Corona-Virus: Verliert Frankreich seine Sternerestaurants?
Coronabedingte Gastrorevolution?
Weltweite coronabedingte Zwangssperren haben vielen Fachleuten aus der Gastronomie die Möglichkeit gegeben, ihre Grundwerte zu reflektieren, neu zusammenzustellen und sich wieder mit ihnen zu verbinden. Vielleicht war das in der Restaurantbranche am offensichtlichsten, in welcher viele Köche und Gastronomen ihre ursprünglichen Geschäftsmodelle verwarfen und kreativ werden mussten, um wirtschaftlich zu überleben.
Rückgabe der hart erkämpften Sterne
Noch bevor die Corona-Virus-Pandemie die Restaurantbranche erfasste, gab es bereits einige hochkarätige Fälle, in denen französische Köche ihre Michelin-Sterne zurückgaben, darunter Sebastian Bras und Marc Veryat. Doch nun genügt ein Blick in die französischen Spitzenküchen, um eines klar zu wissen: Kein Stern bleibt demnächst auf dem anderen.
Aus und vorbei mit dem Sternefirlefanz
Der französische Küchenchef Gilles Tournadre gab auf France Bleu Normandie bekannt, dass er Ende des Jahres die beiden Michelin-Sterne seines Restaurants Gill zurückgeben wird. Grund dafür sei nicht zuletzt die Sperrung seines Restaurants während der Corona-Virus-Pandemie. «Mit meiner Frau haben wir gesehen, dass wir ein bisschen wie alle anderen leben können. Wir haben uns und unser Zuhause wiederentdeckt», sagt er.
Der Küchenchef aus Rouen in der Normandie wird nicht das Handtuch werfen, sondern stattdessen ein kleines, schickes Restaurant eröffnen, wo Snacks serviert werden. Das entspreche seiner neuen Philosophie des weniger stressigen Kochens. Der Trend des sogenannten casual fine dine, auch unter dem Phänomen namens Bistronomie bekannt, zieht also immer weitere Kreise. «Ich denke, dass in unserem Beruf viele Köche darauf zurückkommen wollen», sagte Tournadre.
Zwanglose Herangehensweise an das Kochen
Alexandre Bourdas, ein weiterer französischer Koch aus der Normandie, traf im vergangenen Monat ebenfalls die Entscheidung, die zwei Sterne für sein SaQuaNa-Restaurant in Honfleur zurückzugeben. Er will den Fokus stattdessen auf eine zugänglichere und ungezwungenere Art des Kochens legen, wie Fine Dining Lovers berichtet.
«Die Welt verändert sich. Wir beginnen bereits, die Notwendigkeit von Flugzeugen und so weiter in Frage zu stellen. Ich möchte im Einklang mit dem sein, was ich tue, um die Küche anzubieten, die ich liebe, die ich für meine Freunde zu erschwinglichen Preisen koche. Außerdem wollte ich mich nicht in ungewisse wirtschaftliche Umstände wagen. Wir hatten das Glück, diese Krise ohne Probleme zu überstehen“, gibt der Küchenchef gegenüber der Zeitung Le Parisien an.
Wird die französische Gastronomie also doch nicht so unbeschadet aus der Coronona-Krise hervorgehen, wie es kürzlich der charismatische Shootingstar aus Paris Frédéric Anton verkündete?
Was es mit dem Bistronomie-Trend genau auf sich hat, lest ihr hier.