Weinkarte: Friaul
Illustration: Anna Spindler
Es war einmal … der Rotwein. Und zwar in den 60er-Jahren, als im Weinbaugebiet Friaul-Julisch Venetien im Nordosten Italiens zum Großteil Merlot angebaut wurde. In großen Mengen und von eher mittelmäßiger Qualität. Heute überzeugen auch die Rotweine, vorwiegend aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot noir, aber auch aus den gebietstypischen, sprich autochtonen Rebsorten wie Pignolo oder Refosco gekeltert, mit feiner Aromatik und Balance.
Gelungene Fortsetzung
Teil zwei des Friulaner Weinmärchens ist weiß. Die Weißweine der Region zählen dabei mitunter zu den besten Gewächsen weltweit. Hier dominieren der Friulano (noch vor dem EU-Rechtsstreit mit Ungarn auch als Tokaj Friulano bekannt), sowie der Pinot Grigio gefolgt von Sauvignon blanc, Pinot bianco, Chardonnay und Co., was die internationalen Rebsorten betrifft. Aber
Illustration: Anna Spindler
Es war einmal … der Rotwein. Und zwar in den 60er-Jahren, als im Weinbaugebiet Friaul-Julisch Venetien im Nordosten Italiens zum Großteil Merlot angebaut wurde. In großen Mengen und von eher mittelmäßiger Qualität. Heute überzeugen auch die Rotweine, vorwiegend aus Merlot, Cabernet Sauvignon, Pinot noir, aber auch aus den gebietstypischen, sprich autochtonen Rebsorten wie Pignolo oder Refosco gekeltert, mit feiner Aromatik und Balance.
Gelungene Fortsetzung
Teil zwei des Friulaner Weinmärchens ist weiß. Die Weißweine der Region zählen dabei mitunter zu den besten Gewächsen weltweit. Hier dominieren der Friulano (noch vor dem EU-Rechtsstreit mit Ungarn auch als Tokaj Friulano bekannt), sowie der Pinot Grigio gefolgt von Sauvignon blanc, Pinot bianco, Chardonnay und Co., was die internationalen Rebsorten betrifft. Aber auch der gebiebtstypische Ribolla Gialla versetzt Weinfans in Verzücken. Teil drei der vinophilen Erfolgsgeschichte Friauls ist nach klassischen Weinmaßstäben weder Fisch noch Fleisch. Sondern Orange. Weißwein wie Rotwein gekeltert, also auf der Maische vergoren. Diese überzeugen als Konsequenz daraus wie auch durch die verschiedenen Ausbauarten von Holzfass bis hin zur Amphore mit einer gänzlich anderen Aromatik, als sie der Weintrinker von Weiß- und Rotwein gewohnt ist. Tee, Heu und reife Äpfel sind Attribute, die oft in Hinblick auf Orange-Wine-Aromatik fallen.
Ein Name, der in dieser Causa keinesfalls unerwähnt bleiben soll: Josko Gravner, früher einsamer Don Quijote, der mit seinem in Tonamphoren und Co. gekelterten Wein gegen vinophile Windmühlen kämpfte, heute Gründervater und Papst des globalen Orange-Wine-Movements, das von Friaul aus die Weinwelt eroberte. Einige der besten Tropfen aus der Orange-Wine-Community stammen dabei nach wie vor aus dem feinen Weinbaugebiet im Nordosten Italiens an der Grenze zu Slowenien.
Der Ort des Geschehens
Die etwas mehr als 19.500 Hektar-Rebfläche umfassende Region wird durch die Julischen Alpen vor kräftigen Winden und Wetterkapriolen geschützt. Dennoch ist das Klima der hier liegenden bekannten DOC Colli Orientali bedeutend kontinentaler als im DOC Collio. Denn hier macht sich der mäßigende Einfluss der Adria bereits deutlich bemerkbar.
Großes Kino in fancy und classic
Traditionelle Produzenten, wie Silvio Jermann oder Marco Felluga bringen Weißweine von Weltruf hervor. Die Weine von Enzo Pontoni vom Weingut Miani, sind dabei so geheim und gleichzeitig gehypt, dass es schwer ist, eine Flasche zu ergattern. Schafft man es doch, so schreibt auch der Gambero Rosso, wird man sich bestimmt noch lange sehr gerne daran erinnern. Aber auch Orange Weine aus Friaul-Julisch-Venetien werden weltweit nachgefragt und in den besten Restaurants ausgeschenkt. Dazu zählen Weine von Stanislao Radikon sowie von Damijan Podversic.
Kaiserliches Weinbaugebiet
Die Weinbautradition in Friaul-Julisch Venetien ist bereits mehrere Tausend Jahre alt: 181 v. Chr. gründeten die Römer die Kolonie Aquileia – ihre Weinkultur im Gepäck. Sie entwickelten den von den Kelten begründeten Weinbau weiter und hoben ihn auf ein neues Niveau, sodass sich schon Kaiser Augustus Wein aus dem Friaul bis nach Rom senden ließ. In den 1960er-Jahren ermöglichte schließlich moderne Kellertechnik einen weiteren massiven Qualitätssprung. Insbesondere was die Produktion von Weißwein betrifft. Mario Schiopetto galt damals als einer der Wegbereiter. Sein Weingut zählt auch heute noch zu den traditionellen Qualitätserzeugern der Region. Hier, im Nordosten Italiens, kommen aber auch Kulturliebhaber voll auf ihre Kosten. Vom Schloss Miramar in Triest bis zum entspannten Meerblick in Grado. Das Ganze am besten mit einem feinen Wein im Gepäck. Was kann man mehr wollen …