Artur Lupashko: Hotelier des Friedens
Was macht ein Hotelier, wenn im eigenen Land plötzlich Krieg ausbricht? Es ist eine Frage, die kein Mensch für sich beantworten möchte. Es ist aber eine Frage, die Artur Lupashko für sich beantworten muss. Seit fast einem Jahr jeden Tag. Schließlich ist der junge Unternehmer einer der erfolgreichsten Hoteliers in der Ukraine. Ein Mann mit großen Plänen. Mit Träumen, die kein Krieg zerstören kann. Aber am besten wir lassen den aktuell wohl unorthodoxesten und zwangsläufig kreativsten Hotelier Europas selbst erzählen. Und zwar von Anfang an.
26 Hotels mit 32 Jahren
„Ich bin im Alter von 22 Jahren zum Gastro- und Hotelgewerbe gekommen. Eigentlich durch Zufall“, sagt Artur Lupashko. Und fügt lachend hinzu: „Hätte ich früher begonnen, hätte ich bestimmt noch mehr coole Projekte umsetzen können.“ Dabei kann sich die Erfolgsbilanz des 32-Jährigen auch so mehr als sehen lassen. 26 Hotels hat sein Unternehmen innerhalb der vergangenen sieben Jahre in der Ukraine eröffnet. Angefangen von Business und Aparthotels wie dem Wol 121 bis hin zu Strand- oder Skihotels wie dem Ribas Karpaty.
Was macht ein Hotelier, wenn im eigenen Land plötzlich Krieg ausbricht? Es ist eine Frage, die kein Mensch für sich beantworten möchte. Es ist aber eine Frage, die Artur Lupashko für sich beantworten muss. Seit fast einem Jahr jeden Tag. Schließlich ist der junge Unternehmer einer der erfolgreichsten Hoteliers in der Ukraine. Ein Mann mit großen Plänen. Mit Träumen, die kein Krieg zerstören kann. Aber am besten wir lassen den aktuell wohl unorthodoxesten und zwangsläufig kreativsten Hotelier Europas selbst erzählen. Und zwar von Anfang an.
26 Hotels mit 32 Jahren
„Ich bin im Alter von 22 Jahren zum Gastro- und Hotelgewerbe gekommen. Eigentlich durch Zufall“, sagt Artur Lupashko. Und fügt lachend hinzu: „Hätte ich früher begonnen, hätte ich bestimmt noch mehr coole Projekte umsetzen können.“ Dabei kann sich die Erfolgsbilanz des 32-Jährigen auch so mehr als sehen lassen. 26 Hotels hat sein Unternehmen innerhalb der vergangenen sieben Jahre in der Ukraine eröffnet. Angefangen von Business und Aparthotels wie dem Wol 121 bis hin zu Strand- oder Skihotels wie dem Ribas Karpaty.
Allein im Vorjahr, im Jahr vor dem Krieg, verzeichnete seine Ribas Hotels Group acht Millionen Dollar Gewinn und damit um fünf Millionen Dollar mehr als im Jahr zuvor. All das trotz – oder gerade wegen – der Pandemie und der Einschränkungen im Reiseverkehr. Diese hatten nämlich ähnlich wie in Deutschland und Österreich viele Ukrainer dazu bewogen, Urlaub im Heimatland zu machen. Die Zeichen für 2022 standen also gut. Richtig gut sogar. Gerade hatte man das Hotel Helios der gehobenen Klasse im Skiort Bukovel eröffnet. Weitere Projekte waren in der Pipeline, standen kurz vor ihrer Realisierung.
Statt Touristen beherbergen meine Hotels heute eben Vertriebene.
Artur Lupashko über die aktuelle Situation
Doch dann kam alles anders. Plötzlich marschierten russische Truppen in der Ukraine ein. Und von einem Tag auf den anderen herrschte Krieg. Für Artur Lupashko ein Schock, keine Frage. Aber keineswegs ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Er sagt mit fester Stimme: „Wenn sich mir ein Hindernis in den Weg stellt, arbeite ich einfach weiter. Ich versuche das Problem anders anzugehen, auf eine andere Art und Weise, mit anderem Werkzeug und anderen Ressourcen und mache so aus der Niederlage einen Erfolg.“ Warum sollte er das in Anbetracht des Krieges anders sehen?
Hilfe für all jene, die um Hilfe bitten
So habe sich auch an seinem Arbeitsalltag gar nicht so viel verändert, wie man als Außenstehender vielleicht glauben könnte, erzählt der unerschrockene Geschäftsmann. Er gehe jeden Tag in sein Büro in Odessa, um an neuen Projekten zu arbeiten. Immerhin sind aktuell 19 Hotels, Apartments sowie Glamping Parks in der Ukraine, aber auch in Polen, in Planung oder stehen kurz vor ihrer Eröffnung. Wobei der Fokus des Unternehmens auf der Entwicklung neuer Anlagen liegt. Das fängt bei der Auswahl der richtigen Standorte an und reicht vom Entwurf und dem Design über den Bau bis hin zum Marketing und dem dazugehörigen Management.
Größter Unterschied zur Zeit vor dem russischen Überfall: Statt Touristen beherbergt Artur Lupashko in seinen Hotels nun eben Vertriebene. Solche, die alles verloren haben und in einem seiner Ribas Hotels Unterschlupf suchen. Und finden. Aber auch jene, die nur ein paar Tage bleiben, bevor sie in andere Gebiete oder Länder weiterreisen, sind willkommen. „Wir helfen jedem, der uns um Hilfe bittet. Das gilt auch für meine 570 Mitarbeiter.
