Das Shangri La Debakel – Warum der Ausstieg kam

In letzter Minute sprang Shangri La vom geplanten Luxusprojekt in Wien ab. Das Hotel ist fertig, doch nun ist kein Betreiber in Sicht. ROLLING PIN befragte Insider zum großen Hotelskandal und erhielt erstaunliche Antworten.
November 13, 2015

Fotos: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com, Werner Krug
Joachim Gradwohl

Knapp 180 Mitarbeiter waren schon engagiert (wenn auch die meisten in der Probezeit), mit Joachim Gradwohl hätte einer der besten österreichischen Köche internationale Gourmets beglücken sollen. Selbst er hat nur einen Tag vor dem offiziellen Aus vom Rückzug der „Shangri-La“-Gruppe erfahren. Das Luxushotel am Wiener Schubertring wurde vom Bauträger komplett fertiggestellt, einem Vollbetrieb steht nur mehr im Wege, dass es keinen Betreiber gibt.

War der Ausstieg vorprogrammiert?

Auch wenn sich alle vom „Shangri-La“-Ausstieg überrascht zeigten – Insidern zufolge soll sich der Rückzug schon Wochen zuvor abgezeichnet haben. Der Grund sei die neue Ausrichtung der weltweit tätigen Gruppe, für die Europa in den Zukunftsentscheidungen keine große Rolle mehr spielen dürfte. Projekte in London und Paris stottern ebenfalls vor sich hin. Zudem soll das Führungsteam, das die Verträge in Wien ausverhandelt hat, mittlerweile ausgetauscht worden sein.

Wien sei für Hotelbetreiber zudem ein schwieriges Pflaster, da zwar Luxushotels vorhanden wären, die Zimmerpreise im Vergleich mit anderen internationalen Großstädten jedoch am Boden sind. Weiterhin in der Pipeline steht ja auch der geplante Umbau des Palais Schwarzenberg zu einem Luxushotel. Dahinter steht die „JJW“-Gruppe des Scheichs Bin Al Jaber, der in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik stand und dem unterstellt wird, dass er nicht zahlungsfähig bzw. zahlungswillig sei.

Delle für „Shangri La“

Unterdessen hat auch die Marke „Shangri La“ selbst eine schwere Delle abbekommen. „Wie mit Mitarbeitern, selbst aus der Führungsetage, umgegangen wurde, ist letztklassig. Rechtlich wurde zwar alles korrekt über die Bühne gebracht, aber es gab kein weiteres Entgegenkommen. Viele von uns sind extra für dieses Projekt nach Wien gezogen. Nun stehen wir ohne den Job da“, sagt eine jener Mitarbeiterinnen zu ROLLING PIN, die fix mit dem Engagement gerechnet hatte. Der Tenor geht sogar soweit, dass viele die Entscheidung getroffen haben, kein Verhältnis mehr mit er „Shangri-La“-Gruppe einzugehen. Auch Gradwohl sagt: „Mir tut es vor allem leid für die Mitarbeiter. Sie waren mit enormem Einsatz bei der Sache.“

Dem Vernehmen nach soll das Interesse am fertiggestellten Objekt seitens anderer Betreiber jedoch groß sein. Gradwohl selbst hat sich komplett zurückgezogen: „Ich will dazu einmal gar nichts mehr sagen. Natürlich bin ich enttäuscht.“ Die Vertragskündigung des vermeintlichen Betreibers mit dem Bauherren wird indes wohl bei einem Schiedsverfahren in der Schweiz geklärt werden.

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