So definierte Charles Schumann mit seiner Schumann’s Bar in München den Beruf des Barkeepers neu
Eigentlich wollte Charles Schumann ja nie eine Bar eröffnen. „Ich weiß nicht, wie ich mich dazu habe überreden lassen“, erinnert sich – oder eben auch nicht – die internationale Barkeeper-Ikone. Wie kein Zweiter jedenfalls prägte er von München aus einen ganzen Berufsstand – und erschuf mit seiner 1982 eröffneten Schumann’s American Bar den Prototyp des genauso mondänen wie geheimnisvollen, des genauso luxuriösen wie verruchten Moments am Tresen.
Bis heute ist für Charles Schumann die Bar dieser bisweilen rätselhafte Ort der (Selbst-)Inszenierung, der Sehnsucht und des Nachdenkens. Über sich, die Welt, was auch immer. Und irgendetwas hat Schumann wohl an sich, dass Menschen seine Faszination für das Tresengeschehen teilen.
Eigentlich wollte Charles Schumann ja nie eine Bar eröffnen. „Ich weiß nicht, wie ich mich dazu habe überreden lassen“, erinnert sich – oder eben auch nicht – die internationale Barkeeper-Ikone. Wie kein Zweiter jedenfalls prägte er von München aus einen ganzen Berufsstand – und erschuf mit seiner 1982 eröffneten Schumann’s American Bar den Prototyp des genauso mondänen wie geheimnisvollen, des genauso luxuriösen wie verruchten Moments am Tresen.
Bis heute ist für Charles Schumann die Bar dieser bisweilen rätselhafte Ort der (Selbst-)Inszenierung, der Sehnsucht und des Nachdenkens. Über sich, die Welt, was auch immer. Und irgendetwas hat Schumann wohl an sich, dass Menschen seine Faszination für das Tresengeschehen teilen.
Denn die Schumann’s Bar ist nicht nur in Deutschland Kult. Seit knapp 40 Jahren mittlerweile kommen Gäste aus allen Ecken der Welt angereist, um einmal in ihrem Leben „beim Schumann“ gewesen zu sein. Um die Cocktails geht es da schon lange nicht mehr. Zumindest nicht voranging. „Ich mag Cocktails nicht wirklich“, gesteht Schumann mit seiner ihm eigenen Nonchalance. Und doch: In der Mixologenszene ist er ein Säulenheiliger.
Nicht nur wegen seiner Colada-Kreationen wie des Swimmingpool oder des Flying Kangaroo. Sondern auch wegen seiner umtriebigen Neugierde, die ihn selbst im 80. Lebensjahr nicht stillhalten lässt. Mittlerweile gibt es neben dem charismatischsten aller Barkeeper nicht nur das (Ex-)Model und den Bestsellerautor, sondern auch den Gastronomen Schumann. Selbst, wenn er sich selbst nicht als solcher bezeichnet.
Vom Bundesgrenzschutz zum Striptease-Klub
„Plötzlich hatte ich also meine eigene Bar“, so Schumann. Er hatte davor – zur Finanzierung seines Studiums der Politik und Publizistik – in der Münchner Harry’s New York Bar gearbeitet und ging davon aus, dass er bald wieder weg ist aus der bayerischen Hauptstadt. Schließlich hatte er damals, mit knapp 40, bereits ein so ereignisreiches Leben hinter sich wie die meisten im doppelt so hohen Alter nicht.
Wir waren von Anfang an komplett überfordert.
