Zu Besuch bei Robert van Straaten in der legendären Villa Belrose

Robert van Straaten ist seit über 20 Jahren Hoteldirektor der legendären Villa Belrose in Saint-Tropez. Warum der Mythos dieser sagenumwobenen Hafenstadt lebendiger ist denn je – und was ein Supermarkt-Discounter am Tegernsee damit zu tun hat.
September 14, 2021 | Text: Lucas Palm | Fotos: Althoff Collection

Saint-Tropez ist ohne Zweifel das berühmteste Dorf der Welt. Während hier 4000 Personen hauptwohnsitzgemeldet sind, strömen bis zu drei Millionen Touristen pro Sommersaison in das beschauliche Küstenstädtchen an der französischen Riviera, aus dem Ikonen der 1960er-Jahre wie Brigitte Bardot und Gunter Sachs einen zeitlosen Savoir-vivre-Mythos machten.

Robert van Straaten
Seit über 20 Jahren ist der mehrsprachige Holländer Robert van Straaten Direktor der sagenumwobenen Villa Belrose in Saint-Tropez.

Lediglich das Kopfsteinpflaster in den kleinen Gassen des Viertels La Ponche erinnert an die Vergangenheit als rustikales Fischerdorf.

Saint-Tropez ist ohne Zweifel das berühmteste Dorf der Welt. Während hier 4000 Personen hauptwohnsitzgemeldet sind, strömen bis zu drei Millionen Touristen pro Sommersaison in das beschauliche Küstenstädtchen an der französischen Riviera, aus dem Ikonen der 1960er-Jahre wie Brigitte Bardot und Gunter Sachs einen zeitlosen Savoir-vivre-Mythos machten.

Robert van Straaten
Seit über 20 Jahren ist der mehrsprachige Holländer Robert van Straaten Direktor der sagenumwobenen Villa Belrose in Saint-Tropez.

Lediglich das Kopfsteinpflaster in den kleinen Gassen des Viertels La Ponche erinnert an die Vergangenheit als rustikales Fischerdorf. Und doch: Während im Hafen mehr Jachten von Multimilliardären stehen als Fischerboote, hat Saint-Tropez es irgendwie geschafft, ein typisch südfranzösisches Dörfchen zu bleiben. „Die Welt verändert sich unentwegt, aber Saint-Tropez bleibt Saint-Tropez“, sagt einer, der es wissen muss: Robert van Straaten ist seit über 20 Jahren Direktor der Villa Belrose. Das Luxushotel auf einem der wohl malerischsten Hügel dieses idyllischen Fleckchens Erde ist weniger Bühne des Jetsets als vielmehr Rückzugsort für jene, die ihren, nun ja, Reichtum nicht an vorderster Hafenfront inszenieren möchten.

Die deutsche Industriefamilie Quandt steigt hier ab, Mitglieder des englischen Königshauses genauso, ganz zu schweigen von CEOs und Großaktionären weltweiter Großkonzerne. Jedenfalls: Was Robert van Straaten zusammen mit der Althoff-Gruppe in den vergangenen drei Jahrzehnten hier aufgebaut hat, gehört ohne Zweifel zur absoluten Champions League im 5-Sterne-Segment. Wie schafft man das in dieser sonst so schnelllebigen Welt? Und wer ist er, dieser hochgewachsene Niederländer, der mit gerade einmal 32 Hoteldirektor eines so prestigeträchtigen Hauses wie der Villa Belrose wurde?

Erfolgsgeheimnis Karriereplan?

In der Schweiz geboren, wuchs van Straaten in den Niederlanden als Sohn eines kochfreudigen Vaters auf. „Es gab immer wieder große Abendessen bei uns“, erinnert sich der lang gediente Hoteldirektor, der während dieser Abendessen den Service übernahm. „Wie es damals vielleicht noch etwas üblicher war, ging ich außerdem mit meinen Eltern regelmäßig ins Theater. Dafür hat man sich in Schale geworfen, verbrachte einen schönen Abend – und ging danach meist noch Abend essen. Ich würde sagen, dass so meine Liebe für die Gastronomie angefangen hat.“ Für den jungen Robert stand fest: Er will in die Gastronomie.

