmackskreationen kennenzulernen. Zwettler beteiligt sich gern am Wettbewerb der Ideen. Allein im letzten Jahr haben wir fünf neue Biere herausgebracht, vom bärenstarken Singlemalt oaked über das Sanjana India Pale Ale bis zum alkoholfreien Luftikus. Aber wir werden es in der Kreativabteilung sicher nicht übertreiben, weil nicht alles Sinn ergibt, was man machen kann. Ich habe größten Respekt vor dem Lebens- und Genussmittel Bier, mit Bier wollen wir nicht herumspielen.
Der Fokus liegt also auf den klassischen Sorten?
Schwarz: Auch, aber nicht nur. Wir bleiben ja nicht stehen. Am Thema Pils lässt sich das gut nachvollziehen. Wir haben vor fünf Jahren Saphir auf den Markt gebracht, ein sehr elegantes Premium-Pils aus einem sehr kostbaren Hopfen, vielschichtig im Geschmack und – in der Weinsprache würde man sagen: schlank und trocken. Das haben wir nach meinem Geschmack entwickelt und gebraut, eigentlich gegen den damaligen Trend. Wir sind sehr glücklich darüber, dass Saphir so gut angenommen wird, nicht zuletzt auch von der anspruchsvollen und gehobenen Gastronomie. Wir sind bei dem Thema also einen großen Schritt nach vorn gegangen und haben dabei das Traditionelle bewahrt. Diesen speziellen Zugang zur Braukultur müssen Sie aber auch vermitteln. Besteht nicht die Gefahr, dass Zwettler in einem Markt, der von sehr großen Unternehmen geprägt wird, von den Konsumenten übersehen wird? Schwarz: Dagegen tun wir etwas. Wir bieten ja nicht nur Bier an oder fahren im Verdrängungswettbewerb sämtliche Ellbogen aus. Wir pflegen und erweitern mit großem Einsatz unseren umfassenden Markenauftritt. Dazu gehört die zuvor angesprochene regionale Verwurzelung. Dazu gehört auch unsere Verbundenheit mit dem kulturellen und touristischen Leben in Wien und Niederösterreich, was beispielsweise im Fest „Waldviertel pur“ in Wien zum Ausdruck kommt, welches sehr wesentlich von Zwettler mitgetragen wird. Dazu zählt auch unser Zwettler-Brauerlebnis, mit dem wir Besuchern das Brauwesen auf sehr anregende Art näherbringen. Und dazu gehört auch der Ausbau der Schwarz Alm.
Die Schwarz Alm ist Ihr Hotel unweit von Zwettl …
Schwarz: Die Schwarz Alm zeigt auch sehr gut, wie wir uns beständig weiterentwickeln. Aus dem ursprünglichen Schutzhaus haben wir ein Refugium für anspruchsvolle Gäste gemacht, wo man Waldviertler Genusskultur und natürlich Zwettler-Biere genießen kann.
Privatbrauerei Zwettl
www.zwettler.at