Auch wenn die Schumann’s Bar nach fünf Jahren pleite war: Schumann dachte nie ans Aufhören
Vom Bundesgrenzschutzbeamten, Hotelfachschulabsolvierer und Koch in einer Hühnerbraterei an der Adria bis hin zum Leiter eines Stripteaseklubs in Spanien, Disco-Mitarbeiter in Südfrankreich und dem Personalchef einer Münchner Diskothek ließ Schumann nichts aus, was das Leben einem abenteuer- und lebenslustigen Springinsfeld so bietet. Nicht einmal das Abitur, das er nach seinen Vagabundenjahren nachholte. 1982 dann eben die Bar. „Wir waren von Anfang an vollkommen überfordert“, erinnert sich Schumann. Wir, das waren er und sein Geschäftspartner, der zu Beginn mit dabei war. „Nach fünf Jahren waren wir eigentlich pleite.“
Doch ans Aufhören dachte Schumann nie. Im Gegenteil. Was als Projekt ohne großen Enthusiasmus begonnen hatte, wurde immer mehr Schumanns formannehmendes Lebenswerk. Schumann ließ nicht locker, sondern stellte an sich den Anspruch, sich immer und ständig weiterzuentwickeln. „Wir haben es irgendwie auf die Reihe bekommen, aber es war sehr schwierig.“
Obwohl das große Geschäft nur mit den Einnahmen aus der Gastronomie wohl nicht ausgereicht hätte: „Ohne meine ganzen Werbeaufträge hätten wir das alles nie so lange gestemmt. Aber ich wusste eben immer, wie man ein gutes Erscheinungsbild von sich geben kann, wenn es darauf ankommt.“
Das Erstaunliche an dem Ganzen: Knapp nach der Jahrtausendwende setzt Schumann doch auf gastronomische Expansion. Und das mit einer Hellsichtigkeit, die vor allem im Nachhinein für Staunen sorgt. Ein Freund, ein guter Freund 2001 eröffnet Schumann eine neue Dependance in der Münchner Maffeistraße, die Schumann’s Tagesbar Fünfhöfe. „Nicht aus einer Notwendigkeit heraus, ich wollte einfach immer ein Café haben. Heute gibt es ja an jeder Ecke Cafés, aber damals gab es noch fast nichts.“ 2003 schließlich zog die bisherige Schumann’s Bar in die heutigen, größeren Räume am Odeonsplatz.
Alkohol ist dein Freund, wenn du gut mit ihm umgehst.
Charles Schumann lebt eben nach gesundheitsbewussten Prinzipien der Nächstenliebe
Das hingegen war sehr wohl eine Notwendigkeit. „Wir mussten aus dem Laden raus, weil unser Mietvertrag nicht verlängert wurde“, erklärt Schumann. „Einer der Vorbesitzer aber sagte mir, ich solle das nicht machen, weil man das mit dem vielen Platz nicht hinbekomme. Ich hab’s trotzdem gemacht.“ Und wie: Die klassische Bar wandelte sich langsam, aber sicher zu einer Restaurant-Bar, die bis heute zu den schillerndsten ihrer Art zählt. „Wenn wirklich wer das Bar-Konzept inklusive Essen erfunden hat, dann waren wir das.
Nicht umsonst schreibt der Gault Millau, dass es in der besten und bekanntesten Bar Deutschlands das beste Mittagessen gibt“, so Schumann. Teil der Schumann’s Restaurant-Bar ist außerdem das Camparino. Hier zeigt sich, dass der Gastronom Schumann den Barkeeper Schumann eben doch nie so ganz loswird. „Camparino ist die Kaffeebar für den Morgen und für den Mittag“, erklärt er.
Oder, wie es auf der Website heißt: „Ein Tresen, ein italienischer Barmann, ein Fernseher und ein paar internationale Zeitungen.“ Und weiter: „Der richtige Ort, um einen Cappuccino oder ein Glas Wein zu trinken und für ein paar Minuten seine Ruhe zu haben.“ 2013 erweiterte Schumann seinen Münchner Bar-Komplex um das Les Fleurs du Mal direkt über der Schumann’s Bar im ersten Stock. „Aber dort wird viel zu viel gegessen“, so der Hausherr frei Schnauze. „Die Leute sind da auf ihre Stammessen – immer noch viel zu viel Fleisch – so erpicht, dass es schwierig wird. Da kann man nur gegensteuern, indem man gewisse Dinge weglässt.“
Der Ursprungsgedanke der Les-Fleurs-du-Mal-Bar hingegen war weniger kulinarisch geprägt: Im separaten Raum, in dem eine neun Meter lange Platte aus einem einzigen Baum gefertigt wurde, nehmen die Gäste Platz und besprechen die Drinks, die sie gerne hätten, persönlich mit dem Barmann.
Dass Schumann dort zu viel gegessen wird, zeigt eben auch: Konzepte, die sich alle unter einem Dach vereinen, können auch schnell – im besten Sinne – ein Eigenleben entwickeln. Und genauso kann man als Gastronom eingreifen oder dieses Eigenleben zulassen. Essen hin oder her, für Charles Schumann steht fest: „Die Sehnsucht nach Alkohol ist weiterhin ungestillt. Meine Prognose: Wenn schon längst kein Fleisch mehr gegessen wird, wird immer noch Alkohol getrunken.
Ich sag immer: Alkohol ist dein Freund, wenn du gut mit ihm umgehst. Mit einem Freund muss man eben einfach gut umgehen. Sonst lässt man es am besten einfach ganz sein.“