Manche von ihnen sind noch hier, andere haben das Land verlassen oder sind der Armee beigetreten. Wir unterstützen sie, indem wir versuchen, so viele unserer Hotels wie möglich geöffnet zu halten. Damit sie arbeiten und Geld verdienen können oder einen Job haben, wenn sie aus dem Krieg oder von der Flucht zurückkehren.“
Von der Bau- in die Hotelbranche
Aber: Wie kam es überhaupt dazu, dass der 32-Jährige heute über solch grenzüberschreitende Hilfen nachdenken kann? Vor zehn Jahren kam er zum ersten Mal mit der Hotelbranche in Berührung. Sein unternehmerisches Talent zeigte sich jedoch schon zu Schulzeiten. Damals engagierte er sich als Schulsprecher und brachte die Schülerzeitung heraus. Später, während seines Studiums, verkaufte er unter anderem Kaffeemaschinen, um sich etwas dazuzuverdienen.
Seine wahre Berufung fand der Ukrainer, der aus einer Bauunternehmerfamilie stammt, aber im Jahr 2012 auf einer Baustelle in Zakota. „Ich hatte damals bereits Erfahrung im Marketing und Management gesammelt und las gerade das Buch ‚Vier Jahreszeiten: Die Geschichte einer Geschäftsphilosophie‘ von Isadore Sharp, dem Gründer der Hotelkette Four Seasons.
Davon beflügelt und inspiriert, bot ich dem Bauherrn an, seinem Hotel, das nur noch Verluste einbrachte, zum Erfolg zu verhelfen.“ Der Hotelbesitzer willigte ein: Der 22-Jährige hielt sein Wort. Er übernahm das Marketing und das Management und schaffte es so, den Gewinn des Hotels innerhalb eines Jahres zu verdreifachen. Im Jahr darauf bot der angehende Hotelier auch den vier benachbarten Hotels seine Dienste an.
Ganz genau betrachtet
2014, in jenem Jahr, in dem der prorussische Präsident der Ukraine gestürzt und kurz darauf die Krim besetzt wurde, eröffnete Artur Lupashko schließlich gemeinsam mit einem kleinen Team das erste Ribas Hotel. Es war winzig, hatte nur sechs Zimmer und lag in der Deribasovskaya Straße, im Herzen von Odessa. Das Motto, das er für das Hotel wählte, lautete ‚Gründerväter von Odessa‘. Jedes Zimmer war einem von ihnen gewidmet. „Ich vergleiche meine Vorgehensweise gerne mit einem Fernglas. Wenn man durch das Fernglas in die Ferne blickt, muss eine langfristige Strategie, ein Ziel erkennbar sein. Dreht man dieses jedoch um und betrachtet alles quasi durch eine Lupe, zählen die Details: die perfekte Vase, der dazu passende Aschenbecher oder die richtige Farbe der Glühbirnen.“
Es ist wie mit einem Fernglas: Man kann Weit blicken, aber auch eine Lupe daraus machen.
Artur Lupashko über seine Herangehensweise an Hotel-Projekte
Es ist ein Prinzip, das er noch heute anwendet und das vielleicht sogar das Geheimnis seines Erfolges ist. Wobei er sich nicht davor scheut, Grenzen zu überschreiten und Neuland zu betreten. „Was unsere Hotels in der Ukraine einzigartig macht, ist, dass wir uns nicht daran orientieren, wie es früher war und wie es in anderen Hotels gemacht wird, sondern an unseren Gästen. Deshalb versuchen wir ganz genau hinzuhören und bemühen uns, ihre Wünsche umzusetzen.“ Schließlich müsse ein Hotel im 21. Jahrhundert mehr zu bieten haben als warmes Wasser und ein bequemes Bett. Vielmehr gehe es um Emotionen, die den Aufenthalt unvergesslich machen.
Jedes Hotel ein Unikat
Besonderes Augenmerk legt Artur Lupashko daher nicht nur auf den Service, sondern auch auf die Designs seiner Hotels. So gleicht keines seiner Häuser dem anderen, weder was den Stil noch was die Architektur oder die verwendeten Baumaterialien angeht. Inspirationen findet der junge Ukrainer auf Reisen. Allein, derzeit ist er durch den Krieg an die Grenzen seines Heimatlandes gebunden. Seine Lösung: Reisen, die im Kopf stattfinden. „Wenn man ein Smartphone und einen Internetzugang hat, hat man die gleichen Chancen wie alle anderen und kann auch von zuhause aus Dinge sehen, Neues lernen und Ideen sammeln“, sagt er.
Und so liegt es auf der Hand, dass sich sein langfristiges Ziel keineswegs auf die Ukraine beschränkt oder gar auf Europa. Artur Lupashko möchte die Nummer eins werden – weltweit. Und überall auf dem blauen Planeten Hotels mit unterschiedlichen Qualitätsstandards errichten. Vor allem aber soll allen ein Geist innewohnen: Es müssen Hotels sein, die jegliche Krisen überstehen können.
„So wie auch mein Heimatland diesen Krieg überstehen wird“, sagt er. Es sind vielleicht diese Visionen, die Lupashko täglich dazu motivieren, weiterzumachen. Und so wundert es gar nicht, dass der Mann auch eine fixe Vorstellung einer rosigen Zukunft hat: „Das Leben nach dem Krieg wird wunderbar sein“, prophezeit er. „Die Ukraine wird auf der ganzen Welt dafür bekannt sein, ein Land mit einer florierenden Wirtschaft und starken, mutigen Einwohnern zu sein. Die Ukraine wird am Ende siegen, davon bin ich überzeugt.“ Und dann wird er in seinen Hotels all jene begrüßen, die sich davon überzeugen werden wollen.