Der Mythos Caesar Salad. Viele amerikanische Restaurantinhaber behaupten, der Salat wäre eine Erfindung ihrer Vorfahren oder Vorgänger. Andere sind der Meinung, der große Julius Caesar selbst habe vor Tausenden von Jahren die Speise erfunden – oder erfinden lassen.
Doch nichts davon stimmt. Denn der wahre Ursprung des Salats findet sich in … Österreich!
Der Mythos Caesar Salad. Viele amerikanische Restaurantinhaber behaupten, der Salat wäre eine Erfindung ihrer Vorfahren oder Vorgänger. Andere sind der Meinung, der große Julius Caesar selbst habe vor Tausenden von Jahren die Speise erfunden – oder erfinden lassen.
Doch nichts davon stimmt. Denn der wahre Ursprung des Salats findet sich in … Österreich!
Die Geschichte des Caesar Salads ist dunkel und brutal. Die Leibspeise vieler Amerikaner:innen ist in einer Krisensituation entstanden. Im Schatten des Ersten Weltkriegs.
Als 1914 Österreich-Ungarn an der Seite des Deutschen Reichs in den großen Krieg zog, mussten die Italiener, die im Frontgebiet lebten, ihre Heimat verlassen. So auch die italienische Familie Santini.
Gleich wie 12.000 andere Flüchtlinge kamen sie in eine «Sammelunterkunft» – ein Flüchtlingslager mit Holzbaracken – ins oberösterreichische Braunau. Der Ort, an dem 1889 auch ein gewisser Adolf Hitler das Licht der Welt erblickte.
Die Entstehung des Caesar Salads
Nachdem ihr Mann Emilio in den Krieg geschickt wurde, flüchtete Bice Santini mit ihren fünf Kindern 1915 in das Flüchtlingslager.
An Essen zu kommen war eine große Herausforderung für die junge Mutter. Mit den Mitteln, die ihr vor Ort zur Verfügung standen, musste Santini kreativ werden. So verwendete sie immer wieder Salat aus dem Garten des Lagers, trockenes Brot und Öl, das ihr zur Verfügung standen sowie Essig und Käse und mischte daraus eine Speise für ihre Kinder.
Der Weg zur Beliebtheit
1924 rekrutierte die mexikanische Regierung ein paar Hunderte Italiener, um La Estanzuela zu besiedeln – laut Staatsoberhaupt ein fruchtbares Land.
Der damals 21-jährige Sohn von Bice Santini, Livio, ergriff die Chance und wanderte aus. Vor Ort in Mexiko wurde er jedoch schwer enttäuscht, das Land war alles andere als fruchtbar.
Santini machte sich auf den Weg Richtung USA, die aber die Grenzen dicht gemacht hatten und strandete in Tijuana.
Tijuana, heute eine der gefährlichsten Städte der Welt, war damals ein kleines Nest mit 5.000 Einwohnern und hatte etwas, das Amerikaner:innen besonders anzog: Alkohol.
Livio Santini begann in der Stadt als Tellerwäscher seine Brötchen zu verdienen und durfte nach einer Zeit als Hilfskoch im beliebten Restaurant von Cesare Cardini arbeiten.
Cardini kam auch von Italien nach Mexiko, Santini soll sich mit ihm gleich verbunden gefühlt haben, wie der Historiker Renzo Tommasi in einem Interview 1995 von seiner Familie erfahren hat.
Wie das Gericht berühmt wurde
Tommasi erfuhr im Gespräch von Santinis Frau Estrella, dass ihr Mann einmal aus Nostalgie den «Salat» seiner Mutter in Caesars Küche zubereitet hat. Eine wohlhabende Amerikanerin kostete die Speise und erkannte ihr Potential. Fortan bestellte sie den Salat regelmäßig, sodass er auf die Speisekarte von Caesar’s Restaurant kam.
Tommasi zitiert in seinem Buch Santinis Frau:
„Dann übertrug man ihm die Verantwortung für die Zubereitung von Salaten. Zu dieser Zeit gab es große amerikanische Händler, die Partien kubanischen Zuckers kauften. Eines Tages kam die Frau eines dieser Händler in die Küche und bat Livio, ihr etwas Leichtes zu machen, und mein Mann machte ihr einen Salat, den seine Mutter in Braunau gemacht hatte. Er erinnerte sich, dass es viel Salat und hartes Brot gab, das sie nicht wegwarfen, und ein kleines Stück Käse. (…) Natürlich konnten sie ihn nicht Livio Santini nennen, sie nannten ihn Ensalada Cesar, nach dem Namen des Restaurants.“
So entstand das Gerücht, dass ein Italiener namens Cesare Cardini in Mexiko den Caesar Salad erfunden hat. Dabei ist die wahre Erfinderin Bice Santini.
Der Caesar Salad, eine amerikanische Nationalspeise, die vor über hundert Jahren eine verzweifelte Mutter in der Not des Ersten Weltkriegs im kleinen Braunau am Inn ins Leben gerufen hat.
