Wie Eddi Dimant und Tobi Müller die Mochi-World erschufen

In Wien könnte man das japanische Wort „Mochi“ statt mit „Klebreisbällchen“ mit „Familie“ übersetzen. Denn hinter dem Erfolg der Mochi World steht ein besonderes familiäres Verhältnis.
Juni 15, 2023 | Text: Michi Reichelt | Fotos: Mochi, Christian Nilson, Julia Losbichler

Zwei beste Freunde. Deren Partnerinnen. Insgesamt fünf Söhne. Keine Sorge, Sie lesen hier schon den Rolling Pin, es geht tatsächlich um Gastronomie. Konkret um das Mochi, ein Restaurant, das die japanische Küche in Wien abseits von Fast-Food-Ketten etabliert und geprägt hat wie kein anderes. Wobei „ein Restaurant“ eine glatte Untertreibung ist. Denn der Eröffnung des Mochi im zweiten Wiener Gemeindebezirk im Jahr 2012 folgten jede Menge weiterer Lokale. Mit unterschiedlichsten Konzepten.

Zwei beste Freunde. Deren Partnerinnen. Insgesamt fünf Söhne. Keine Sorge, Sie lesen hier schon den Rolling Pin, es geht tatsächlich um Gastronomie. Konkret um das Mochi, ein Restaurant, das die japanische Küche in Wien abseits von Fast-Food-Ketten etabliert und geprägt hat wie kein anderes. Wobei „ein Restaurant“ eine glatte Untertreibung ist. Denn der Eröffnung des Mochi im zweiten Wiener Gemeindebezirk im Jahr 2012 folgten jede Menge weiterer Lokale. Mit unterschiedlichsten Konzepten.

Mittlerweile besteht die Mochi World neben dem Original-Restaurant aus zwei Take Aways, einer Ramen Bar, einer Izakaya (Sake- & Snack-Bar), einem Mexican-Nikkei-Lokal. Sowie einem Cateringservice, einer Kochwerkstatt, einer Food-Partnerschaft mit Falkensteiner Hotels. Und einem Online-Shop, unter anderem bestückt mit Mochi-Kochbuch und Mochi-Socken.

Aber was ist – abgesehen von den vielen Sparten – das Besondere an dieser Welt? Eddi Dimant erklärt ohne zu zögern: „Wir sind trotz der Größe noch ein Familienbetrieb.“ Womit wir bei den eingangs erwähnten Paaren sind. Und den besten Freunden, die es geschafft haben, die österreichische Bundeshauptstadt kulinarisch näher an das „echte“ Japan zu rücken.

Dimant, Berliner Koch mit israelischen Wurzeln, ist einer der beiden. Der andere ist Servicechef Tobi Müller, gebürtiger Tiroler, der Eddi Dimant einst als Arbeitskollege im Japan-Restaurant Kuchi in Berlin kennen- und schätzen gelernt hatte. Gemeinsam mit ihren Partnerinnen Nicole Dimant und Sandra Jedliczka sorgen sie seit über einem Jahrzehnt dafür, dass sich die Mochi-Welt erfolgreich weiterdreht. Dass sie sich überhaupt zu drehen begonnen hat, lag rückblickend vor allem an einer richtigen Entscheidung zur richtigen Zeit: „Uns hat es damals in Wien einfach noch gefehlt“, sagt Dimant. Sprich: Eine derart authentische Japan-Küche gab es vor zehn Jahren in Österreichs Hauptstadt noch nicht.

Workaholic aus Leidenschaft

Sich um (s)eine Welt zu kümmern, klingt jedoch nicht unbedingt danach, als ob neben der Lokal-Familie viel Quality Time für die tatsächliche Familie, für seine Lieben, übrigbleibt. Eddi Dimant kann das nur bestätigen: „Familienzeit haben wir sonntags. Oder wenn ich krank bin“, meint er zwar lachend, aber dennoch nicht im Scherz. Denn: „Tobi und ich sind voll operativ tätig, bis zu sechs Tage in der Woche. Ich in der Küche, beim Catering, Tobi ist im Büro und im Service. Darum wissen wir, wie die Leute funktionieren – und wo Fehler im Restaurant liegen. Wenn du nur noch Chef und nicht mehr vor Ort bist, hast du keinen Bezug mehr zum Betrieb. Und keinen Bezug zu den Mitarbeitern.“

Aber wie wäre es dann mit ein bisschen leisertreten? Sich ein wenig zurücknehmen? Keine Option für Eddi Dimant. „Ich will nichts abgeben. Ich bin einer, der gerne mitentscheiden, der auch kreativ mitarbeiten möchte. Ich bin nicht der, der am Computer sitzt und Rechnungen schreibt. Ich bin der, der sehr gerne 15, 16 Stunden in der Küche steht.“ Die Schattenseite eines derartigen Engagements liegt auf der Hand: „Natürlich leiden die Kinder darunter extrem.“

Eddi Dimant versucht daher, seine Söhne auch in seine Arbeit einzubinden. „Wenn ich Zeit habe, kochen wir gemeinsam. Der Älteste ist mit elf Jahren sehr interessiert daran, was in der Küche passiert. Er versucht sogar, seine Teller selber anzurichten und fragt nach, wieso und warum ich etwas mache.“ Das einzige Problem: „Er hört nicht zu, was ich sage.“ Hier wächst offenbar – ganz, wie es sich für einen echten Familienbetrieb gehört – schon ein Nachfolger heran, oder? „Es ist zweischneidig: Einerseits würde ich mich freuen. Andererseits hätte ich schon Angst davor, dass er auch so einen intensiven Job ergreift.“

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Nach Corona hatte das Mochi die Karte geändert – zehn Tage lang. Die Gäste wollten die gewohnten Speisen wiederhaben