Robert van Straaten
Robert van Straaten wurde mit 32 Direktor der renommierten Villa Belrose – und machte das Haus zu einem der angesehensten in der legendären Bucht von Saint-Tropez.

Seine Eltern schrieben ihn auf eine einjährige Hotelfachschule am bayrischen Tegernsee ein, die vor ein paar Jahren durch einen Supermarkt-Discounter ersetzt worden ist. „Es war so etwas wie ein Hineinschnuppern in diese Branche. Und nachdem meine Lust auf Hotellerie nach diesem einen Jahr weiter ungebrochen war, ging ich zurück nach Holland und machte in Den Haag eine vierjährige Ausbildung als Hotelfachmann.“ Das letzte Jahr war für zwei Praktika vorgesehen, von denen der Ex-Tegernseer, der mit Deutschkenntnissen aufwartete, eines in Stuttgart machte. „Dort hatte ich das große Glück, dass ich in einem sehr erfahrenen Team eingebettet war. Das heißt, ich konnte extrem viel lernen.“

Das war nicht unbedingt mein Steckenpferd, aber was ich dort gelernt habe, war unglaublich wichtig für meine Karriere.
Robert van Straaten über sein Intermezzo in der Buchhaltung

Kein Wunder also, dass der lernhungrige Anfänger auch nach dem Ende seiner Ausbildung dort blieb. Zwei Jahre lang arbeitete er dort als Assistent „in der Wirtschaft“, wie es früher hieß, also im Backoffice, wie man es heute nennen würde. Als van Straaten weiterziehen wollte, kontaktierte ihn Kurt Wagner, damals Direktor des – mittlerweile geschlossenen – Schlosshotels Lerbach in Bergisch-Gladbach und bis vor Kurzem noch Hoteldirektor des renommierten Grandhotels Schloss Bensberg.

Robert van Straaten
Große Lage: Die felsige Anhöhe von Gassin bietet den Gästen des Hotels Belrose ein einzigartiges Panorama über den Mythos Saint-Tropez – neben einer unwiderstehlichen Nähe zum Meer, die verführerischer nicht sein könnte.

„Das Interessante an diesem Haus damals war, dass es wirklich im Kommen war, auch in kulinarischer Hinsicht. Wir hatten ja Dieter Müller als Spitzenkoch, der 1996 seinen dritten Stern erhielt.“ Vier Jahre, von 1994 bis 1998, arbeitete van Straaten im prestigeträchtigen Luxushotel, zuletzt als Assistant F&B Manager. „Schließlich kam Thomas Althoff persönlich auf mich zu, nahm mich unter seine Fittiche und arbeitete mit mir einen Karriereplan aus.“ Van Straaten war damals einer der Ersten, mit denen ein solcher Plan entworfen wurde. Und man fragt sich, warum dieses Konzept, das die Althoff-Gruppe mittlerweile mit all ihren Mitarbeitern umsetzt, in der vom Fachkräftemangel so gebeutelten Branche nicht verbreiteter ist. Schließlich sagt auch van Straaten, dass es genau diese vorausblickende, proaktive Karriereförderung vonseiten Thomas Althoffs es war, die ihn seit 27 Jahren in der Althoff-Gruppe hält.

