Wein am Limit Folge 259 – Der Hammel und der Punk
Eine der Lieblingsrebsorten der Deutschen ist der Sauvignon Blanc. Es gibt kaum einen Winzer in der Pfalz, Württemberg oder Rheinhessen der sie heute nicht im Anbau hat. Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, daß diese aromatische Traube jemals bei uns Fuß fast? Da sie anfänglich mit hohen Erträgen und falschen Standorten zu kämpfen hatte, wurde sie von den Weinkritikern schnell angefeindet. Zuviele «grüne Suppen» ohne Struktur und Klarheit -in Verbindung mit dem gefürchteten „Pipi de Chat“- waren (und sind immer noch) im Umlauf. Dabei kommt das moderate Klima unserer Weinberge, dieser Kalkboden liebenden Sorte, zugute. Mittlerweile manifestiert sich auch ein eigener Stil in D, der sich im kommerziellen Bereich wohl mehr an der neuen Welt (Südafrika, Chile, NZ) anlehnt. Bis auf einige Ausnahmen, die den Weg Richtung Loire oder Bordeaux -nicht selten mit Holzfassausbau- einschlagen. Das ist allerdings ein anderes Preisgefüge.
Es gibt viel Platz für die Interpretation durch unsere Winzer. Das finde ich gut, denn der Sauvignon wird sich weiterentwickeln. Der Pfälzer Christoph Hammel baut seinen SB zu einen Hälfte im Holzfass und die andere im Stahltank aus. Auf diese Weise erreicht er mehr Komplexität und Schmelz. Da er einen Teil seiner Gesellenjahre in Südafrika gemacht hat, merkt man die Neue Welt Stilistik (obwohl ich das Wort NW nicht mehr so gerne verwende) in diesem sehr fruchtbetonten Stoff ganz gut. Seiner Philosophie ist, die Trauben maschinell und nachts zu ernten. Er möchte knackige Weine im Glas haben. Ich finde diesen Stoff rebsortentypisch und klar umrissen. Es finden sich die typisch fruchtigen Maracuja- und Stachelbeeraromen im Glas. Der Geschmack ist erfrischend, saftig und klar. Interessant ist der Restzucker mit knapp 7 g pro Liter, obwohl der Wein trocken schmeckt. Es ist das Spiel mit der hohen Säure.
Als Gastgeschenk hat er den Sauvignon Blanc “Katui“ vom Pfälzer Winzerkollegen Markus Schneider (und seinem Idol) aus Ellerstadt mitgebracht. Er gilt als einer der Wegbereiter des modernen deutschen Weinbaus. Mit klaren Etiketten und unkomplizierten Weinen hat Markus sich sichtbar in der ganzen deutschen Weinlandschaft ausgebreitet. Kaum eine Weinkarte oder Weinabteilung verzichtet auf ihn. Natürlich ruft ein solcher Erfolg auch Kritiker auf den Plan, die seine Weine als glattgebügelten Mainstream empfinden. Sein Sauvignon gehört mit großer Sicherheit zu den größten Verkaufsschlagern der deutschen Weinbranche. Hier gibt es nichts zu meckern. Im Duft und Geschmack finden sich zwar minimale Unterschiede zum Collage von Christoph Hammel, aber beide Weine sind sich in ihrer Art sehr ähnlich. Auch hier dominiert der herbfruchtige Duft und der säurebetonte frische Geschmack. Das ist kein großer Wein, aber das will er auch nicht sein, bzw. gibt das nicht vor. Ein Alltagstropfen der sich unkompliziert trinkt. Am besten zu Seafood, Salaten oder einer Party.
Der dritte Wein passt nicht so richtig in die Runde, weil er anders ausgebaut wurde und auch 2 Jahre älter ist. Darüber hinaus wurde ein kleiner Teil in gebrauchten Holzfässern spontan vergoren. Das ergibt einfach eine andere Dimension. Der internationale Benchmark für den sehr expressiven Stil des Sauvignon in den Augen vieler Weintrinker immer noch Marlborough, obwohl die Gier einiger Produzenten in den letzten Jahren den Namen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen hat. Im besten Fall hat man einen exzentrischen, grasgrünen (nach Piementos), Spargel, Gras, Basilikum und exotischen Früchten duftenden Wein, so wie diesen im Glas. Am Gaumen findet sich eine vibrierende Frische wieder. Allerdings ist er knochentrocken. Ein polarisierender Stoff, der nicht nur Freunde, aber dafür auch eine Menge Liebhaber hat. Das Anbaugebiet wurde erst in den 80iger Jahren erschlossen und die Trauben profitieren von den extremen Temperatur Unterschieden des nahegelegenen Ozeans und der Berge, aber auch von den steinigen Böden. Der Versuch den Wein in dieser Runde zu zeigen war es wert, aber der Terra Vin ist doch anders als seine deutschen Counterparts und teurer.
Ich habe mich sehr über die Kommentare von Winzer und Weinhändler Marco Giovanni Zanetti alias der „Winepunk“ aus dem Veneto gefreut. Eines kann man zu allen Weinen durchaus sagen: Sauvignon ist ein universeller Spaßmacher!