Reden, reden, reden

Eddi Dimant selbst hatte schon in der Schulzeit an­gefangen, im Gastgewerbe zu arbeiten. In einer kleinen ­Sushi-Bar begann die Karriere – gegen den Willen der Eltern. Die Mutter wusste als Krankenschwester, wie es ist, extreme Arbeitszeiten, geringe Bezahlung, keine Zeit für die Familie zu haben. Was den jetzigen Mochi-Chef damals schon nicht vom Weg abbrachte, ist heute nicht anders: „Ich würde es immer wieder so ­machen.“

Bekanntlich fliegen in vielen Familien jedoch schon die Fetzen, wenn man nicht so eng, so intensiv zusammenarbeitet. Wie kann das dann bei einem gemeinsamen Unternehmen funktionieren? „Jeder von uns hat seine eigenen Aufgaben“, erzählt Eddi Dimant. „Sandra kümmert sich um Social Media, das Design der Lokale und der Uniformen, Nicole um Buchhaltung und Personalagenden. Tobi hat das Budget und alles, was mit Zahlen zu tun hat, über. Ich kümmere mich um die Küche, die Restaurants, die Speisekarte. So hat jeder seine Aufgaben und wir kommen uns nie in die Quere.“ Nachsatz: „Ich könnte zum Beispiel mit Tobi niemals in der Küche arbeiten.“

Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – sind die beiden nach wie vor sehr gut befreundet. „So oft es geht, gehen wir gemeinsam essen oder fahren am Wochenende gemeinsam mit den Kindern weg“. Spannungen werden ausdiskutiert, man setzt sich ein Mal monatlich zu viert zusammen und bespricht unter acht Augen jegliche Probleme. „Und alles, was ein Problem werden könnte“, präzisiert Eddi Dimant.

Wenn du nicht vor Ort bist, hast du keinen Bezug mehr zum Betrieb.
Eddi Dimant und Tobi Müller arbeiten aktiv mit

So habe man beispielsweise gemeinsam einen Schlachtplan für den Fall einer neuerlichen Krise ähnlich der Corona-Pandemie entworfen. Das Ergebnis der regelmäßigen Gespräche: „Bisher haben wir uns noch nie so gestritten, dass einer von uns hinschmeißen wollte.“ Rund um die Kernfamilie gibt es allerdings noch andere Familienmitglieder in der Mochi World: die Mitarbeiter. Auch im Umgang mit ihnen wolle man familiär agieren, erzählt Dimant. „Wir haben in unseren Lokalen kaum Hierarchie, wir duzen uns alle. Wir gehen auch gemeinsam bouldern oder Fußball spielen.“ Im Mochi-Team spielen dann sogar seine Söhne mit, so der dreifache Vater – der trotz aller Benefits für seine Mitarbeiter allerdings auch von einem Hauptproblem der heutigen Zeit nicht verschont bleibt: dem Fachkräftemangel.

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„Ich könnte mit ihm niemals in der Küche arbeiten“, sagt Eddi Dimant über seinen besten Freund Tobi Müller

„Wir bekommen kaum gute Leute, kaum Bewerbungen. Am besten funktioniert derzeit noch Mundpropaganda, aber wenn wir Bewerbungen haben, dann meist mit übertriebenen Gehaltsvorstellungen. Selbst wenn wir dann bereit sind, diese Forderungen tatsächlich zu bezahlen, sieht man oft schon am ersten Arbeitstag, dass diese Person nicht dem entspricht, was wir uns vorstellen.“

Jeder von uns hat seine Aufgaben, so kommen wir uns nie in die Quere.
Eddi Dimant über die Zusammenarbeit mit Ehefrau und besten Freunden

Die Träume, die man vor diversen Krisen hatte, liegen daher aktuell auf Eis. Beispielsweise eine Yakitori-Bar zu eröffnen. Oder Fließband-Sushi. Insbesondere ihre Frauen seien es, die da zurückhaltender sind, erzählt Eddi Dimant. Und er ist geneigt, ihnen Recht zu geben. „Wir müssen das, was wir haben, erst mal wieder festigen. Bis die Wirtschaftslage für alle wieder besser wird. Dann werden wir schauen, was die Zukunft bringt.“

Veränderung wird es allerdings geben müssen. „Wir haben jetzt Speisen seit zehn Jahren drauf, weil die Gäste das so wollen.“ Trotzdem werde es demnächst neue Speisenkarten geben. Eddi Dimant: „Das Team muss sich weiterbilden – mit neuen Produkten. Weil uns viele andere kopieren. Da müssen wir in der heutigen Situation, der heutigen Wirtschaftslage noch hochwertigere Produkte anbieten, und dementsprechend die Preise anpassen, sonst wird es sehr schwierig, zu überleben.“ Wobei im Zusammenhang mit dem Mochi wohl ein Sinnspruch perfekt passt: „Die Familie ist wie ein Baum. Die Zweige mögen in alle Richtungen wachsen, doch die Wurzeln halten alles zusammen.“

MOCHI WORLD

2012 legten Eddi und Nicole Dimant, Tobi Müller und Sandra Jedliczka den Grundstein für ihre Mochi World mit einem Restaurant in der Wiener Praterstraße, benannt nach japanischen Klebreisbällchen, in dem sie die traditionelle Küche Japans mit internationalen Einflüssen verbinden. Ihre Philosophie: „Bei uns gibt es etwas für alle – für Oma, Papa, Enkelkind: Süßes, Gebackenes, Knuspriges. Die perfekte Mischung.“ Die Mochi-Familie besteht heute aus sechs Lokalen, einer Kochwerkstatt und einem Catering-Service.

mochi.at

 

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