Die Welt hat sich verändert, ja. Aber nicht dieser Ort. Saint-Tropez bleibt Saint-Tropez.
Robert van Straaten über die DNA des Mythos Saint-Tropez

Althoffs Vertrauensmann

Und wie es dann, nach der Zeit in Lerbach, für Robert van Straaten weiterging, davon hatte Thomas Althoff offenbar eine ziemlich genaue Vorstellung. „Ich habe da ein Haus in Südfrankreich“ – mit diesen Worten begann für van Straaten das lebensentscheidende Kapitel jenseits der Alpen. Als weltgewandter Holländer mit hochtrabenden Karriereplänen in der Hotelbranche konnte van Straaten damals schon mit beeindruckenden Sprachkenntnissen aufwarten. Und nachdem in der deutschsprachigen Althoff-Gruppe die wenigsten so gut Französisch sprachen wie er – der darüber hinaus druckreifes Deutsch spricht –, entsandte Thomas Althoff höchstpersönlich seinen neuen Schützling in das Hotel Vista Palace nach Roquebrune- Cap-Martin.

Die Saison 1998 verbrachte van Straaten dort am Empfang – und ging danach nach kurzer Zeit zurück nach Deutschland, um drei Monate in der Buchhaltung zu arbeiten. „Das war nicht unbedingt mein Steckenpferd, aber was ich dort gelernt habe, war unglaublich wichtig für meine Karriere.“ Zurück in Roquebrune-Cap-Martin, stieg van Straaten nach wenigen Monaten zum stellvertretenden Hoteldirektor auf. Eine Position, die eher unerwartet kam – und im Karriereplan gar nicht vorgesehen war.

Jedenfalls: Althoff war zu diesem Zeitpunkt vollends überzeugt, dass mit van Straaten ein Topmann am Werk war. Als die Stelle des Hoteldirektors in der unweit gelegenen Villa Belrose neu besetzt werden musste, zögerte der einflussreiche Hotelier nicht lange. „Auch oder gerade weil das eine Entscheidung mit viel Courage war, die Thomas Althoff damit gefällt hatte“, erinnert er sich heute. „Einen kleinen Holländer mit 32 Jahren als Direktor der Villa Belrose zu engagieren, das war schon ein Ding.“

Robert van Straaten
Luxus, das bedeutet in Saint-Tropez eben auch: Grünflächen, die nicht wie an anderen Tourismus-Hotspots mit Hotelbaracken zugekleistert werden.

Bis 2005 verantwortete er zusätzlich zur prestigeträchtigen Villa auch weiterhin die Geschicke des Hotels Vista Palace, das seither – „aus verschiedenen Gründen“ – nicht mehr zur Althoff-Gruppe gehört. Stattdessen wartete  im Oktober desselben Jahres ein nicht minder prestigeträchtiges Projekt auf Althoffs Vertrauensmann: die Eröffnung des heute berühmt-berüchtigten Seehotels Überfahrt am Tegernsee.Während vier Monaten sorgt van Straaten dafür, dass die Althoff-Corporate-Identity am Tegernsee auf allen Ebenen Einzug erhält, überlegt sogar kurz, wenn auch sehr kurz, im schönen Bayern zu bleiben – aber kehrt voller Tatendrang zurück nach Saint-Tropez, in die Villa Belrose, wo es mehr als genug zu tun gibt. Und von wo van Straaten bis heute einfach nicht mehr wegkommt.

Thomas Althoffs Entscheidung war sehr mutig. Einen kleinen Holländer von 32 Jahren als Direktor eines solchen Hauses zu engagieren, das war schon ein Ding.
Robert van Straaten über die Entscheidung seines Förderers, ihn zum Direktor der Villa Belrose zu machen

Was also macht die Magie von Saint-Tropez aus – abgesehen davon, dass das berühmteste Dorf der Welt sich so wenig verändert hat? „Es ist eine nach wie vor wenig bebaute Bucht. Es gibt immer noch erstaunlich viele Grünflächen, die auch in Zukunft nicht bebaut werden dürfen. Und fährt man ein paar Minuten aus dem Dorf, ist man bereits mitten auf dem Land, inmitten von mittelalterlichen Dörfchen, Weingütern, Schluchten“, erklärt van Straaten. Wer ihm zuhört, weiß jedenfalls: Dieser Mann ist nach Saint-Tropez gekommen, um zu bleiben. Zum Glück.

www.althoffcollection.com/de/althoff-villa-belrose

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